Päpsten zuerst seinen Namen änderte und Johannes 12 hies, wie er sich dan zu den zwei vorigen gleiches Namens wol schikte, die Zeit mit Spielen und Jagen verbrachte, Mord, Unzucht und schändlige Thaten verübte. Das Leben der gottesdienstligen Leute war fast überal so beschaffen, bei den Fürsten und Großen an ihren Höfen fand man Treulosigkeit, Grausamkeit und allerlei Unthaten allenthalben herschten Unwißenheit und Laster: Die wenigen ernsthaften Lehrer, so wieder das gesamte Unwesen eiferten, wurden verfolgt und richteten wenig aus. Atto, Bischof zu Vercelli 945--960 war unter solchen, klagte über die schreklige Misbräuche und sämtliges Verderben seiner Zeiten, sonderlig über das Eindringen böser Vorsteher des Gottesdienstes, durch Ränke und gemisbrauchte Gewalt böser Fürsten, tadelte den unvernünftigen Gebrauch, durch den Zweikampf eines andern seine Rechte zubehaupten, welcher damals in allen Gerichten galt. Ratherius ging weiter, strafte die Laster, sonderlig der gottesdienstligen Leute, noch nachdrükliger, schilderte sie abscheulig, wie sie waren, konte daher der Welt Gunst nicht haben oder erlangen, den der Welt ist es allemal zuviel, wen ihre Laster getadelt werden: Ratherius war ein Mönch aus dem Stifte Lüttich; als er 928 in Geselschaft seines vertriebenen Bischofs nach Italien kam, wurde er vom Könige Hugo zum Bischofe zu Verona be-
Päpsten zuerst seinen Namen änderte und Johannes 12 hies, wie er sich dan zu den zwei vorigen gleiches Namens wol schikte, die Zeit mit Spielen und Jagen verbrachte, Mord, Unzucht und schändlige Thaten verübte. Das Leben der gottesdienstligen Leute war fast überal so beschaffen, bei den Fürsten und Großen an ihren Höfen fand man Treulosigkeit, Grausamkeit und allerlei Unthaten allenthalben herschten Unwißenheit und Laster: Die wenigen ernsthaften Lehrer, so wieder das gesamte Unwesen eiferten, wurden verfolgt und richteten wenig aus. Atto, Bischof zu Vercelli 945—960 war unter solchen, klagte über die schreklige Misbräuche und sämtliges Verderben seiner Zeiten, sonderlig über das Eindringen böser Vorsteher des Gottesdienstes, durch Ränke und gemisbrauchte Gewalt böser Fürsten, tadelte den unvernünftigen Gebrauch, durch den Zweikampf eines andern seine Rechte zubehaupten, welcher damals in allen Gerichten galt. Ratherius ging weiter, strafte die Laster, sonderlig der gottesdienstligen Leute, noch nachdrükliger, schilderte sie abscheulig, wie sie waren, konte daher der Welt Gunst nicht haben oder erlangen, den der Welt ist es allemal zuviel, wen ihre Laster getadelt werden: Ratherius war ein Mönch aus dem Stifte Lüttich; als er 928 in Geselschaft seines vertriebenen Bischofs nach Italien kam, wurde er vom Könige Hugo zum Bischofe zu Verona be-
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Päpsten zuerst seinen Namen änderte und Johannes 12 hies, wie er sich dan zu den zwei vorigen gleiches Namens wol schikte, die Zeit mit Spielen und Jagen verbrachte, Mord, Unzucht und schändlige Thaten verübte. Das Leben der gottesdienstligen Leute war fast überal so beschaffen, bei den Fürsten und Großen an ihren Höfen fand man Treulosigkeit, Grausamkeit und allerlei Unthaten allenthalben herschten Unwißenheit und Laster: Die wenigen ernsthaften Lehrer, so wieder das gesamte Unwesen eiferten, wurden verfolgt und richteten wenig aus. Atto, Bischof zu Vercelli 945—960 war unter solchen, klagte über die schreklige Misbräuche und sämtliges Verderben seiner Zeiten, sonderlig über das Eindringen böser Vorsteher des Gottesdienstes, durch Ränke und gemisbrauchte Gewalt böser Fürsten, tadelte den unvernünftigen Gebrauch, durch den Zweikampf eines andern seine Rechte zubehaupten, welcher damals in allen Gerichten galt. Ratherius ging weiter, strafte die Laster, sonderlig der gottesdienstligen Leute, noch nachdrükliger, schilderte sie abscheulig, wie sie waren, konte daher der Welt Gunst nicht haben oder erlangen, den der Welt ist es allemal zuviel, wen ihre Laster getadelt werden: Ratherius war ein Mönch aus dem Stifte Lüttich; als er 928 in Geselschaft seines vertriebenen Bischofs nach Italien kam, wurde er vom Könige Hugo zum Bischofe zu Verona be-
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Päpsten zuerst seinen Namen änderte und Johannes 12 hies, wie er sich dan zu den zwei vorigen gleiches Namens wol schikte, die Zeit mit Spielen und Jagen verbrachte, Mord, Unzucht und schändlige Thaten verübte. Das Leben der gottesdienstligen Leute war fast überal so beschaffen, bei den Fürsten und Großen an ihren Höfen fand man Treulosigkeit, Grausamkeit und allerlei Unthaten allenthalben herschten Unwißenheit und Laster: Die wenigen ernsthaften Lehrer, so wieder das gesamte Unwesen eiferten, wurden verfolgt und richteten wenig aus. Atto, Bischof zu Vercelli 945—960 war unter solchen, klagte über die schreklige Misbräuche und sämtliges Verderben seiner Zeiten, sonderlig über das Eindringen böser Vorsteher des Gottesdienstes, durch Ränke und gemisbrauchte Gewalt böser Fürsten, tadelte den unvernünftigen Gebrauch, durch den Zweikampf eines andern seine Rechte zubehaupten, welcher damals in allen Gerichten galt. Ratherius ging weiter, strafte die Laster, sonderlig der gottesdienstligen Leute, noch nachdrükliger, schilderte sie abscheulig, wie sie waren, konte daher der Welt Gunst nicht haben oder erlangen, den der Welt ist es allemal zuviel, wen ihre Laster getadelt werden: Ratherius war ein Mönch aus dem Stifte Lüttich; als er 928 in Geselschaft seines vertriebenen Bischofs nach Italien kam, wurde er vom Könige Hugo zum Bischofe zu Verona be-
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Tönnies, Johann Heinrich: Auszug der Geschichte zur Erklärung der Offenbarung Johannis. Leipzig, 1776, S. 309. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/toennies_auszug_1776/321>, abgerufen am 21.11.2024.
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