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Tönnies, Johann Heinrich: Auszug der Geschichte zur Erklärung der Offenbarung Johannis. Leipzig, 1776.

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gelangte. Die Brüder in Bömen mischten sich in die Unruhen nicht, wie sie zum Vortheile des Königs pflichtmäßig thun können; sie beflißen sich der Stille, entgingen aber deswegen den feindsetigen Beschuldigungen keinesweges: nicht nur die Papisten schrien wieder sie, daß man diesen aufgehenden Funken erstikken müße, bevor er in eine Glut ausbräche; sondern auch Rokyzan beschuldigte sie einer gotlosen Vermeßenheit und bezeigte sich seindselig; der König hielt nicht weniger die Verleumdungen für wahr, daß die Brüder gleich den Taboriten unruhig wären, oder wolte durch Verfolgung der selben die Papisten gewinnen; als nun Gregorius, Rokyzans Schwesterson, 1461 mit einigen andern Brüdern die Seinigen zu Prag besuchte und sie daselbst eine Zusammenkunft hielten, wurden sie verrathen und eingezogen: Der ehrlige Man, welcher Befel bekam sie abzuholen, selbst aber eine gute Meinung von den Brüdern hegte, sagte bei Eröfnung der Thür: alle, die gotselig leben wollen in der Nachfolge Jesu des Gesalbren, müßen Verfolgung leiden; folget mir demnach zum Gefängniße, die ihr hier beisammen seid. Der König befal Gregorium auf die Folter zuspannen; er sank aber als in Ohnmacht und empfand keine Schmerzen; man hielt ihn für tot: Rokyzan eilete herzu auf die Nachricht von seines Vättern Tode und wei-

gelangte. Die Brüder in Bömen mischten sich in die Unruhen nicht, wie sie zum Vortheile des Königs pflichtmäßig thun können; sie beflißen sich der Stille, entgingen aber deswegen den feindsetigen Beschuldigungen keinesweges: nicht nur die Papisten schrien wieder sie, daß man diesen aufgehenden Funken erstikken müße, bevor er in eine Glut ausbräche; sondern auch Rokyzan beschuldigte sie einer gotlosen Vermeßenheit und bezeigte sich seindselig; der König hielt nicht weniger die Verleumdungen für wahr, daß die Brüder gleich den Taboriten unruhig wären, oder wolte durch Verfolgung der selben die Papisten gewinnen; als nun Gregorius, Rokyzans Schwesterson, 1461 mit einigen andern Brüdern die Seinigen zu Prag besuchte und sie daselbst eine Zusammenkunft hielten, wurden sie verrathen und eingezogen: Der ehrlige Man, welcher Befel bekam sie abzuholen, selbst aber eine gute Meinung von den Brüdern hegte, sagte bei Eröfnung der Thür: alle, die gotselig leben wollen in der Nachfolge Jesu des Gesalbren, müßen Verfolgung leiden; folget mir demnach zum Gefängniße, die ihr hier beisammen seid. Der König befal Gregorium auf die Folter zuspannen; er sank aber als in Ohnmacht und empfand keine Schmerzen; man hielt ihn für tot: Rokyzan eilete herzu auf die Nachricht von seines Vättern Tode und wei-

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[631/0643] gelangte. Die Brüder in Bömen mischten sich in die Unruhen nicht, wie sie zum Vortheile des Königs pflichtmäßig thun können; sie beflißen sich der Stille, entgingen aber deswegen den feindsetigen Beschuldigungen keinesweges: nicht nur die Papisten schrien wieder sie, daß man diesen aufgehenden Funken erstikken müße, bevor er in eine Glut ausbräche; sondern auch Rokyzan beschuldigte sie einer gotlosen Vermeßenheit und bezeigte sich seindselig; der König hielt nicht weniger die Verleumdungen für wahr, daß die Brüder gleich den Taboriten unruhig wären, oder wolte durch Verfolgung der selben die Papisten gewinnen; als nun Gregorius, Rokyzans Schwesterson, 1461 mit einigen andern Brüdern die Seinigen zu Prag besuchte und sie daselbst eine Zusammenkunft hielten, wurden sie verrathen und eingezogen: Der ehrlige Man, welcher Befel bekam sie abzuholen, selbst aber eine gute Meinung von den Brüdern hegte, sagte bei Eröfnung der Thür: alle, die gotselig leben wollen in der Nachfolge Jesu des Gesalbren, müßen Verfolgung leiden; folget mir demnach zum Gefängniße, die ihr hier beisammen seid. Der König befal Gregorium auf die Folter zuspannen; er sank aber als in Ohnmacht und empfand keine Schmerzen; man hielt ihn für tot: Rokyzan eilete herzu auf die Nachricht von seines Vättern Tode und wei-

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Zitationshilfe: Tönnies, Johann Heinrich: Auszug der Geschichte zur Erklärung der Offenbarung Johannis. Leipzig, 1776, S. 631. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/toennies_auszug_1776/643>, abgerufen am 22.11.2024.