tragen laßen, und kam endlig im Herbste nach Nikomedien, da die Krankheit bereits heftig worden. Am 13 December fiel er in eine so schwere Ohnmacht, daß jederman ihn für tot hielt; den andern Morgen erholte er sich, war aber von dem an zu Zeiten wanwizig. 305Weil er darauf 305 lange nicht zum Vorscheine kam, glaubte Niemand mehr, daß er lebte; bis er den 1 März sich zeigte, aber sehr verändert, daß er kaum zuerkennen war. Bald hernach kam Galerius, welcher Maximianum schon mit Kriege bedrohet hatte, wo er die Herschaft nicht niederlegen wolte, Diocletianum redete er anfangs freundlig an, stellete vor: daß er alt und krank sei und sich wol zur Ruhe begeben könte: der aber wandte ein; daß es ihm unanständig sei in ein niedriges Leben zuverfallen, daß es auch nicht sicher sei, nachdem er sich vielen Has zugezogen; die höchste Würde könte indes ihnen allen beigeleget werden. Galerius, der auf solche Weise der lezte geblieben wäre, antwortete: es wäre zu Erhaltung der Einigkeit nöthig, daß, nach seiner Einrichtung, nur zweie die höchste Gewalt besaßen, zwei andere aber zu Gehülfen hätten; wen er nicht abtreten wolte, würde er sich selbst helfen, um nicht ferner der lezte zusein. Der kranke Diocletian, welcher schon aus Maximiani Briefen dieselben Drohungen gesehen, auch, daß Galerius seine Truppen vermerte, erfaren hatte, sagte weinend:
tragen laßen, und kam endlig im Herbste nach Nikomedien, da die Krankheit bereits heftig worden. Am 13 December fiel er in eine so schwere Ohnmacht, daß jederman ihn für tot hielt; den andern Morgen erholte er sich, war aber von dem an zu Zeiten wanwizig. 305Weil er darauf 305 lange nicht zum Vorscheine kam, glaubte Niemand mehr, daß er lebte; bis er den 1 März sich zeigte, aber sehr verändert, daß er kaum zuerkennen war. Bald hernach kam Galerius, welcher Maximianum schon mit Kriege bedrohet hatte, wo er die Herschaft nicht niederlegen wolte, Diocletianum redete er anfangs freundlig an, stellete vor: daß er alt und krank sei und sich wol zur Ruhe begeben könte: der aber wandte ein; daß es ihm unanständig sei in ein niedriges Leben zuverfallen, daß es auch nicht sicher sei, nachdem er sich vielen Has zugezogen; die höchste Würde könte indes ihnen allen beigeleget werden. Galerius, der auf solche Weise der lezte geblieben wäre, antwortete: es wäre zu Erhaltung der Einigkeit nöthig, daß, nach seiner Einrichtung, nur zweie die höchste Gewalt besaßen, zwei andere aber zu Gehülfen hätten; wen er nicht abtreten wolte, würde er sich selbst helfen, um nicht ferner der lezte zusein. Der kranke Diocletian, welcher schon aus Maximiani Briefen dieselben Drohungen gesehen, auch, daß Galerius seine Truppen vermerte, erfaren hatte, sagte weinend:
<TEI><text><body><div><p><pbfacs="#f0040"n="28"/>
tragen laßen, und kam endlig im Herbste nach Nikomedien, da die Krankheit bereits heftig worden. Am 13 December fiel er in eine so schwere Ohnmacht, daß jederman ihn für tot hielt; den andern Morgen erholte er sich, war aber von dem an zu Zeiten wanwizig. <noteplace="left">305</note>Weil er darauf 305 lange nicht zum Vorscheine kam, glaubte Niemand mehr, daß er lebte; bis er den 1 März sich zeigte, aber sehr verändert, daß er kaum zuerkennen war. Bald hernach kam Galerius, welcher Maximianum schon mit Kriege bedrohet hatte, wo er die Herschaft nicht niederlegen wolte, Diocletianum redete er anfangs freundlig