Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Tieck, Ludwig: Franz Sternbald's Wanderungen. Bd. 2. Berlin, 1798.

Bild:
<< vorherige Seite
Nun rauscht's und alle stehn in grüner Pracht,
Die Abendwolken über Wäldern ziehn,
Und schöner durch die Wipfel glühn,
Der grüne Hain von goldnem Feuer angefacht.
Gebiert das Thal die Blumen an das Licht
Die die holde Liebe der Welt verkünden,
Es lächelt und winkt in stillen Gründen
Des sanften Veilchens Angesicht,
Das sinnige Vergißmeinnicht.
Sie sind die Winke, die süßen Blicke,
Die dem Geliebten das Mädchen reicht,
Vorboten vom zukünft'gen Glücke,
Ein Auge, das schmachtend entgegen neigt.
Sie bücken sich mit schalkhaftem Sinn
Und grüßen, wer vorübergeht,
Wer ihren sanften Blick verschmäht
Dem reichen sie die weißen Finger hin.
Doch nun erscheint des Frühlings Frühlingszeit,
Wenn Liebe Gegenliebe findet
Und sich zu einer Lieb' entzündet,
Dann glänzt die Pracht der Blumen hell und weit.
Nun rauſcht's und alle ſtehn in grüner Pracht,
Die Abendwolken über Wäldern ziehn,
Und ſchöner durch die Wipfel glühn,
Der grüne Hain von goldnem Feuer angefacht.
Gebiert das Thal die Blumen an das Licht
Die die holde Liebe der Welt verkünden,
Es lächelt und winkt in ſtillen Gründen
Des ſanften Veilchens Angeſicht,
Das ſinnige Vergißmeinnicht.
Sie ſind die Winke, die ſüßen Blicke,
Die dem Geliebten das Mädchen reicht,
Vorboten vom zukünft'gen Glücke,
Ein Auge, das ſchmachtend entgegen neigt.
Sie bücken ſich mit ſchalkhaftem Sinn
Und grüßen, wer vorübergeht,
Wer ihren ſanften Blick verſchmäht
Dem reichen ſie die weißen Finger hin.
Doch nun erſcheint des Frühlings Frühlingszeit,
Wenn Liebe Gegenliebe findet
Und ſich zu einer Lieb' entzündet,
Dann glänzt die Pracht der Blumen hell und weit.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <lg type="poem">
            <pb facs="#f0036" n="28"/>
            <lg n="10">
              <l>Nun rau&#x017F;cht's und alle &#x017F;tehn in grüner Pracht,</l><lb/>
              <l>Die Abendwolken über Wäldern ziehn,</l><lb/>
              <l>Und &#x017F;chöner durch die Wipfel glühn,</l><lb/>
              <l>Der grüne Hain von goldnem Feuer angefacht.</l><lb/>
            </lg>
            <lg n="11">
              <l>Gebiert das Thal die Blumen an das Licht</l><lb/>
              <l>Die die holde Liebe der Welt verkünden,</l><lb/>
              <l>Es lächelt und winkt in &#x017F;tillen Gründen</l><lb/>
              <l>Des &#x017F;anften Veilchens Ange&#x017F;icht,</l><lb/>
              <l>Das &#x017F;innige Vergißmeinnicht.</l><lb/>
            </lg>
            <lg n="12">
              <l>Sie &#x017F;ind die Winke, die &#x017F;üßen Blicke,</l><lb/>
              <l>Die dem Geliebten das Mädchen reicht,</l><lb/>
              <l>Vorboten vom zukünft'gen Glücke,</l><lb/>
              <l>Ein Auge, das &#x017F;chmachtend entgegen neigt.</l><lb/>
            </lg>
            <lg n="13">
              <l>Sie bücken &#x017F;ich mit &#x017F;chalkhaftem Sinn</l><lb/>
              <l>Und grüßen, wer vorübergeht,</l><lb/>
              <l>Wer ihren &#x017F;anften Blick ver&#x017F;chmäht</l><lb/>
              <l>Dem reichen &#x017F;ie die weißen Finger hin.</l><lb/>
            </lg>
            <lg n="14">
              <l>Doch nun er&#x017F;cheint des Frühlings Frühlingszeit,</l><lb/>
              <l>Wenn Liebe Gegenliebe findet</l><lb/>
              <l>Und &#x017F;ich zu einer Lieb' entzündet,</l><lb/>
              <l>Dann glänzt die Pracht der Blumen hell und weit.</l><lb/>
            </lg>
          </lg>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[28/0036] Nun rauſcht's und alle ſtehn in grüner Pracht, Die Abendwolken über Wäldern ziehn, Und ſchöner durch die Wipfel glühn, Der grüne Hain von goldnem Feuer angefacht. Gebiert das Thal die Blumen an das Licht Die die holde Liebe der Welt verkünden, Es lächelt und winkt in ſtillen Gründen Des ſanften Veilchens Angeſicht, Das ſinnige Vergißmeinnicht. Sie ſind die Winke, die ſüßen Blicke, Die dem Geliebten das Mädchen reicht, Vorboten vom zukünft'gen Glücke, Ein Auge, das ſchmachtend entgegen neigt. Sie bücken ſich mit ſchalkhaftem Sinn Und grüßen, wer vorübergeht, Wer ihren ſanften Blick verſchmäht Dem reichen ſie die weißen Finger hin. Doch nun erſcheint des Frühlings Frühlingszeit, Wenn Liebe Gegenliebe findet Und ſich zu einer Lieb' entzündet, Dann glänzt die Pracht der Blumen hell und weit.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/tieck_sternbald02_1798
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/tieck_sternbald02_1798/36
Zitationshilfe: Tieck, Ludwig: Franz Sternbald's Wanderungen. Bd. 2. Berlin, 1798, S. 28. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/tieck_sternbald02_1798/36>, abgerufen am 03.12.2024.