Traun, Julius von der [d. i. Alexander Julius Schindler]: Der Gebirgspfarrer. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 21. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 121–156. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016.alle Pelzmützen, jede Wildschur und alle Gesichter sind über und über bereift; endlich klettert ein dickes Männchen heraus und spricht lächelnd: Grüß dich Gott, Malachias. Willkommen, willkommen, Blasius, jubelte der Pfarrer, dem die wohlbekannte Stimme des Kellermeisters vom Kloster-Spital an Pyhrn ans Ohr schlug. Der Prälat und der ganze Convent grüßen ihren Bruder, sprach Blasius. Gott segne unsern hochwürdigsten Abt und alle Jünger des heiligen Benedictus, erwiderte Malachias und nöthigte seinen Gast in die allgemeine Wohnstube, welche der Kirche gegenüber im Erdgeschosse lag. Mit den Beiden trat ein Dritter ungebeten ein, befreite ein wohlgepudertes Köpfchen von der Bibermütze, warf die Wildschur ab und zeigte den braunen Staatsfrack mit silbernen Knöpfen, die goldgestickte Weste und das Spitzenhalstuch in jenen unmuthigen Knoten verschlungen, die unter den Namen: "der Wasserfall" damals Mode war, jetzt aber nur mehr bei wenigen sehr alten Herren zu finden ist. Zuletzt zog unser Elegant aus mächtigen Pelzstiefeln zwei kleine Beinchen, die in seidenenen Strümpfen und Schuhen mit brillantirten Schnallen steckten, langte eine goldene Tabatiere aus der Tasche und präsentirte dem Pfarrer Malachias eine Prise Rape. Was seh' ich, Herr Hofrichter? rief der erstaunte Pfarrherr und schnupfte hastig. alle Pelzmützen, jede Wildschur und alle Gesichter sind über und über bereift; endlich klettert ein dickes Männchen heraus und spricht lächelnd: Grüß dich Gott, Malachias. Willkommen, willkommen, Blasius, jubelte der Pfarrer, dem die wohlbekannte Stimme des Kellermeisters vom Kloster-Spital an Pyhrn ans Ohr schlug. Der Prälat und der ganze Convent grüßen ihren Bruder, sprach Blasius. Gott segne unsern hochwürdigsten Abt und alle Jünger des heiligen Benedictus, erwiderte Malachias und nöthigte seinen Gast in die allgemeine Wohnstube, welche der Kirche gegenüber im Erdgeschosse lag. Mit den Beiden trat ein Dritter ungebeten ein, befreite ein wohlgepudertes Köpfchen von der Bibermütze, warf die Wildschur ab und zeigte den braunen Staatsfrack mit silbernen Knöpfen, die goldgestickte Weste und das Spitzenhalstuch in jenen unmuthigen Knoten verschlungen, die unter den Namen: “der Wasserfall“ damals Mode war, jetzt aber nur mehr bei wenigen sehr alten Herren zu finden ist. Zuletzt zog unser Elegant aus mächtigen Pelzstiefeln zwei kleine Beinchen, die in seidenenen Strümpfen und Schuhen mit brillantirten Schnallen steckten, langte eine goldene Tabatière aus der Tasche und präsentirte dem Pfarrer Malachias eine Prise Rapé. Was seh’ ich, Herr Hofrichter? rief der erstaunte Pfarrherr und schnupfte hastig. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0011"/> alle Pelzmützen, jede Wildschur und alle Gesichter sind über und über bereift; endlich klettert ein dickes Männchen heraus und spricht lächelnd: Grüß dich Gott, Malachias.</p><lb/> <p>Willkommen, willkommen, Blasius, jubelte der Pfarrer, dem die wohlbekannte Stimme des Kellermeisters vom Kloster-Spital an Pyhrn ans Ohr schlug.</p><lb/> <p>Der Prälat und der ganze Convent grüßen ihren Bruder, sprach Blasius.</p><lb/> <p>Gott segne unsern hochwürdigsten Abt und alle Jünger des heiligen Benedictus, erwiderte Malachias und nöthigte seinen Gast in die allgemeine Wohnstube, welche der Kirche gegenüber im Erdgeschosse lag.</p><lb/> <p>Mit den Beiden trat ein Dritter ungebeten ein, befreite ein wohlgepudertes Köpfchen von der Bibermütze, warf die Wildschur ab und zeigte den braunen Staatsfrack mit silbernen Knöpfen, die goldgestickte Weste und das Spitzenhalstuch in jenen unmuthigen Knoten verschlungen, die unter den Namen: “der Wasserfall“ damals Mode war, jetzt aber nur mehr bei wenigen sehr alten Herren zu finden ist. Zuletzt zog unser Elegant aus mächtigen Pelzstiefeln zwei kleine Beinchen, die in seidenenen Strümpfen und Schuhen mit brillantirten Schnallen steckten, langte eine goldene Tabatière aus der Tasche und präsentirte dem Pfarrer Malachias eine Prise Rapé.</p><lb/> <p>Was seh’ ich, Herr Hofrichter? rief der erstaunte Pfarrherr und schnupfte hastig.</p><lb/> </div> </body> </text> </TEI> [0011]
alle Pelzmützen, jede Wildschur und alle Gesichter sind über und über bereift; endlich klettert ein dickes Männchen heraus und spricht lächelnd: Grüß dich Gott, Malachias.
Willkommen, willkommen, Blasius, jubelte der Pfarrer, dem die wohlbekannte Stimme des Kellermeisters vom Kloster-Spital an Pyhrn ans Ohr schlug.
Der Prälat und der ganze Convent grüßen ihren Bruder, sprach Blasius.
Gott segne unsern hochwürdigsten Abt und alle Jünger des heiligen Benedictus, erwiderte Malachias und nöthigte seinen Gast in die allgemeine Wohnstube, welche der Kirche gegenüber im Erdgeschosse lag.
Mit den Beiden trat ein Dritter ungebeten ein, befreite ein wohlgepudertes Köpfchen von der Bibermütze, warf die Wildschur ab und zeigte den braunen Staatsfrack mit silbernen Knöpfen, die goldgestickte Weste und das Spitzenhalstuch in jenen unmuthigen Knoten verschlungen, die unter den Namen: “der Wasserfall“ damals Mode war, jetzt aber nur mehr bei wenigen sehr alten Herren zu finden ist. Zuletzt zog unser Elegant aus mächtigen Pelzstiefeln zwei kleine Beinchen, die in seidenenen Strümpfen und Schuhen mit brillantirten Schnallen steckten, langte eine goldene Tabatière aus der Tasche und präsentirte dem Pfarrer Malachias eine Prise Rapé.
Was seh’ ich, Herr Hofrichter? rief der erstaunte Pfarrherr und schnupfte hastig.
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