Fesseln, der Busen war bloß. Franz sagte: Nur ein Künstler kann die Welt und ihre Freuden auf die wahre und edelste Art ge¬ nießen, er hat das große Geheimniß erfun¬ den, alles in Gold zu verwandeln. In Ita¬ lien ist es, wo die Wollust die Vögel zum Singen antreibt, wo jeder kühle Baumschat¬ ten Liebe duftet, wo es dem Bache in den Mund gelegt ist, von Wonne zu rieseln und zu scherzen. In der Fremde, im Norden ist die Freude selbst eine Klage, man wagt dort nicht, den vorüberschwebenden Engel bei sei¬ nen großen goldenen Flügel herunterzuziehn.
Ein Mädchen gegenüber nahm den Blu¬ menstraus von der weißen Brust, und warf ihn Franzen nach den Augen, indem sie aus¬ rief: Ihr solltet ein Dichter seyn, Freund, und kein Mahler, dann solltet Ihr lieben, und Euch täglich in einem neuen Sonnette hören lassen.
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Feſſeln, der Buſen war bloß. Franz ſagte: Nur ein Künſtler kann die Welt und ihre Freuden auf die wahre und edelſte Art ge¬ nießen, er hat das große Geheimniß erfun¬ den, alles in Gold zu verwandeln. In Ita¬ lien iſt es, wo die Wolluſt die Vögel zum Singen antreibt, wo jeder kühle Baumſchat¬ ten Liebe duftet, wo es dem Bache in den Mund gelegt iſt, von Wonne zu rieſeln und zu ſcherzen. In der Fremde, im Norden iſt die Freude ſelbſt eine Klage, man wagt dort nicht, den vorüberſchwebenden Engel bei ſei¬ nen großen goldenen Flügel herunterzuziehn.
Ein Mädchen gegenüber nahm den Blu¬ menſtraus von der weißen Bruſt, und warf ihn Franzen nach den Augen, indem ſie aus¬ rief: Ihr ſolltet ein Dichter ſeyn, Freund, und kein Mahler, dann ſolltet Ihr lieben, und Euch täglich in einem neuen Sonnette hören laſſen.
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Feſſeln, der Buſen war bloß. Franz ſagte:
Nur ein Künſtler kann die Welt und ihre
Freuden auf die wahre und edelſte Art ge¬
nießen, er hat das große Geheimniß erfun¬
den, alles in Gold zu verwandeln. In Ita¬
lien iſt es, wo die Wolluſt die Vögel zum
Singen antreibt, wo jeder kühle Baumſchat¬
ten Liebe duftet, wo es dem Bache in den
Mund gelegt iſt, von Wonne zu rieſeln und
zu ſcherzen. In der Fremde, im Norden iſt
die Freude ſelbſt eine Klage, man wagt dort
nicht, den vorüberſchwebenden Engel bei ſei¬
nen großen goldenen Flügel herunterzuziehn.
Ein Mädchen gegenüber nahm den Blu¬
menſtraus von der weißen Bruſt, und warf
ihn Franzen nach den Augen, indem ſie aus¬
rief: Ihr ſolltet ein Dichter ſeyn, Freund,
und kein Mahler, dann ſolltet Ihr lieben,
und Euch täglich in einem neuen Sonnette
hören laſſen.
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Tieck, Ludwig: Franz Sternbald's Wanderungen. Bd. 2. Berlin, 1798, S. 368. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/tieck_sternbald02_1798/376>, abgerufen am 24.11.2024.
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