Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Treviranus, Gottfried Reinhold: Biologie, oder Philosophie der lebenden Natur für Naturforscher und Ärzte. Bd. 1. Göttingen, 1802.

Bild:
<< vorherige Seite

zahlreiche Zweige der Luftröhren. In der Substanz
des Gehirns und der erwähnten Knoten glaubte
Lyonnet auch Rinde und Mark zu unterscheiden.
Die Substanz der Knoten unterscheidet sich von der
der übrigen Theile des Rückenmarks darin, dass
diese gar keine Luftgefässe hat, da jene damit ganz
durchflochten ist.

Noch grösser, als diese Verschiedenheiten, sind
aber die, die wir in den Ernährungsorganen der In-
sekten antreffen. In Ansehung der Fresswerkzeuge
zerfällt diese Thierclasse in zwey grössere Abthei-
lungen: in solche, die ihre Nahrung vor deren Auf-
nahme in den Schlund vorher zermalmen, und in
solche, die sich blos durch Einsaugen thierischer
oder vegetabilischer Flüssigkeiten nähren. Zu den
erstern gehören die Spinnen, Asseln, drey Arten
von Milben (Podura, Lepisma und Ricinus), die
Heuschrecken, Käfer, Wespen und Libellen. Bey
diesen sind die Fresswerkzeuge denen der Krebse
ähnlich. Sie haben gewöhnlich zwey Paar Kinnla-
den, die sich in horizontalen Flächen bewegen, und
wovon das obere Paar (die Fressspitzen, man-
dibulae Fabricii) knöchern, das untere (die Kinn-
laden
, maxillae Fabr.) aber schwächer, oft häutig
ist; eine obere und eine untere Lippe, von welchen
die letztere sich in eine Art von Zunge endigt; und
auf den auswendigen Flächen dieser Kinnladen und
Lippen kleinere Fühlfäden (palpi). Bey jeder der

ange-
Z 5

zahlreiche Zweige der Luftröhren. In der Substanz
des Gehirns und der erwähnten Knoten glaubte
Lyonnet auch Rinde und Mark zu unterscheiden.
Die Substanz der Knoten unterscheidet sich von der
der übrigen Theile des Rückenmarks darin, daſs
diese gar keine Luftgefäſse hat, da jene damit ganz
durchflochten ist.

Noch gröſser, als diese Verschiedenheiten, sind
aber die, die wir in den Ernährungsorganen der In-
sekten antreffen. In Ansehung der Freſswerkzeuge
zerfällt diese Thierclasse in zwey gröſsere Abthei-
lungen: in solche, die ihre Nahrung vor deren Auf-
nahme in den Schlund vorher zermalmen, und in
solche, die sich blos durch Einsaugen thierischer
oder vegetabilischer Flüssigkeiten nähren. Zu den
erstern gehören die Spinnen, Asseln, drey Arten
von Milben (Podura, Lepisma und Ricinus), die
Heuschrecken, Käfer, Wespen und Libellen. Bey
diesen sind die Freſswerkzeuge denen der Krebse
ähnlich. Sie haben gewöhnlich zwey Paar Kinnla-
den, die sich in horizontalen Flächen bewegen, und
wovon das obere Paar (die Freſsspitzen, man-
dibulae Fabricii) knöchern, das untere (die Kinn-
laden
, maxillae Fabr.) aber schwächer, oft häutig
ist; eine obere und eine untere Lippe, von welchen
die letztere sich in eine Art von Zunge endigt; und
auf den auswendigen Flächen dieser Kinnladen und
Lippen kleinere Fühlfäden (palpi). Bey jeder der

