ans Licht getreten unter dem Namen eines ewigen Evangelii, so gänzlig dahin zielete, die Bettelmönche zuerheben, welchen in dem jezt angehenden geistligern Zeitlause die Gemeine Gottes zur Verwaltung solte anvertrauet werden, mit größerer Volkommenheit und Macht, als die ersten Boten Jesu gehabt, nachdem die andern gottesdienstligen Leute würden abgeschaffet sein; dieser neuen Lehre, die auch mündlig vorgetragen wurde, wiedersprachen die Bischöfe und ordentligen Lehrer, sonderlig die zu Paris, sonderlig Wilhelm von S. Amor; es kam aber dieses erst unter Nocenzens Nachfolger zur Entscheidung. Des Bannes ohngeachtet behielt König Konrad wieder seinen Gegner die Oberhand, starb aber den 22 Mai 1254 gleichfals vom Giste, mit Hinterlaßung eines zweijärigen Sohns, Namens Konrad oder Konradin. Wilhelm war alsdan ohne Wiederspruch König, 1256wurde aber 1256 im Kriege wieder die Friesen in einem Treffen erschlagen. Richard, ein Bruder Heinrichs 3, Königs von Engelland, 1257ward hierauf 1257 von einigen teutschen Fürsten erwelet, gekrönet und von den meisten erkant, hielt sich aber nicht lange in Teutschland auf, wo sein Ansehen geringe war; Alfons 10, König von Costilien, der auch von einigen erwelet worden, kam gar nicht nach Teutschland: dieses und Italien wurde nun aufs äuserste zerrüttet. Seit
ans Licht getreten unter dem Namen eines ewigen Evangelii, so gänzlig dahin zielete, die Bettelmönche zuerheben, welchen in dem jezt angehenden geistligern Zeitlause die Gemeine Gottes zur Verwaltung solte anvertrauet werden, mit größerer Volkommenheit und Macht, als die ersten Boten Jesu gehabt, nachdem die andern gottesdienstligen Leute würden abgeschaffet sein; dieser neuen Lehre, die auch mündlig vorgetragen wurde, wiedersprachen die Bischöfe und ordentligen Lehrer, sonderlig die zu Paris, sonderlig Wilhelm von S. Amor; es kam aber dieses erst unter Nocenzens Nachfolger zur Entscheidung. Des Bannes ohngeachtet behielt König Konrad wieder seinen Gegner die Oberhand, starb aber den 22 Mai 1254 gleichfals vom Giste, mit Hinterlaßung eines zweijärigen Sohns, Namens Konrad oder Konradin. Wilhelm war alsdan ohne Wiederspruch König, 1256wurde aber 1256 im Kriege wieder die Friesen in einem Treffen erschlagen. Richard, ein Bruder Heinrichs 3, Königs von Engelland, 1257ward hierauf 1257 von einigen teutschen Fürsten erwelet, gekrönet und von den meisten erkant, hielt sich aber nicht lange in Teutschland auf, wo sein Ansehen geringe war; Alfons 10, König von Costilien, der auch von einigen erwelet worden, kam gar nicht nach Teutschland: dieses und Italien wurde nun aufs äuserste zerrüttet. Seit
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ans Licht getreten unter dem Namen eines ewigen Evangelii, so gänzlig dahin zielete, die Bettelmönche zuerheben, welchen in dem jezt angehenden geistligern Zeitlause die Gemeine Gottes zur Verwaltung solte anvertrauet werden, mit größerer Volkommenheit und Macht, als die ersten Boten Jesu gehabt, nachdem die andern gottesdienstligen Leute würden abgeschaffet sein; dieser neuen Lehre, die auch mündlig vorgetragen wurde, wiedersprachen die Bischöfe und ordentligen Lehrer, sonderlig die zu Paris, sonderlig Wilhelm von S. Amor; es kam aber dieses erst unter Nocenzens Nachfolger zur Entscheidung. Des Bannes ohngeachtet behielt König Konrad wieder seinen Gegner die Oberhand, starb aber den 22 Mai 1254 gleichfals vom Giste, mit Hinterlaßung eines zweijärigen Sohns, Namens Konrad oder Konradin. Wilhelm war alsdan ohne Wiederspruch König, <noteplace="left">1256</note>wurde aber 1256 im Kriege wieder die Friesen in einem Treffen erschlagen. Richard, ein Bruder Heinrichs 3, Königs von Engelland, <noteplace="left">1257</note>ward hierauf 1257 von einigen teutschen Fürsten erwelet, gekrönet und von den meisten erkant, hielt sich aber nicht lange in Teutschland auf, wo sein Ansehen geringe war; Alfons 10, König von Costilien, der auch von einigen erwelet worden, kam gar nicht nach Teutschland: dieses und Italien wurde nun aufs äuserste zerrüttet. Seit
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ans Licht getreten unter dem Namen eines ewigen Evangelii, so gänzlig dahin zielete, die Bettelmönche zuerheben, welchen in dem jezt angehenden geistligern Zeitlause die Gemeine Gottes zur Verwaltung solte anvertrauet werden, mit größerer Volkommenheit und Macht, als die ersten Boten Jesu gehabt, nachdem die andern gottesdienstligen Leute würden abgeschaffet sein; dieser neuen Lehre, die auch mündlig vorgetragen wurde, wiedersprachen die Bischöfe und ordentligen Lehrer, sonderlig die zu Paris, sonderlig Wilhelm von S. Amor; es kam aber dieses erst unter Nocenzens Nachfolger zur Entscheidung. Des Bannes ohngeachtet behielt König Konrad wieder seinen Gegner die Oberhand, starb aber den 22 Mai 1254 gleichfals vom Giste, mit Hinterlaßung eines zweijärigen Sohns, Namens Konrad oder Konradin. Wilhelm war alsdan ohne Wiederspruch König, wurde aber 1256 im Kriege wieder die Friesen in einem Treffen erschlagen. Richard, ein Bruder Heinrichs 3, Königs von Engelland, ward hierauf 1257 von einigen teutschen Fürsten erwelet, gekrönet und von den meisten erkant, hielt sich aber nicht lange in Teutschland auf, wo sein Ansehen geringe war; Alfons 10, König von Costilien, der auch von einigen erwelet worden, kam gar nicht nach Teutschland: dieses und Italien wurde nun aufs äuserste zerrüttet. Seit
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Tönnies, Johann Heinrich: Auszug der Geschichte zur Erklärung der Offenbarung Johannis. Leipzig, 1776, S. 484. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/toennies_auszug_1776/496>, abgerufen am 22.11.2024.
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