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Tönnies, Johann Heinrich: Auszug der Geschichte zur Erklärung der Offenbarung Johannis. Leipzig, 1776.

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des Herren zu Besireitung der Brodtverwandlung und räumligen Gegenwart. Zur Bestätigung dieser Lehre hingegen verübten die Mönche allerlei künstlige Wunder, oder gaben dergleichen vor: so solten zu solchem Ende in den Händen Odons, Erzbischofs zu Kantelberg, Blutstropfen hervorgefloßen sein, aus dem runden Blade oder Kuchen, dergleichen längst anstat Brotes im Gebrauche waren. Selbiger Odo solte gleichfals gemacht haben, daß, nach abgenommenen. Dache seiner Kirche, doch nicht ein Tropfen Regens hineingekommen, daß auch zu anderer Zeit vom Himmel ein Schwert in die Scheide des Königs gefallen, der seines verloren gehabt. Die ausgedente Verwandschaft gab häufige Gelegenheit Ehen zuhindern oder zutrennen, mit Hülfe des Bannes, durch deßen wilkürligen Gebrauch die Vorsteher des Gottesdienstes allen ihren Eigensin ausfüreten: Odo trennete noch 959 kurz vor seinem Tode die Ehe des Königs Edwin, welcher dazu durch einen Aufstand sein Reich verlor. Sein Bruder Edgar machte ums Geldes willen einen zum Erzbischofe, der aber auf der Reise nach Rom starb, da er das Pallium selbst holen wolte, wie die Erzbischöfe damals zuthun pflegten. Dunstanus, Odons Verwanter, folate, und holte auch das Pallium selbst: als Edwin gestorben war, sah dieser, daß die bösen Geister mit ihm davon gingen, bewürkte aber durch sein Gebet,

des Herren zu Besireitung der Brodtverwandlung und räumligen Gegenwart. Zur Bestätigung dieser Lehre hingegen verübten die Mönche allerlei künstlige Wunder, oder gaben dergleichen vor: so solten zu solchem Ende in den Händen Odons, Erzbischofs zu Kantelberg, Blutstropfen hervorgefloßen sein, aus dem runden Blade oder Kuchen, dergleichen längst anstat Brotes im Gebrauche waren. Selbiger Odo solte gleichfals gemacht haben, daß, nach abgenommenen. Dache seiner Kirche, doch nicht ein Tropfen Regens hineingekommen, daß auch zu anderer Zeit vom Himmel ein Schwert in die Scheide des Königs gefallen, der seines verloren gehabt. Die ausgedente Verwandschaft gab häufige Gelegenheit Ehen zuhindern oder zutrennen, mit Hülfe des Bannes, durch deßen wilkürligen Gebrauch die Vorsteher des Gottesdienstes allen ihren Eigensin ausfüreten: Odo trennete noch 959 kurz vor seinem Tode die Ehe des Königs Edwin, welcher dazu durch einen Aufstand sein Reich verlor. Sein Bruder Edgar machte ums Geldes willen einen zum Erzbischofe, der aber auf der Reise nach Rom starb, da er das Pallium selbst holen wolte, wie die Erzbischöfe damals zuthun pflegten. Dunstanus, Odons Verwanter, folate, und holte auch das Pallium selbst: als Edwin gestorben war, sah dieser, daß die bösen Geister mit ihm davon gingen, bewürkte aber durch sein Gebet,

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[311/0323] des Herren zu Besireitung der Brodtverwandlung und räumligen Gegenwart. Zur Bestätigung dieser Lehre hingegen verübten die Mönche allerlei künstlige Wunder, oder gaben dergleichen vor: so solten zu solchem Ende in den Händen Odons, Erzbischofs zu Kantelberg, Blutstropfen hervorgefloßen sein, aus dem runden Blade oder Kuchen, dergleichen längst anstat Brotes im Gebrauche waren. Selbiger Odo solte gleichfals gemacht haben, daß, nach abgenommenen. Dache seiner Kirche, doch nicht ein Tropfen Regens hineingekommen, daß auch zu anderer Zeit vom Himmel ein Schwert in die Scheide des Königs gefallen, der seines verloren gehabt. Die ausgedente Verwandschaft gab häufige Gelegenheit Ehen zuhindern oder zutrennen, mit Hülfe des Bannes, durch deßen wilkürligen Gebrauch die Vorsteher des Gottesdienstes allen ihren Eigensin ausfüreten: Odo trennete noch 959 kurz vor seinem Tode die Ehe des Königs Edwin, welcher dazu durch einen Aufstand sein Reich verlor. Sein Bruder Edgar machte ums Geldes willen einen zum Erzbischofe, der aber auf der Reise nach Rom starb, da er das Pallium selbst holen wolte, wie die Erzbischöfe damals zuthun pflegten. Dunstanus, Odons Verwanter, folate, und holte auch das Pallium selbst: als Edwin gestorben war, sah dieser, daß die bösen Geister mit ihm davon gingen, bewürkte aber durch sein Gebet,

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Zitationshilfe: Tönnies, Johann Heinrich: Auszug der Geschichte zur Erklärung der Offenbarung Johannis. Leipzig, 1776, S. 311. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/toennies_auszug_1776/323>, abgerufen am 22.11.2024.