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Tönnies, Johann Heinrich: Auszug der Geschichte zur Erklärung der Offenbarung Johannis. Leipzig, 1776.

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de verblieben. Den Ungern rieth Johan Corvin, ein Walach aus Hunniad in Siebenbürgen, Wladislaven, den König von Polen zum Reiche zuberufen, welches geschah, obgleich der Sohn Albrechts 2, Wladislav der Spätling, so den 22 Febr. geboren war, in seinem vierten Monathe gekrönet wurde: man verglich hernach, daß der polnische Wladislav lebenslang in Ungern herschen, der Spätling aber ihm folgen solte. Das bömische Reich ward Herzog Alberte von Baiern angetragen, der es aber dem Spätlinge nicht rauben wolte: Deßen Vormund in Oesterreich, der König Fridrich 3, wolte dort weder König noch Vormund sein, weil davon mer Kosten, als Vortheile zuerwarten waren, rieth aber den Bömen, bis zu des Reichserben Voljärigkeit selbst Einrichtung zutreffen: sie sezten also zu Verwesern die Häupter der streitigen Theile, den Ptarsko, welchem die Hussiten und Meinharden, welchem die Papisten anhingen; diese vertrugen sich, wie sie konten, bis Ptarsko starb, wodurch Meinhards Ansehen wuchs, welchem doch hierauf Georg Podiebrad wiederum entgegen und an die Seite gesezet wurde: bei diesem galt Rokyzan und sein Rath alles, auf deßen Anstiften er auch wieder die Taboriten mange Gewalt verübte; (eine vom Rokyzan veranstaltete Entscheidung durch Schiedsrichter und hierauf erfolgte Gewalt um die römischen Ge-

de verblieben. Den Ungern rieth Johan Corvin, ein Walach aus Hunniad in Siebenbürgen, Wladislaven, den König von Polen zum Reiche zuberufen, welches geschah, obgleich der Sohn Albrechts 2, Wladislav der Spätling, so den 22 Febr. geboren war, in seinem vierten Monathe gekrönet wurde: man verglich hernach, daß der polnische Wladislav lebenslang in Ungern herschen, der Spätling aber ihm folgen solte. Das bömische Reich ward Herzog Alberte von Baiern angetragen, der es aber dem Spätlinge nicht rauben wolte: Deßen Vormund in Oesterreich, der König Fridrich 3, wolte dort weder König noch Vormund sein, weil davon mer Kosten, als Vortheile zuerwarten waren, rieth aber den Bömen, bis zu des Reichserben Voljärigkeit selbst Einrichtung zutreffen: sie sezten also zu Verwesern die Häupter der streitigen Theile, den Ptarsko, welchem die Hussiten und Meinharden, welchem die Papisten anhingen; diese vertrugen sich, wie sie konten, bis Ptarsko starb, wodurch Meinhards Ansehen wuchs, welchem doch hierauf Georg Podiebrad wiederum entgegen und an die Seite gesezet wurde: bei diesem galt Rokyzan und sein Rath alles, auf deßen Anstiften er auch wieder die Taboriten mange Gewalt verübte; (eine vom Rokyzan veranstaltete Entscheidung durch Schiedsrichter und hierauf erfolgte Gewalt um die römischen Ge-

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[612/0624] de verblieben. Den Ungern rieth Johan Corvin, ein Walach aus Hunniad in Siebenbürgen, Wladislaven, den König von Polen zum Reiche zuberufen, welches geschah, obgleich der Sohn Albrechts 2, Wladislav der Spätling, so den 22 Febr. geboren war, in seinem vierten Monathe gekrönet wurde: man verglich hernach, daß der polnische Wladislav lebenslang in Ungern herschen, der Spätling aber ihm folgen solte. Das bömische Reich ward Herzog Alberte von Baiern angetragen, der es aber dem Spätlinge nicht rauben wolte: Deßen Vormund in Oesterreich, der König Fridrich 3, wolte dort weder König noch Vormund sein, weil davon mer Kosten, als Vortheile zuerwarten waren, rieth aber den Bömen, bis zu des Reichserben Voljärigkeit selbst Einrichtung zutreffen: sie sezten also zu Verwesern die Häupter der streitigen Theile, den Ptarsko, welchem die Hussiten und Meinharden, welchem die Papisten anhingen; diese vertrugen sich, wie sie konten, bis Ptarsko starb, wodurch Meinhards Ansehen wuchs, welchem doch hierauf Georg Podiebrad wiederum entgegen und an die Seite gesezet wurde: bei diesem galt Rokyzan und sein Rath alles, auf deßen Anstiften er auch wieder die Taboriten mange Gewalt verübte; (eine vom Rokyzan veranstaltete Entscheidung durch Schiedsrichter und hierauf erfolgte Gewalt um die römischen Ge-

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Zitationshilfe: Tönnies, Johann Heinrich: Auszug der Geschichte zur Erklärung der Offenbarung Johannis. Leipzig, 1776, S. 612. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/toennies_auszug_1776/624>, abgerufen am 28.06.2024.