Bildhauer Bolz liegen, der ganz entkräftet war. Franz erstaunte nicht wenig, ihn dort zu finden. Mit Hülfe einiger Vorüberwan¬ dernden brachte er ihn in's nahe Städtchen, er war verwundet, entkräftet und verblutet, aber ohne Gefahr.
Franz sorgte für ihn, und als sie allein waren, sagte Augustin: Ihr trefft mich hier, mein Freund, gewiß gegen Eure Erwartung an, ich hätte Euch mehr vertrauen, und mich früher Eurer Hülfe bedienen sollen, so wäre mir dies Unglück nicht begegnet. Ich wollte die Nonne, die man in wenigen Ta¬ gen einkleiden wollte, entführen, ich beredete Euch deshalb, Euch im Kloster dort zu ver¬ dingen. Aber man ist mir zuvorgekommen. In der verwichenen Nacht traf ich sie in Ge¬ sellschaft von zwei unbekannten Männern, ich fiel sie an und ward überwältigt. Ich zweifle nicht, daß es ein Streich von Rode¬
Bildhauer Bolz liegen, der ganz entkräftet war. Franz erſtaunte nicht wenig, ihn dort zu finden. Mit Hülfe einiger Vorüberwan¬ dernden brachte er ihn in's nahe Städtchen, er war verwundet, entkräftet und verblutet, aber ohne Gefahr.
Franz ſorgte für ihn, und als ſie allein waren, ſagte Auguſtin: Ihr trefft mich hier, mein Freund, gewiß gegen Eure Erwartung an, ich hätte Euch mehr vertrauen, und mich früher Eurer Hülfe bedienen ſollen, ſo wäre mir dies Unglück nicht begegnet. Ich wollte die Nonne, die man in wenigen Ta¬ gen einkleiden wollte, entführen, ich beredete Euch deshalb, Euch im Kloſter dort zu ver¬ dingen. Aber man iſt mir zuvorgekommen. In der verwichenen Nacht traf ich ſie in Ge¬ ſellſchaft von zwei unbekannten Männern, ich fiel ſie an und ward überwältigt. Ich zweifle nicht, daß es ein Streich von Rode¬
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><p><pbfacs="#f0350"n="342"/>
Bildhauer Bolz liegen, der ganz entkräftet<lb/>
war. Franz erſtaunte nicht wenig, ihn dort<lb/>
zu finden. Mit Hülfe einiger Vorüberwan¬<lb/>
dernden brachte er ihn in's nahe Städtchen,<lb/>
er war verwundet, entkräftet und verblutet,<lb/>
aber ohne Gefahr.</p><lb/><p>Franz ſorgte für ihn, und als ſie allein<lb/>
waren, ſagte Auguſtin: Ihr trefft mich hier,<lb/>
mein Freund, gewiß gegen Eure Erwartung<lb/>
an, ich hätte Euch mehr vertrauen, und<lb/>
mich früher Eurer Hülfe bedienen ſollen, ſo<lb/>
wäre mir dies Unglück nicht begegnet. Ich<lb/>
wollte die Nonne, die man in wenigen Ta¬<lb/>
gen einkleiden wollte, entführen, ich beredete<lb/>
Euch deshalb, Euch im Kloſter dort zu ver¬<lb/>
dingen. Aber man iſt mir zuvorgekommen.<lb/>
In der verwichenen Nacht traf ich ſie in Ge¬<lb/>ſellſchaft von zwei unbekannten Männern,<lb/>
ich fiel ſie an und ward überwältigt. Ich<lb/>
zweifle nicht, daß es ein Streich von Rode¬<lb/></p></div></div></body></text></TEI>
[342/0350]
Bildhauer Bolz liegen, der ganz entkräftet
war. Franz erſtaunte nicht wenig, ihn dort
zu finden. Mit Hülfe einiger Vorüberwan¬
dernden brachte er ihn in's nahe Städtchen,
er war verwundet, entkräftet und verblutet,
aber ohne Gefahr.
Franz ſorgte für ihn, und als ſie allein
waren, ſagte Auguſtin: Ihr trefft mich hier,
mein Freund, gewiß gegen Eure Erwartung
an, ich hätte Euch mehr vertrauen, und
mich früher Eurer Hülfe bedienen ſollen, ſo
wäre mir dies Unglück nicht begegnet. Ich
wollte die Nonne, die man in wenigen Ta¬
gen einkleiden wollte, entführen, ich beredete
Euch deshalb, Euch im Kloſter dort zu ver¬
dingen. Aber man iſt mir zuvorgekommen.
In der verwichenen Nacht traf ich ſie in Ge¬
ſellſchaft von zwei unbekannten Männern,
ich fiel ſie an und ward überwältigt. Ich
zweifle nicht, daß es ein Streich von Rode¬
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Sie haben einen Fehler gefunden?
Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform
DTAQ melden.
Kommentar zur DTA-Ausgabe
Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend
gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien
von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem
DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.
Tieck, Ludwig: Franz Sternbald's Wanderungen. Bd. 2. Berlin, 1798, S. 342. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/tieck_sternbald02_1798/350>, abgerufen am 24.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.