Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Tieck, Ludwig: Franz Sternbald's Wanderungen. Bd. 2. Berlin, 1798.

Bild:
<< vorherige Seite
Das Winken, die Küsse,
Ich gönne sie Dir,
Wir lieben ihn beide,
Es brennt die Freude
Nur heller allhier,
Damit er nicht scheide
Und beide
Mit Zürnen vermeide
Beglücken mit Eintracht den Lieblichsten wir.

Die Mädchen sangen diesen lebhaften
Wettgesang mit einer unaussprechlichen An¬
muth, jede Bewegung ihrer Mienen, jedes
Winken ihrer Augen war lüstern und ver¬
führerisch: die ganze Tafel klatschte, als sie
geendigt hatten, der junge Mann, der Laura
zum Feste geführt hatte, wurde verdrüßlich
und einsilbig. Der Strom der Freude nahm
ihn aber bald wieder mit.

Andrea und Francesko hatten sich ab¬
seits unter einen Baum gesetzt, und führten
ein ernsthaftes Gespräch; beide waren von

Das Winken, die Küſſe,
Ich gönne ſie Dir,
Wir lieben ihn beide,
Es brennt die Freude
Nur heller allhier,
Damit er nicht ſcheide
Und beide
Mit Zürnen vermeide
Beglücken mit Eintracht den Lieblichſten wir.

Die Mädchen ſangen dieſen lebhaften
Wettgeſang mit einer unausſprechlichen An¬
muth, jede Bewegung ihrer Mienen, jedes
Winken ihrer Augen war lüſtern und ver¬
führeriſch: die ganze Tafel klatſchte, als ſie
geendigt hatten, der junge Mann, der Laura
zum Feſte geführt hatte, wurde verdrüßlich
und einſilbig. Der Strom der Freude nahm
ihn aber bald wieder mit.

Andrea und Francesko hatten ſich ab¬
ſeits unter einen Baum geſetzt, und führten
ein ernſthaftes Geſpräch; beide waren von

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <lg type="poem">
            <pb facs="#f0384" n="376"/>
            <lg n="2">
              <l>Das Winken, die Kü&#x017F;&#x017F;e,</l><lb/>
              <l>Ich gönne &#x017F;ie Dir,</l><lb/>
              <l>Wir lieben ihn beide,</l><lb/>
              <l>Es brennt die Freude</l><lb/>
              <l>Nur heller allhier,</l><lb/>
              <l>Damit er nicht &#x017F;cheide</l><lb/>
              <l>Und beide</l><lb/>
              <l>Mit Zürnen vermeide</l><lb/>
              <l>Beglücken mit Eintracht den Lieblich&#x017F;ten wir.</l><lb/>
            </lg>
          </lg>
          <p>Die Mädchen &#x017F;angen die&#x017F;en lebhaften<lb/>
Wettge&#x017F;ang mit einer unaus&#x017F;prechlichen An¬<lb/>
muth, jede Bewegung ihrer Mienen, jedes<lb/>
Winken ihrer Augen war lü&#x017F;tern und ver¬<lb/>
führeri&#x017F;ch: die ganze Tafel klat&#x017F;chte, als &#x017F;ie<lb/>
geendigt hatten, der junge Mann, der Laura<lb/>
zum Fe&#x017F;te geführt hatte, wurde verdrüßlich<lb/>
und ein&#x017F;ilbig. Der Strom der Freude nahm<lb/>
ihn aber bald wieder mit.</p><lb/>
          <p>Andrea und Francesko hatten &#x017F;ich ab¬<lb/>
&#x017F;eits unter einen Baum ge&#x017F;etzt, und führten<lb/>
ein ern&#x017F;thaftes Ge&#x017F;präch; beide waren von<lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[376/0384] Das Winken, die Küſſe, Ich gönne ſie Dir, Wir lieben ihn beide, Es brennt die Freude Nur heller allhier, Damit er nicht ſcheide Und beide Mit Zürnen vermeide Beglücken mit Eintracht den Lieblichſten wir. Die Mädchen ſangen dieſen lebhaften Wettgeſang mit einer unausſprechlichen An¬ muth, jede Bewegung ihrer Mienen, jedes Winken ihrer Augen war lüſtern und ver¬ führeriſch: die ganze Tafel klatſchte, als ſie geendigt hatten, der junge Mann, der Laura zum Feſte geführt hatte, wurde verdrüßlich und einſilbig. Der Strom der Freude nahm ihn aber bald wieder mit. Andrea und Francesko hatten ſich ab¬ ſeits unter einen Baum geſetzt, und führten ein ernſthaftes Geſpräch; beide waren von

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/tieck_sternbald02_1798
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/tieck_sternbald02_1798/384
Zitationshilfe: Tieck, Ludwig: Franz Sternbald's Wanderungen. Bd. 2. Berlin, 1798, S. 376. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/tieck_sternbald02_1798/384>, abgerufen am 24.11.2024.