Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Tieck, Ludwig: Franz Sternbald's Wanderungen. Bd. 2. Berlin, 1798.

Bild:
<< vorherige Seite
"Was singt so lieblich leise?
Spricht drauf die Frühlingswelt:
Es ist die alte Weise,
Sie kommen von der Reise,
Keine Furcht mich rückwärts hält."
Auf thun sich grüne Äugelein,
Die Knospen sich erschließen
Die Vögelein zu grüßen,
Zu kosten den Sonnenschein.
Durch alle Bäume geht der Waldgeist
Und sumst: Auf, Kinder der Frühling ist da:
Storch, Schwalbe, die ich schon oftmals sah,
Auch Lerch' und Grasmückt' ist hergereif't.
Streckt ihnen die grünen Arm entgegen,
Laßt sie wohnen wie immer im schattigen Zelt,
Daß sie von Zweig zu Zweig sich regen,
Und jubeln und singen in frischer Welt.
Nun regt sich's und rauscht in allen Zweigen,
Alle Quellen mit neuem Leben spielen,
In den Ästen Lust und Kraft und Wühlen,
Jeder Baum will sich vor dem andern zeigen.
»Was ſingt ſo lieblich leiſe?
Spricht drauf die Frühlingswelt:
Es iſt die alte Weiſe,
Sie kommen von der Reiſe,
Keine Furcht mich rückwärts hält.«
Auf thun ſich grüne Äugelein,
Die Knospen ſich erſchließen
Die Vögelein zu grüßen,
Zu koſten den Sonnenſchein.
Durch alle Bäume geht der Waldgeiſt
Und ſumſt: Auf, Kinder der Frühling iſt da:
Storch, Schwalbe, die ich ſchon oftmals ſah‚
Auch Lerch' und Grasmückt' iſt hergereif't.
Streckt ihnen die grünen Arm entgegen,
Laßt ſie wohnen wie immer im ſchattigen Zelt,
Daß ſie von Zweig zu Zweig ſich regen,
Und jubeln und ſingen in friſcher Welt.
Nun regt ſich's und rauſcht in allen Zweigen,
Alle Quellen mit neuem Leben ſpielen,
In den Äſten Luſt und Kraft und Wühlen,
Jeder Baum will ſich vor dem andern zeigen.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <lg type="poem">
            <pb facs="#f0035" n="27"/>
            <lg n="5">
              <l>»Was &#x017F;ingt &#x017F;o lieblich lei&#x017F;e?</l><lb/>
              <l>Spricht drauf die Frühlingswelt:</l><lb/>
              <l>Es i&#x017F;t die alte Wei&#x017F;e,</l><lb/>
              <l>Sie kommen von der Rei&#x017F;e,</l><lb/>
              <l>Keine Furcht mich rückwärts hält.«</l><lb/>
            </lg>
            <lg n="6">
              <l>Auf thun &#x017F;ich grüne Äugelein,</l><lb/>
              <l>Die Knospen &#x017F;ich er&#x017F;chließen</l><lb/>
              <l>Die Vögelein zu grüßen,</l><lb/>
              <l>Zu ko&#x017F;ten den Sonnen&#x017F;chein.</l><lb/>
            </lg>
            <lg n="7">
              <l>Durch alle Bäume geht der Waldgei&#x017F;t</l><lb/>
              <l>Und &#x017F;um&#x017F;t: Auf, Kinder der Frühling i&#x017F;t da:</l><lb/>
              <l>Storch, Schwalbe, die ich &#x017F;chon oftmals &#x017F;ah&#x201A;</l><lb/>
              <l>Auch Lerch' und Grasmückt' i&#x017F;t hergereif't.</l><lb/>
            </lg>
            <lg n="8">
              <l>Streckt ihnen die grünen Arm entgegen,</l><lb/>
              <l>Laßt &#x017F;ie wohnen wie immer im &#x017F;chattigen Zelt,</l><lb/>
              <l>Daß &#x017F;ie von Zweig zu Zweig &#x017F;ich regen,</l><lb/>
              <l>Und jubeln und &#x017F;ingen in fri&#x017F;cher Welt.</l><lb/>
            </lg>
            <lg n="9">
              <l>Nun regt &#x017F;ich's und rau&#x017F;cht in allen Zweigen,</l><lb/>
              <l>Alle Quellen mit neuem Leben &#x017F;pielen,</l><lb/>
              <l>In den Ä&#x017F;ten Lu&#x017F;t und Kraft und Wühlen,</l><lb/>
              <l>Jeder Baum will &#x017F;ich vor dem andern zeigen.</l><lb/>
            </lg>
          </lg>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[27/0035] »Was ſingt ſo lieblich leiſe? Spricht drauf die Frühlingswelt: Es iſt die alte Weiſe, Sie kommen von der Reiſe, Keine Furcht mich rückwärts hält.« Auf thun ſich grüne Äugelein, Die Knospen ſich erſchließen Die Vögelein zu grüßen, Zu koſten den Sonnenſchein. Durch alle Bäume geht der Waldgeiſt Und ſumſt: Auf, Kinder der Frühling iſt da: Storch, Schwalbe, die ich ſchon oftmals ſah‚ Auch Lerch' und Grasmückt' iſt hergereif't. Streckt ihnen die grünen Arm entgegen, Laßt ſie wohnen wie immer im ſchattigen Zelt, Daß ſie von Zweig zu Zweig ſich regen, Und jubeln und ſingen in friſcher Welt. Nun regt ſich's und rauſcht in allen Zweigen, Alle Quellen mit neuem Leben ſpielen, In den Äſten Luſt und Kraft und Wühlen, Jeder Baum will ſich vor dem andern zeigen.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/tieck_sternbald02_1798
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/tieck_sternbald02_1798/35
Zitationshilfe: Tieck, Ludwig: Franz Sternbald's Wanderungen. Bd. 2. Berlin, 1798, S. 27. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/tieck_sternbald02_1798/35>, abgerufen am 03.12.2024.