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Tönnies, Johann Heinrich: Auszug der Geschichte zur Erklärung der Offenbarung Johannis. Leipzig, 1776.

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man diese Leute so hart verfolgen und sogar am Leben strafen wolle, wurde selbst verdächtig, nichtweniger mange, die ein strenges Leben liebten. Daß Jovianus 390 zu Rom, auf einer Versamlung verdammet worden, ist weniger zubewundern: er lehrete unter andern, daß das Fasten unnüz, eine Jungfrau nicht beßer, als ein verehligtes Weib, auch Maria nicht steets Jungfrau geblieben sei. Endlig fiel Maximus 387 in Italien387 und Valentinian floh nach Theßalonich: Theodosius aber mit einem Heere von Gothen, Hunnen und Alanen, schlug 388 Maximi388 Heer zweimal in Pannonien, bekam ihn zu Aquileja gefangen und seine Befelshaber ließen ihn enthaupten.

Als hierauf Theodosius beschäftigt war die westligen Länder in Ordnung zubringen, die er unter dem Namen des minderjärigen Valentiniani beherschte; bekam er zu Meiland Nachricht, daß die Christen zu Callinitum in Mesopotamien eine Synagoge der Juden und ein heidnisches Gözenhaus verbrant hatten: er befahl die Thäter nachdrüklig zubestrafen und legte dem dortigen Bischofe auf die Synagoge auf eigene Kosten wieder aufzubauen. Ambrosius war 374 aus einem Stathalter von Ligurien Bischof zu Meiland worden, hatte aber nachher noch oft Gesandschaften und öffentlige Geschäfte übernemen müßen: nach damaligen schwachen Einsichten hielt ers für Sünde, wen ein

man diese Leute so hart verfolgen und sogar am Leben strafen wolle, wurde selbst verdächtig, nichtweniger mange, die ein strenges Leben liebten. Daß Jovianus 390 zu Rom, auf einer Versamlung verdammet worden, ist weniger zubewundern: er lehrete unter andern, daß das Fasten unnüz, eine Jungfrau nicht beßer, als ein verehligtes Weib, auch Maria nicht steets Jungfrau geblieben sei. Endlig fiel Maximus 387 in Italien387 und Valentinian floh nach Theßalonich: Theodosius aber mit einem Heere von Gothen, Hunnen und Alanen, schlug 388 Maximi388 Heer zweimal in Pannonien, bekam ihn zu Aquileja gefangen und seine Befelshaber ließen ihn enthaupten.

Als hierauf Theodosius beschäftigt war die westligen Länder in Ordnung zubringen, die er unter dem Namen des minderjärigen Valentiniani beherschte; bekam er zu Meiland Nachricht, daß die Christen zu Callinitum in Mesopotamien eine Synagoge der Juden und ein heidnisches Gözenhaus verbrant hatten: er befahl die Thäter nachdrüklig zubestrafen und legte dem dortigen Bischofe auf die Synagoge auf eigene Kosten wieder aufzubauen. Ambrosius war 374 aus einem Stathalter von Ligurien Bischof zu Meiland worden, hatte aber nachher noch oft Gesandschaften und öffentlige Geschäfte übernemen müßen: nach damaligen schwachen Einsichten hielt ers für Sünde, wen ein

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[95/0107] man diese Leute so hart verfolgen und sogar am Leben strafen wolle, wurde selbst verdächtig, nichtweniger mange, die ein strenges Leben liebten. Daß Jovianus 390 zu Rom, auf einer Versamlung verdammet worden, ist weniger zubewundern: er lehrete unter andern, daß das Fasten unnüz, eine Jungfrau nicht beßer, als ein verehligtes Weib, auch Maria nicht steets Jungfrau geblieben sei. Endlig fiel Maximus 387 in Italien und Valentinian floh nach Theßalonich: Theodosius aber mit einem Heere von Gothen, Hunnen und Alanen, schlug 388 Maximi Heer zweimal in Pannonien, bekam ihn zu Aquileja gefangen und seine Befelshaber ließen ihn enthaupten. 387 388 Als hierauf Theodosius beschäftigt war die westligen Länder in Ordnung zubringen, die er unter dem Namen des minderjärigen Valentiniani beherschte; bekam er zu Meiland Nachricht, daß die Christen zu Callinitum in Mesopotamien eine Synagoge der Juden und ein heidnisches Gözenhaus verbrant hatten: er befahl die Thäter nachdrüklig zubestrafen und legte dem dortigen Bischofe auf die Synagoge auf eigene Kosten wieder aufzubauen. Ambrosius war 374 aus einem Stathalter von Ligurien Bischof zu Meiland worden, hatte aber nachher noch oft Gesandschaften und öffentlige Geschäfte übernemen müßen: nach damaligen schwachen Einsichten hielt ers für Sünde, wen ein

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Zitationshilfe: Tönnies, Johann Heinrich: Auszug der Geschichte zur Erklärung der Offenbarung Johannis. Leipzig, 1776, S. 95. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/toennies_auszug_1776/107>, abgerufen am 21.11.2024.