Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Tönnies, Johann Heinrich: Auszug der Geschichte zur Erklärung der Offenbarung Johannis. Leipzig, 1776.

Bild:
<< vorherige Seite

die Christen aufsuchen und sie zum Opfer zwingen oder den Richtern einhändigen solten: über solche wurden in jeder Landschaft Leute von höherm Stande als Hoheprister gesezet, die wie jene mit einem weißen Mantel gezieret waren. Weil er gleichwol einen Schein der Gelindigkeit haben wolte; befahl 307er 307 die Bekenner nicht mehr zutöten, sondern zuverstümmeln und leibeigen zumachen: es wurden also Nasen und Ohren ihnen abgeschnitten, oder eine Hand abgehauet, oder ein Fus gelämet und ein Auge ausgestochen. 308Ferner verordnete er 308, daß ale Speisen den Göttern geweihet, alle Thiere zum Eßen von den Prister mit Opfercebräuchen geschlachtet wurden, daß auf allen Straßen Bilder und Altäre aufgerichtet, auch häufige Wachen bestellet wurden, im die heimligen Christen zuentdekken. Als er indes von der Erhöhung Licinii Nachrichterhalten hatte: wolte er weder diesem [w]eichen, noch fernerhin Gehülf heißen, achtete nichts auf alle von Galerio desfals gethanen Vorstellungen. Ein empfindliger Verrus für diesen, der deswegen einen so unannehnligen Reichsgehülfen gemacht hatte, daß er folgsam wäre. Etwas nachzugeben, hob er 308 die Benennung der Nachfolger oder Gehülfen auf, nante sich und Liciniun die Erhabenen, Maximinum und Constantnum Söhne des Erhabenen: aber Maxininus berichtete darauf, daß ihm sein Heer die Be-

die Christen aufsuchen und sie zum Opfer zwingen oder den Richtern einhändigen solten: über solche wurden in jeder Landschaft Leute von höherm Stande als Hoheprister gesezet, die wie jene mit einem weißen Mantel gezieret waren. Weil er gleichwol einen Schein der Gelindigkeit haben wolte; befahl 307er 307 die Bekenner nicht mehr zutöten, sondern zuverstümmeln und leibeigen zumachen: es wurden also Nasen und Ohren ihnen abgeschnitten, oder eine Hand abgehauet, oder ein Fus gelämet und ein Auge ausgestochen. 308Ferner verordnete er 308, daß ale Speisen den Göttern geweihet, alle Thiere zum Eßen von den Prister mit Opfercebräuchen geschlachtet wurden, daß auf allen Straßen Bilder und Altäre aufgerichtet, auch häufige Wachen bestellet wurden, im die heimligen Christen zuentdekken. Als er indes von der Erhöhung Licinii Nachrichterhalten hatte: wolte er weder diesem [w]eichen, noch fernerhin Gehülf heißen, achtete nichts auf alle von Galerio desfals gethanen Vorstellungen. Ein empfindliger Verrus für diesen, der deswegen einen so unannehnligen Reichsgehülfen gemacht hatte, daß er folgsam wäre. Etwas nachzugeben, hob er 308 die Benennung der Nachfolger oder Gehülfen auf, nante sich und Liciniun die Erhabenen, Maximinum und Constantnum Söhne des Erhabenen: aber Maxininus berichtete darauf, daß ihm sein Heer die Be-

