Der Mönch nahm das Wort. Nein, sagte er, leider hat diese schönste Zier der edlen Mahlerkunst die Erde verlassen; er ist im vorigen Jahre gestorben. Mit ihm ist viel¬ leicht die Kunst aus Italien entwichen.
Wie Ihr da sprecht! rief der Bildhauer Bolz, und was wäre dann der unsterbliche Michel Angelo, der die höchste Höhe der Kunst erreicht hat, die Rafael niemals ge¬ kannt hat? Der uns gezeigt hat, was er¬ habener Reiz sey, und die Ideale der Alten mit dem genauen Studium der wirklichen Natur verbunden? Dieser lebt noch, mein junger Freund, und er steht lächelnd am Ziele der Sculptur und Mahlerei, als ein hoher Genius, der jedem Schüler sein Stre¬ ben andeutet und erleichtert.
So ist mir dieser Wunsch meines Her¬
edle Rafael von Urbin? Habt Ihr ihn noch geſehn?
Der Mönch nahm das Wort. Nein, ſagte er, leider hat dieſe ſchönſte Zier der edlen Mahlerkunſt die Erde verlaſſen; er iſt im vorigen Jahre geſtorben. Mit ihm iſt viel¬ leicht die Kunſt aus Italien entwichen.
Wie Ihr da ſprecht! rief der Bildhauer Bolz, und was wäre dann der unſterbliche Michel Angelo, der die höchſte Höhe der Kunſt erreicht hat, die Rafael niemals ge¬ kannt hat? Der uns gezeigt hat, was er¬ habener Reiz ſey, und die Ideale der Alten mit dem genauen Studium der wirklichen Natur verbunden? Dieſer lebt noch, mein junger Freund, und er ſteht lächelnd am Ziele der Sculptur und Mahlerei, als ein hoher Genius, der jedem Schüler ſein Stre¬ ben andeutet und erleichtert.
So iſt mir dieſer Wunſch meines Her¬
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edle Rafael von Urbin? Habt Ihr ihn
noch geſehn?
Der Mönch nahm das Wort. Nein, ſagte
er, leider hat dieſe ſchönſte Zier der edlen
Mahlerkunſt die Erde verlaſſen; er iſt im
vorigen Jahre geſtorben. Mit ihm iſt viel¬
leicht die Kunſt aus Italien entwichen.
Wie Ihr da ſprecht! rief der Bildhauer
Bolz, und was wäre dann der unſterbliche
Michel Angelo, der die höchſte Höhe der
Kunſt erreicht hat, die Rafael niemals ge¬
kannt hat? Der uns gezeigt hat, was er¬
habener Reiz ſey, und die Ideale der Alten
mit dem genauen Studium der wirklichen
Natur verbunden? Dieſer lebt noch, mein
junger Freund, und er ſteht lächelnd am
Ziele der Sculptur und Mahlerei, als ein
hoher Genius, der jedem Schüler ſein Stre¬
ben andeutet und erleichtert.
So iſt mir dieſer Wunſch meines Her¬
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Tieck, Ludwig: Franz Sternbald's Wanderungen. Bd. 2. Berlin, 1798, S. 31. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/tieck_sternbald02_1798/39>, abgerufen am 21.11.2024.
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