ange-
Z 5
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <div n="4">
              <p><pb facs="#f0381" n="361"/>
zahlreiche Zweige der Luftröhren. In der Substanz<lb/>
des Gehirns und der erwähnten Knoten glaubte<lb/><hi rendition="#k">Lyonnet</hi> auch Rinde und Mark zu unterscheiden.<lb/>
Die Substanz der Knoten unterscheidet sich von der<lb/>
der übrigen Theile des Rückenmarks darin, da&#x017F;s<lb/>
diese gar keine Luftgefä&#x017F;se hat, da jene damit ganz<lb/>
durchflochten ist.</p><lb/>
              <p>Noch grö&#x017F;ser, als diese Verschiedenheiten, sind<lb/>
aber die, die wir in den Ernährungsorganen der In-<lb/>
sekten antreffen. In Ansehung der Fre&#x017F;swerkzeuge<lb/>
zerfällt diese Thierclasse in zwey grö&#x017F;sere Abthei-<lb/>
lungen: in solche, die ihre Nahrung vor deren Auf-<lb/>
nahme in den Schlund vorher zermalmen, und in<lb/>
solche, die sich blos durch Einsaugen thierischer<lb/>
oder vegetabilischer Flüssigkeiten nähren. Zu den<lb/>
erstern gehören die Spinnen, Asseln, drey Arten<lb/>
von Milben (Podura, Lepisma und Ricinus), die<lb/>
Heuschrecken, Käfer, Wespen und Libellen. Bey<lb/>
diesen sind die Fre&#x017F;swerkzeuge denen der Krebse<lb/>
ähnlich. Sie haben gewöhnlich zwey Paar Kinnla-<lb/>
den, die sich in horizontalen Flächen bewegen, und<lb/>
wovon das obere Paar (die <hi rendition="#g">Fre&#x017F;sspitzen</hi>, man-<lb/>
dibulae <hi rendition="#k">Fabricii</hi>) knöchern, das untere (die <hi rendition="#g">Kinn-<lb/>
laden</hi>, maxillae <hi rendition="#k">Fabr</hi>.) aber schwächer, oft häutig<lb/>
ist; eine obere und eine untere Lippe, von welchen<lb/>
die letztere sich in eine Art von Zunge endigt; und<lb/>
auf den auswendigen Flächen dieser Kinnladen und<lb/>
Lippen kleinere Fühlfäden (palpi). Bey jeder der<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">Z 5</fw><fw place="bottom" type="catch">ange-</fw><lb/></p>
            </div>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[361/0381] zahlreiche Zweige der Luftröhren. In der Substanz des Gehirns und der erwähnten Knoten glaubte Lyonnet auch Rinde und Mark zu unterscheiden. Die Substanz der Knoten unterscheidet sich von der der übrigen Theile des Rückenmarks darin, daſs diese gar keine Luftgefäſse hat, da jene damit ganz durchflochten ist. Noch gröſser, als diese Verschiedenheiten, sind aber die, die wir in den Ernährungsorganen der In- sekten antreffen. In Ansehung der Freſswerkzeuge zerfällt diese Thierclasse in zwey gröſsere Abthei- lungen: in solche, die ihre Nahrung vor deren Auf- nahme in den Schlund vorher zermalmen, und in solche, die sich blos durch Einsaugen thierischer oder vegetabilischer Flüssigkeiten nähren. Zu den erstern gehören die Spinnen, Asseln, drey Arten von Milben (Podura, Lepisma und Ricinus), die Heuschrecken, Käfer, Wespen und Libellen. Bey diesen sind die Freſswerkzeuge denen der Krebse ähnlich. Sie haben gewöhnlich zwey Paar Kinnla- den, die sich in horizontalen Flächen bewegen, und wovon das obere Paar (die Freſsspitzen, man- dibulae Fabricii) knöchern, das untere (die Kinn- laden, maxillae Fabr.) aber schwächer, oft häutig ist; eine obere und eine untere Lippe, von welchen die letztere sich in eine Art von Zunge endigt; und auf den auswendigen Flächen dieser Kinnladen und Lippen kleinere Fühlfäden (palpi). Bey jeder der ange- Z 5

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/treviranus_biologie01_1802
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/treviranus_biologie01_1802/381
Zitationshilfe: Treviranus, Gottfried Reinhold: Biologie, oder Philosophie der lebenden Natur für Naturforscher und Ärzte. Bd. 1. Göttingen, 1802, S. 361. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/treviranus_biologie01_1802/381>, abgerufen am 20.05.2024.