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Tieck, Ludwig: Franz Sternbald's Wanderungen. Bd. 2. Berlin, 1798.

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an Busen geschmiegt, begonn eine neue Wen¬
dung. Da sah man die verführerischsten Stel¬
lungen knüpfen, alle Gelenke wurden bieg¬
samer, Franz war wie in Trunkenheit ver¬
loren. Die Luft duftete ihnen Wonne und
Freude entgegen, wie auf den Wellen der
Musik schwebte er an Laura's oder Leno¬
rens Arm einher, in jedem tanzenden Ge¬
sicht kam ihm ein schalkhafter Engel ent¬
gegen, der ihm Entzücken predigte. Er
drückte Laura's Hand, die seine Zärtlichkeit
erwiederte.

Man ruhte im Schatten der Bäume
aus. Knaben gaben gaben kühlende, wohl¬
schmeckende Früchte herum, die Schönen la¬
gerten sich im Grase. Andrea war vom
Tanz erhitzt und sagte: Seht, mein Freund
Sternbald, so müßt Ihr Deutsche erst nach
Italien kommen, um zu lernen, was schön
sey, hier erst offenbart sich Euch Natur und

Kunst.

an Buſen geſchmiegt, begonn eine neue Wen¬
dung. Da ſah man die verführeriſchſten Stel¬
lungen knüpfen, alle Gelenke wurden bieg¬
ſamer, Franz war wie in Trunkenheit ver¬
loren. Die Luft duftete ihnen Wonne und
Freude entgegen, wie auf den Wellen der
Muſik ſchwebte er an Laura's oder Leno¬
rens Arm einher, in jedem tanzenden Ge¬
ſicht kam ihm ein ſchalkhafter Engel ent¬
gegen, der ihm Entzücken predigte. Er
drückte Laura's Hand, die ſeine Zärtlichkeit
erwiederte.

Man ruhte im Schatten der Bäume
aus. Knaben gaben gaben kühlende, wohl¬
ſchmeckende Früchte herum, die Schönen la¬
gerten ſich im Graſe. Andrea war vom
Tanz erhitzt und ſagte: Seht, mein Freund
Sternbald, ſo müßt Ihr Deutſche erſt nach
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[384/0392] an Buſen geſchmiegt, begonn eine neue Wen¬ dung. Da ſah man die verführeriſchſten Stel¬ lungen knüpfen, alle Gelenke wurden bieg¬ ſamer, Franz war wie in Trunkenheit ver¬ loren. Die Luft duftete ihnen Wonne und Freude entgegen, wie auf den Wellen der Muſik ſchwebte er an Laura's oder Leno¬ rens Arm einher, in jedem tanzenden Ge¬ ſicht kam ihm ein ſchalkhafter Engel ent¬ gegen, der ihm Entzücken predigte. Er drückte Laura's Hand, die ſeine Zärtlichkeit erwiederte. Man ruhte im Schatten der Bäume aus. Knaben gaben gaben kühlende, wohl¬ ſchmeckende Früchte herum, die Schönen la¬ gerten ſich im Graſe. Andrea war vom Tanz erhitzt und ſagte: Seht, mein Freund Sternbald, ſo müßt Ihr Deutſche erſt nach Italien kommen, um zu lernen, was ſchön ſey, hier erſt offenbart ſich Euch Natur und Kunſt.

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Zitationshilfe: Tieck, Ludwig: Franz Sternbald's Wanderungen. Bd. 2. Berlin, 1798, S. 384. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/tieck_sternbald02_1798/392>, abgerufen am 24.11.2024.