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div>
        <p><pb facs="#f0052" n="40"/>
die Christen aufsuchen und                      sie zum Opfer zwingen oder den Richtern einhändigen solten: über solche wurden                      in jeder Landschaft Leute von höherm Stande als Hoheprister gesezet, die wie                      jene mit einem weißen Mantel gezieret waren. Weil er gleichwol einen Schein der                      Gelindigkeit haben wolte; befahl <note place="left">307</note>er 307 die                      Bekenner nicht mehr zutöten, sondern zuverstümmeln und leibeigen zumachen: es                      wurden also Nasen und Ohren ihnen abgeschnitten, oder eine Hand abgehauet, oder                      ein Fus gelämet und ein Auge ausgestochen. <note place="left">308</note>Ferner verordnete er 308, daß ale Speisen den Göttern geweihet, alle                      Thiere zum Eßen von den Prister mit Opfercebräuchen geschlachtet wurden, daß auf                      allen Straßen Bilder und Altäre aufgerichtet, auch häufige Wachen bestellet                      wurden, im die heimligen Christen zuentdekken. Als er indes von der Erhöhung                      Licinii Nachrichterhalten hatte: wolte er weder diesem <supplied>w</supplied>eichen, noch fernerhin                      Gehülf heißen, achtete nichts auf alle von Galerio desfals gethanen                      Vorstellungen. Ein empfindliger Verrus für diesen, der deswegen einen so                      unannehnligen Reichsgehülfen gemacht hatte, daß er folgsam wäre. Etwas                      nachzugeben, hob er 308 die Benennung der Nachfolger oder Gehülfen auf, nante                      sich und Liciniun die Erhabenen, Maximinum und Constantnum Söhne des Erhabenen:                      aber Maxininus berichtete darauf, daß ihm sein Heer die Be-
</p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[40/0052] die Christen aufsuchen und sie zum Opfer zwingen oder den Richtern einhändigen solten: über solche wurden in jeder Landschaft Leute von höherm Stande als Hoheprister gesezet, die wie jene mit einem weißen Mantel gezieret waren. Weil er gleichwol einen Schein der Gelindigkeit haben wolte; befahl er 307 die Bekenner nicht mehr zutöten, sondern zuverstümmeln und leibeigen zumachen: es wurden also Nasen und Ohren ihnen abgeschnitten, oder eine Hand abgehauet, oder ein Fus gelämet und ein Auge ausgestochen. Ferner verordnete er 308, daß ale Speisen den Göttern geweihet, alle Thiere zum Eßen von den Prister mit Opfercebräuchen geschlachtet wurden, daß auf allen Straßen Bilder und Altäre aufgerichtet, auch häufige Wachen bestellet wurden, im die heimligen Christen zuentdekken. Als er indes von der Erhöhung Licinii Nachrichterhalten hatte: wolte er weder diesem weichen, noch fernerhin Gehülf heißen, achtete nichts auf alle von Galerio desfals gethanen Vorstellungen. Ein empfindliger Verrus für diesen, der deswegen einen so unannehnligen Reichsgehülfen gemacht hatte, daß er folgsam wäre. Etwas nachzugeben, hob er 308 die Benennung der Nachfolger oder Gehülfen auf, nante sich und Liciniun die Erhabenen, Maximinum und Constantnum Söhne des Erhabenen: aber Maxininus berichtete darauf, daß ihm sein Heer die Be- 307 308

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Obrigkeitskritik und Fürstenberatung: Die Oberhofprediger in Braunschweig-Wolfenbüttel 1568-1714: Bereitstellung der Texttranskription und Auszeichnung in XML/TEI. (2013-02-15T13:54:31Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme entsprechen muss.
Wolfenbütteler Digitale Bibliothek: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2013-02-15T13:54:31Z)
Marcus Baumgarten, Frederike Neuber, Frank Wiegand: Konvertierung nach XML gemäß DTA-Basisformat, Tagging der Titelblätter, Korrekturen der Transkription. (2013-02-15T13:54:31Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:

  • Langes s (ſ) wird als rundes s (s) wiedergegeben.
  • Rundes r (ꝛ) wird als normales r (r) wiedergegeben bzw. in der Kombination ꝛc. als et (etc.) aufgelöst.
  • Die Majuskel J im Frakturdruck wird in der Transkription je nach Lautwert als I bzw. J wiedergegeben.
  • Übergeschriebenes „e“ über „a“, „o“ und „u“ wird als „ä“, „ö“, „ü“ transkribiert.
  • Ligaturen werden aufgelöst.
  • Silbentrennungen über Zeilengrenzen hinweg werden aufgelöst.
  • Silbentrennungen über Seitengrenzen hinweg werden beibehalten.
  • Kolumnentitel, Bogensignaturen und Kustoden werden nicht erfasst.
  • Griechische Schrift wird nicht transkribiert, sondern im XML mit <foreign xml:lang="el"><gap reason="fm"/></foreign> vermerkt.



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/toennies_auszug_1776
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/toennies_auszug_1776/52
Zitationshilfe: Tönnies, Johann Heinrich: Auszug der Geschichte zur Erklärung der Offenbarung Johannis. Leipzig, 1776, S. 40. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/toennies_auszug_1776/52>, abgerufen am 18.05.2024.