verheissen ihnen Freyheit, so sie selbst Knechte des Verderbens sind. Und ist es dan einem Kinde Gottes und himlischen Cronerben genug von den Papisten eine Freyheit erbetteln, die man Krafft seiner Kindschafft und Erbschafft von seinem himlischen Vater und von seinem Bruder Jesu Christo hat? ists nicht sicherer und vor Gotte und Menschen reputirlicher, zu stehen in der Freyheit, damit uns Christus befreyet hat, als hingehen und lassen sich unter das knechtische Joch gefangen nehmen? Gal. 5, 1. Welcher freye Mensch thut so im leiblichen, daß er sich dem andern ohne Noth gefangen gebe, und sich damit tröste, es werde ihm vor solche seine Freywilligkeit, einige mehrere Freyheit versprochen, als andere seine Mitgefangenen haben. Ad 2. das Argument ab utili hält im Gewissen den Stich nicht; der Erfolg ist auch gantz Ungewiß. Wohlgemeinet und Ybel gerathen, ist was gemeines bey den Menschen Kindern. Bey den Verkehrten ist Gott verkehret Ps. 18, 27. Es ist seine Weise nicht, die ohne ihn gemachte Rechnung zu Justificiren. Wie oft ist nicht solche Religionsänderung zum Unglükke der Evangelischen, und anderer vieler ausgeschlagen! Exempla sunt odiosa. Sonst ist aus den französischen, teutschen, und andern Geschichten dergleichen bekant: unter anderm daß Henrico IV. Könige in Frankreich soll einstens gesaget seyn; weil er Gott mit dem Munde verleuchnet, so hätte er zuerst den mörderlichen Stoß dahin bekommen, würde er aber wei-
verheissen ihnen Freyheit, so sie selbst Knechte des Verderbens sind. Und ist es dan einem Kinde Gottes und himlischen Cronerben genug von den Papisten eine Freyheit erbetteln, die man Krafft seiner Kindschafft und Erbschafft von seinem himlischen Vater und von seinem Bruder Jesu Christo hat? ists nicht sicherer und vor Gotte und Menschen reputirlicher, zu stehen in der Freyheit, damit uns Christus befreyet hat, als hingehen und lassen sich unter das knechtische Joch gefangen nehmen? Gal. 5, 1. Welcher freye Mensch thut so im leiblichen, daß er sich dem andern ohne Noth gefangen gebe, und sich damit tröste, es werde ihm vor solche seine Freywilligkeit, einige mehrere Freyheit versprochen, als andere seine Mitgefangenen haben. Ad 2. das Argument ab utili hält im Gewissen den Stich nicht; der Erfolg ist auch gantz Ungewiß. Wohlgemeinet und Ybel gerathen, ist was gemeines bey den Menschen Kindern. Bey den Verkehrten ist Gott verkehret Ps. 18, 27. Es ist seine Weise nicht, die ohne ihn gemachte Rechnung zu Justificiren. Wie oft ist nicht solche Religionsänderung zum Unglükke der Evangelischen, und anderer vieler ausgeschlagen! Exempla sunt odiosa. Sonst ist aus den französischen, teutschen, und andern Geschichten dergleichen bekant: unter anderm daß Henrico IV. Könige in Frankreich soll einstens gesaget seyn; weil er Gott mit dem Munde verleuchnet, so hätte er zuerst den mörderlichen Stoß dahin bekommen, würde er aber wei-
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verheissen ihnen Freyheit, so sie selbst Knechte des Verderbens sind. Und ist es dan einem Kinde Gottes und himlischen Cronerben genug von den Papisten eine Freyheit erbetteln, die man Krafft seiner Kindschafft und Erbschafft von seinem himlischen Vater und von seinem Bruder Jesu Christo hat? ists nicht sicherer und vor Gotte und Menschen reputirlicher, zu stehen in der Freyheit, damit uns Christus befreyet hat, als hingehen und lassen sich unter das knechtische Joch gefangen nehmen? Gal. 5, 1. Welcher freye Mensch thut so im leiblichen, daß er sich dem andern ohne Noth gefangen gebe, und sich damit tröste, es werde ihm vor solche seine Freywilligkeit, einige mehrere Freyheit versprochen, als andere seine Mitgefangenen haben. Ad 2. das Argument ab utili hält im Gewissen den Stich nicht; der Erfolg ist auch gantz Ungewiß. Wohlgemeinet und Ybel gerathen, ist was gemeines bey den Menschen Kindern. Bey den Verkehrten ist Gott verkehret Ps. 18, 27. Es ist seine Weise nicht, die ohne ihn gemachte Rechnung zu Justificiren. Wie oft ist nicht solche Religionsänderung zum Unglükke der Evangelischen, und anderer vieler ausgeschlagen! Exempla sunt odiosa. Sonst ist aus den französischen, teutschen, und andern Geschichten dergleichen bekant: unter anderm daß Henrico IV. Könige in Frankreich soll einstens gesaget seyn; weil er Gott mit dem Munde verleuchnet, so hätte er zuerst den mörderlichen Stoß dahin bekommen, würde er aber wei-
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verheissen ihnen Freyheit, so sie selbst Knechte des Verderbens sind. Und ist es dan einem Kinde Gottes und himlischen Cronerben genug von den Papisten eine Freyheit erbetteln, die man Krafft seiner Kindschafft und Erbschafft von seinem himlischen Vater und von seinem Bruder Jesu Christo hat? ists nicht sicherer und vor Gotte und Menschen reputirlicher, zu stehen in der Freyheit, damit uns Christus befreyet hat, als hingehen und lassen sich unter das knechtische Joch gefangen nehmen? Gal. 5, 1. Welcher freye Mensch thut so im leiblichen, daß er sich dem andern ohne Noth gefangen gebe, und sich damit tröste, es werde ihm vor solche seine Freywilligkeit, einige mehrere Freyheit versprochen, als andere seine Mitgefangenen haben. Ad 2. das Argument ab utili hält im Gewissen den Stich nicht; der Erfolg ist auch gantz Ungewiß. Wohlgemeinet und Ybel gerathen, ist was gemeines bey den Menschen Kindern. Bey den Verkehrten ist Gott verkehret Ps. 18, 27. Es ist seine Weise nicht, die ohne ihn gemachte Rechnung zu Justificiren. Wie oft ist nicht solche Religionsänderung zum Unglükke der Evangelischen, und anderer vieler ausgeschlagen! Exempla sunt odiosa. Sonst ist aus den französischen, teutschen, und andern Geschichten dergleichen bekant: unter anderm daß Henrico IV. Könige in Frankreich soll einstens gesaget seyn; weil er Gott mit dem Munde verleuchnet, so hätte er zuerst den mörderlichen Stoß dahin bekommen, würde er aber wei-
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Tönnies, Johann Heinrich: Auszug der Geschichte zur Erklärung der Offenbarung Johannis. Leipzig, 1776, S. 29. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/toennies_auszug_1776/985>, abgerufen am 22.11.2024.
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