an, stellete vor: daß er alt und krank sei und sich wol zur Ruhe begeben könte: der aber wandte ein; daß es ihm unanständig sei in ein niedriges Leben zuverfallen, daß es auch nicht sicher sei, nachdem er sich vielen Has zugezogen; die höchste Würde könte indes ihnen allen beigeleget werden. Galerius, der auf solche Weise der lezte geblieben wäre, antwortete: es wäre zu Erhaltung der Einigkeit nöthig, daß, nach seiner Einrichtung, nur zweie die höchste Gewalt besaßen, zwei andere aber zu Gehülfen hätten; wen er nicht abtreten wolte, würde er sich selbst helfen, um nicht ferner der lezte zusein. Der kranke Diocletian, welcher schon aus Maximiani Briefen dieselben Drohungen gesehen, auch, daß Galerius seine Truppen vermerte, erfaren hatte, sagte weinend:
</p></div></body></text></TEI>
[28/0040]
tragen laßen, und kam endlig im Herbste nach Nikomedien, da die Krankheit bereits heftig worden. Am 13 December fiel er in eine so schwere Ohnmacht, daß jederman ihn für tot hielt; den andern Morgen erholte er sich, war aber von dem an zu Zeiten wanwizig. Weil er darauf 305 lange nicht zum Vorscheine kam, glaubte Niemand mehr, daß er lebte; bis er den 1 März sich zeigte, aber sehr verändert, daß er kaum zuerkennen war. Bald hernach kam Galerius, welcher Maximianum schon mit Kriege bedrohet hatte, wo er die Herschaft nicht niederlegen wolte, Diocletianum redete er anfangs freundlig an, stellete vor: daß er alt und krank sei und sich wol zur Ruhe begeben könte: der aber wandte ein; daß es ihm unanständig sei in ein niedriges Leben zuverfallen, daß es auch nicht sicher sei, nachdem er sich vielen Has zugezogen; die höchste Würde könte indes ihnen allen beigeleget werden. Galerius, der auf solche Weise der lezte geblieben wäre, antwortete: es wäre zu Erhaltung der Einigkeit nöthig, daß, nach seiner Einrichtung, nur zweie die höchste Gewalt besaßen, zwei andere aber zu Gehülfen hätten; wen er nicht abtreten wolte, würde er sich selbst helfen, um nicht ferner der lezte zusein. Der kranke Diocletian, welcher schon aus Maximiani Briefen dieselben Drohungen gesehen, auch, daß Galerius seine Truppen vermerte, erfaren hatte, sagte weinend:
305
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Marcus Baumgarten, Frederike Neuber, Frank Wiegand: Konvertierung nach XML gemäß DTA-Basisformat, Tagging der Titelblätter, Korrekturen der Transkription.
(2013-02-15T13:54:31Z)
Weitere Informationen:
Anmerkungen zur Transkription:
Langes s (ſ) wird als rundes s (s) wiedergegeben.
Rundes r (ꝛ) wird als normales r (r) wiedergegeben bzw. in der Kombination ꝛc. als et (etc.) aufgelöst.
Die Majuskel J im Frakturdruck wird in der Transkription je nach Lautwert als I bzw. J wiedergegeben.
Übergeschriebenes „e“ über „a“, „o“ und „u“ wird als „ä“, „ö“, „ü“ transkribiert.
Ligaturen werden aufgelöst.
Silbentrennungen über Zeilengrenzen hinweg werden aufgelöst.
Silbentrennungen über Seitengrenzen hinweg werden beibehalten.
Kolumnentitel, Bogensignaturen und Kustoden werden nicht erfasst.
Griechische Schrift wird nicht transkribiert, sondern im XML mit <foreign xml:lang="el"><gap reason="fm"/></foreign> vermerkt.
Tönnies, Johann Heinrich: Auszug der Geschichte zur Erklärung der Offenbarung Johannis. Leipzig, 1776, S. 28. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/toennies_auszug_1776/40>, abgerufen am 23.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.