Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Tieck, Ludwig: Franz Sternbald's Wanderungen. Bd. 2. Berlin, 1798.

Bild:
<< vorherige Seite

ein Bild zu mahlen, und schien an Stern¬
bald Antheil zu nehmen. Sie sahen sich öf¬
ter, und Franz ward in Rustici's Freund¬
schaft aufgenommen.

Dieser Mahler war ein lustiger, offener
Mann, der ernst seyn konnte, wenn er woll¬
te, aber immer für leichten Scherz Zeit ge¬
nug übrig behielt. Franz besuchte ihn oft,
um von ihm zu lernen und sich an seinen
sinnreichen Gesprächen zu ergötzen. Rustici
war ein angesehener Mann in Florenz, aus
einer guten Familie, der bei Andrea
Verocchio
und dem berühmten Leonard
da Vinci
seine Kunst erlernt hatte. Franz
bewunderte den großen Ausdruck an seinen
Bildern, die wohl überdachte Composition.

Nachdem sich beide oft gesehn hatten,
sagte Rustici an einem Tage zu Stern¬
bald: Mein lieber deutscher Freund, be¬
sucht mich am künftigen Sonnabend in mei¬

ein Bild zu mahlen, und ſchien an Stern¬
bald Antheil zu nehmen. Sie ſahen ſich öf¬
ter, und Franz ward in Ruſtici's Freund¬
ſchaft aufgenommen.

Dieſer Mahler war ein luſtiger, offener
Mann, der ernſt ſeyn konnte, wenn er woll¬
te, aber immer für leichten Scherz Zeit ge¬
nug übrig behielt. Franz beſuchte ihn oft,
um von ihm zu lernen und ſich an ſeinen
ſinnreichen Geſprächen zu ergötzen. Ruſtici
war ein angeſehener Mann in Florenz, aus
einer guten Familie, der bei Andrea
Verocchio
und dem berühmten Leonard
da Vinci
ſeine Kunſt erlernt hatte. Franz
bewunderte den großen Ausdruck an ſeinen
Bildern, die wohl überdachte Compoſition.

Nachdem ſich beide oft geſehn hatten,
ſagte Ruſtici an einem Tage zu Stern¬
bald: Mein lieber deutſcher Freund, be¬
ſucht mich am künftigen Sonnabend in mei¬

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0365" n="357"/>
ein Bild zu mahlen, und &#x017F;chien an Stern¬<lb/>
bald Antheil zu nehmen. Sie &#x017F;ahen &#x017F;ich öf¬<lb/>
ter, und Franz ward in Ru&#x017F;tici's Freund¬<lb/>
&#x017F;chaft aufgenommen.</p><lb/>
          <p>Die&#x017F;er Mahler war ein lu&#x017F;tiger, offener<lb/>
Mann, der ern&#x017F;t &#x017F;eyn konnte, wenn er woll¬<lb/>
te, aber immer für leichten Scherz Zeit ge¬<lb/>
nug übrig behielt. Franz be&#x017F;uchte ihn oft,<lb/>
um von ihm zu lernen und &#x017F;ich an &#x017F;einen<lb/>
&#x017F;innreichen Ge&#x017F;prächen zu ergötzen. Ru&#x017F;tici<lb/>
war ein ange&#x017F;ehener Mann in Florenz, aus<lb/>
einer guten Familie, der bei <hi rendition="#g">Andrea<lb/>
Verocchio</hi> und dem berühmten <hi rendition="#g">Leonard<lb/>
da Vinci</hi> &#x017F;eine Kun&#x017F;t erlernt hatte. Franz<lb/>
bewunderte den großen Ausdruck an &#x017F;einen<lb/>
Bildern, die wohl überdachte Compo&#x017F;ition.</p><lb/>
          <p>Nachdem &#x017F;ich beide oft ge&#x017F;ehn hatten,<lb/>
&#x017F;agte Ru&#x017F;tici an einem Tage zu Stern¬<lb/>
bald: Mein lieber deut&#x017F;cher Freund, be¬<lb/>
&#x017F;ucht mich am künftigen Sonnabend in mei¬<lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[357/0365] ein Bild zu mahlen, und ſchien an Stern¬ bald Antheil zu nehmen. Sie ſahen ſich öf¬ ter, und Franz ward in Ruſtici's Freund¬ ſchaft aufgenommen. Dieſer Mahler war ein luſtiger, offener Mann, der ernſt ſeyn konnte, wenn er woll¬ te, aber immer für leichten Scherz Zeit ge¬ nug übrig behielt. Franz beſuchte ihn oft, um von ihm zu lernen und ſich an ſeinen ſinnreichen Geſprächen zu ergötzen. Ruſtici war ein angeſehener Mann in Florenz, aus einer guten Familie, der bei Andrea Verocchio und dem berühmten Leonard da Vinci ſeine Kunſt erlernt hatte. Franz bewunderte den großen Ausdruck an ſeinen Bildern, die wohl überdachte Compoſition. Nachdem ſich beide oft geſehn hatten, ſagte Ruſtici an einem Tage zu Stern¬ bald: Mein lieber deutſcher Freund, be¬ ſucht mich am künftigen Sonnabend in mei¬

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/tieck_sternbald02_1798
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/tieck_sternbald02_1798/365
Zitationshilfe: Tieck, Ludwig: Franz Sternbald's Wanderungen. Bd. 2. Berlin, 1798, S. 357. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/tieck_sternbald02_1798/365>, abgerufen am 24.11.2024.