Therechowsky schliesst aus diesen Beobach- tungen, dass die Infusionsthiere nicht aus den in- fundirten Substanzen, sondern aus Eltern oder Ey- ern entstehen, die in dem aufgegossenen Wasser verborgen liegen (w).
Man kann diese Erfahrungen in zwey Classen eintheilen: in solche, welche den Beobachtungen von Needham, Wrisberg und Spallanzani nicht entgegen sind, und in solche, welche mit den letz- tern in Widerspruche stehen. Zu jenen gehört die Beobachtung, dass Infusionen, die mit verschiede- nem Wasser bereitet sind, verschiedene Thiere ge- ben, und diese lässt sich eben so gut mit der Need- hamschen, als der Therechowskyschen Meinung von der Entstehung der Infusionsthiere vereinigen, indem jener zufolge nach der Verschiedenheit der äussern Einflüsse und also auch nach der verschie- denen Mischung des aufgegossenen Wassers die Produkte des erzeugenden Princips verschieden seyn müssen. Wenn aber Therechowsky behaup- tet, dass verschiedene Substanzen, die mit einerley Wasser infundirt sind, einerley Infusionsthiere her- vorbringen, so sprechen dagegen so viele meiner eigenen Beobachtungen, dass mir die Treue und Genauigkeit dieses Schriftstellers sehr verdächtig wird. Man darf nur Kressensaamen und Roggen- körner mit einerley Wasser infundiren, um sich
vom
(w) S. 166.
T 4
Therechowsky schlieſst aus diesen Beobach- tungen, daſs die Infusionsthiere nicht aus den in- fundirten Substanzen, sondern aus Eltern oder Ey- ern entstehen, die in dem aufgegossenen Wasser verborgen liegen (w).
Man kann diese Erfahrungen in zwey Classen eintheilen: in solche, welche den Beobachtungen von Needham, Wrisberg und Spallanzani nicht entgegen sind, und in solche, welche mit den letz- tern in Widerspruche stehen. Zu jenen gehört die Beobachtung, daſs Infusionen, die mit verschiede- nem Wasser bereitet sind, verschiedene Thiere ge- ben, und diese läſst sich eben so gut mit der Need- hamschen, als der Therechowskyschen Meinung von der Entstehung der Infusionsthiere vereinigen, indem jener zufolge nach der Verschiedenheit der äussern Einflüsse und also auch nach der verschie- denen Mischung des aufgegossenen Wassers die Produkte des erzeugenden Princips verschieden seyn müssen. Wenn aber Therechowsky behaup- tet, daſs verschiedene Substanzen, die mit einerley Wasser infundirt sind, einerley Infusionsthiere her- vorbringen, so sprechen dagegen so viele meiner eigenen Beobachtungen, daſs mir die Treue und Genauigkeit dieses Schriftstellers sehr verdächtig wird. Man darf nur Kressensaamen und Roggen- körner mit einerley Wasser infundiren, um sich
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(w) S. 166.
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Therechowsky schlieſst aus diesen Beobach-
tungen, daſs die Infusionsthiere nicht aus den in-
fundirten Substanzen, sondern aus Eltern oder Ey-
ern entstehen, die in dem aufgegossenen Wasser
verborgen liegen (w).
Man kann diese Erfahrungen in zwey Classen
eintheilen: in solche, welche den Beobachtungen
von Needham, Wrisberg und Spallanzani nicht
entgegen sind, und in solche, welche mit den letz-
tern in Widerspruche stehen. Zu jenen gehört die
Beobachtung, daſs Infusionen, die mit verschiede-
nem Wasser bereitet sind, verschiedene Thiere ge-
ben, und diese läſst sich eben so gut mit der Need-
hamschen, als der Therechowskyschen Meinung
von der Entstehung der Infusionsthiere vereinigen,
indem jener zufolge nach der Verschiedenheit der
äussern Einflüsse und also auch nach der verschie-
denen Mischung des aufgegossenen Wassers die
Produkte des erzeugenden Princips verschieden
seyn müssen. Wenn aber Therechowsky behaup-
tet, daſs verschiedene Substanzen, die mit einerley
Wasser infundirt sind, einerley Infusionsthiere her-
vorbringen, so sprechen dagegen so viele meiner
eigenen Beobachtungen, daſs mir die Treue und
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Treviranus, Gottfried Reinhold: Biologie, oder Philosophie der lebenden Natur für Naturforscher und Ärzte. Bd. 2. Göttingen, 1803, S. 295. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/treviranus_biologie02_1803/305>, abgerufen am 24.11.2024.
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