selungen und Absonderungen der bunten Welt. Ich bin frei, aber die Freiheit ge¬ nügt mir nicht, ich kehre zurück und reiße mich von neuem empor. Es ist, als wenn Stimmen mich erinnerten, daß ich schon einst viel glücklicher gewesen sey, und daß ich aus dieses Glück von neuem hoffen müsse. Die Musik ist es nicht selbst, die so zu mir spricht, aber ich höre sie wie abgebrochene Laute aus einer ehemaligen verlornen Welt, die ganz und durchaus nur Musik war, die nicht Theile, Abgesonderheit hatte, sondern wie ein einziger Wohllaut, lauter Biegsamkeit und Glück dahinschwebte, und meinen Geist auf ihren weichen Schwanen¬ federn trug, statt daß er auch jetzt noch auf den süßesten Tönen wie auf Steinen liegt, und sein Unglück fühlt und beklagt.
So ist Euch nicht zu helfen, phantasti¬ scher lieber Mahler und Freund, sagte Laura
ſelungen und Abſonderungen der bunten Welt. Ich bin frei, aber die Freiheit ge¬ nügt mir nicht, ich kehre zurück und reiße mich von neuem empor. Es iſt, als wenn Stimmen mich erinnerten, daß ich ſchon einſt viel glücklicher geweſen ſey, und daß ich aus dieſes Glück von neuem hoffen müſſe. Die Muſik iſt es nicht ſelbſt, die ſo zu mir ſpricht, aber ich höre ſie wie abgebrochene Laute aus einer ehemaligen verlornen Welt, die ganz und durchaus nur Muſik war, die nicht Theile, Abgeſonderheit hatte, ſondern wie ein einziger Wohllaut, lauter Biegſamkeit und Glück dahinſchwebte, und meinen Geiſt auf ihren weichen Schwanen¬ federn trug, ſtatt daß er auch jetzt noch auf den ſüßeſten Tönen wie auf Steinen liegt, und ſein Unglück fühlt und beklagt.
So iſt Euch nicht zu helfen, phantaſti¬ ſcher lieber Mahler und Freund, ſagte Laura
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ſelungen und Abſonderungen der bunten
Welt. Ich bin frei, aber die Freiheit ge¬
nügt mir nicht, ich kehre zurück und reiße
mich von neuem empor. Es iſt, als wenn
Stimmen mich erinnerten, daß ich ſchon einſt
viel glücklicher geweſen ſey, und daß ich
aus dieſes Glück von neuem hoffen müſſe.
Die Muſik iſt es nicht ſelbſt, die ſo zu mir
ſpricht, aber ich höre ſie wie abgebrochene
Laute aus einer ehemaligen verlornen Welt,
die ganz und durchaus nur Muſik war,
die nicht Theile, Abgeſonderheit hatte,
ſondern wie ein einziger Wohllaut, lauter
Biegſamkeit und Glück dahinſchwebte, und
meinen Geiſt auf ihren weichen Schwanen¬
federn trug, ſtatt daß er auch jetzt noch auf
den ſüßeſten Tönen wie auf Steinen liegt,
und ſein Unglück fühlt und beklagt.
So iſt Euch nicht zu helfen, phantaſti¬
ſcher lieber Mahler und Freund, ſagte Laura
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Tieck, Ludwig: Franz Sternbald's Wanderungen. Bd. 2. Berlin, 1798, S. 381. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/tieck_sternbald02_1798/389>, abgerufen am 24.11.2024.
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