Um Gottes Thron her strömt ein Licht, Das ihn vor uns verhüllet, Jhn fassen alle Himmel nicht, Wie weit er sie erfüllet! Er bleibet ewig, wie er war, Verborgen, und nur offenbar Jn seiner Werke Wundern.
Was bedeuten die Kometen? Antwort: daß wir den Him- mel betrachten sollen. -- Wie sich doch die Menschen von je her gemartert haben! Aber gottlob die Zeiten sind vorbei, wo man sie für blosse Luftzeichen, oder für Unglücksboten hielt. Man weiß nun mit vieler Wahrscheinlichkeit, daß sie dunkle Weltkörper sind, welche eine so ordentliche Bewegung haben, daß man ihren Gang beinahe voraussagen kan. Sehen wir gleich mit blossen Augen nur selten Kometen am Himmel, so werden doch fast jährlich welche durch Fernröhren erblickt, die aber unsrer Sonnenwelt nicht nahe genug kommen, um ohne Ferngläser ge- sehen zu werden.
Die Bewegung dieser, meistens mit einem der Sonne ent- gegen gekehrten Schweife versehenen Sterne, ist ein Herold der Majestät Gottes. So schnell auch ihr Flug am Himmel ist, und so bald sie uns auch daher wieder aus dem Gesichte kommen: so erfodern sie doch mehrentheils eine sehr lange Zeit, ehe sie sich unserm Sonnensystem aufs neue nähern. Die Sternkundigen sagen, daß manche über hundert Jahr aussenblieben. Nun be-
denke
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Der 6te Junius.
Um Gottes Thron her ſtroͤmt ein Licht, Das ihn vor uns verhuͤllet, Jhn faſſen alle Himmel nicht, Wie weit er ſie erfuͤllet! Er bleibet ewig, wie er war, Verborgen, und nur offenbar Jn ſeiner Werke Wundern.
Was bedeuten die Kometen? Antwort: daß wir den Him- mel betrachten ſollen. — Wie ſich doch die Menſchen von je her gemartert haben! Aber gottlob die Zeiten ſind vorbei, wo man ſie fuͤr bloſſe Luftzeichen, oder fuͤr Ungluͤcksboten hielt. Man weiß nun mit vieler Wahrſcheinlichkeit, daß ſie dunkle Weltkoͤrper ſind, welche eine ſo ordentliche Bewegung haben, daß man ihren Gang beinahe vorausſagen kan. Sehen wir gleich mit bloſſen Augen nur ſelten Kometen am Himmel, ſo werden doch faſt jaͤhrlich welche durch Fernroͤhren erblickt, die aber unſrer Sonnenwelt nicht nahe genug kommen, um ohne Fernglaͤſer ge- ſehen zu werden.
Die Bewegung dieſer, meiſtens mit einem der Sonne ent- gegen gekehrten Schweife verſehenen Sterne, iſt ein Herold der Majeſtaͤt Gottes. So ſchnell auch ihr Flug am Himmel iſt, und ſo bald ſie uns auch daher wieder aus dem Geſichte kommen: ſo erfodern ſie doch mehrentheils eine ſehr lange Zeit, ehe ſie ſich unſerm Sonnenſyſtem aufs neue naͤhern. Die Sternkundigen ſagen, daß manche uͤber hundert Jahr auſſenblieben. Nun be-
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[327[357]/0364]
Der 6te Junius.
Um Gottes Thron her ſtroͤmt ein Licht,
Das ihn vor uns verhuͤllet,
Jhn faſſen alle Himmel nicht,
Wie weit er ſie erfuͤllet!
Er bleibet ewig, wie er war,
Verborgen, und nur offenbar
Jn ſeiner Werke Wundern.
Was bedeuten die Kometen? Antwort: daß wir den Him-
mel betrachten ſollen. — Wie ſich doch die Menſchen
von je her gemartert haben! Aber gottlob die Zeiten ſind vorbei,
wo man ſie fuͤr bloſſe Luftzeichen, oder fuͤr Ungluͤcksboten hielt.
Man weiß nun mit vieler Wahrſcheinlichkeit, daß ſie dunkle
Weltkoͤrper ſind, welche eine ſo ordentliche Bewegung haben, daß
man ihren Gang beinahe vorausſagen kan. Sehen wir gleich
mit bloſſen Augen nur ſelten Kometen am Himmel, ſo werden
doch faſt jaͤhrlich welche durch Fernroͤhren erblickt, die aber unſrer
Sonnenwelt nicht nahe genug kommen, um ohne Fernglaͤſer ge-
ſehen zu werden.
Die Bewegung dieſer, meiſtens mit einem der Sonne ent-
gegen gekehrten Schweife verſehenen Sterne, iſt ein Herold der
Majeſtaͤt Gottes. So ſchnell auch ihr Flug am Himmel iſt,
und ſo bald ſie uns auch daher wieder aus dem Geſichte kommen:
ſo erfodern ſie doch mehrentheils eine ſehr lange Zeit, ehe ſie ſich
unſerm Sonnenſyſtem aufs neue naͤhern. Die Sternkundigen
ſagen, daß manche uͤber hundert Jahr auſſenblieben. Nun be-
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Matthias Boenig, Benjamin Fiechter, Susanne Haaf, Li Xang: Bearbeitung und strukturelle Auszeichnung der durch die Grepect GmbH bereitgestellten Texttranskription.
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Tiede, Johann Friedrich: Unterhaltungen mit Gott in den Abendstunden. Halle, 1775, S. 327[357]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/tiede_unterhaltungen01_1775/364>, abgerufen am 21.11.2024.
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