Hat aber dies seine Richtigkeit, so ist es auch wahrscheinlich, dass jener cosmische Galvanismus anders seyn wird in der südlichen Hemisphäre und anders in der nördlichen, wenn der Bau der erstern von der Struktur der letztern verschieden ist. Die- se Verschiedenheit nun fällt in die Augen. Die Oberfläche der nördlichen Erdhälfte besteht gröss- tentheils aus festem Lande, die der südlichen aus Meerwasser. Zugleich zeigt sich in der wärmern Zone der südlichen Hemisphäre ein weit grösserer Reichthum an edlen Metallen, als in allen übrigen Erdstrichen. Gold und Silber finden sich nirgends in der Menge, als in den heissen Gegenden des Südens von Amerika, Asien und Afrika. Hinge- gen in der nördlichen Erdhälfte sind Eisen und Kupfer die häufigern Metalle.
Sollte nun eine Kraft, die sich im Kleinen auf den lebenden Körper so wirksam zeigt, nicht auch auf die ganze lebende Natur den mächtigsten Ein- fluss haben? Und sollte die verschiedene Modifi- kation dieses Agens in den beyden Erdhälften nicht die Ursache der Verschiedenheit seyn, die in den lebenden Produkten beyder Hemisphären statt findet?
Diese Hypothese würde noch mehr gewinnen, wenn sie uns auch die Frage beantwortete: War- um diese Verschiedenheit vorzüglich zwischen den Thieren und Pflanzen der wärmern Zonen beyder
Erd-
Ff 2
Hat aber dies seine Richtigkeit, so ist es auch wahrscheinlich, daſs jener cosmische Galvanismus anders seyn wird in der südlichen Hemisphäre und anders in der nördlichen, wenn der Bau der erstern von der Struktur der letztern verschieden ist. Die- se Verschiedenheit nun fällt in die Augen. Die Oberfläche der nördlichen Erdhälfte besteht gröſs- tentheils aus festem Lande, die der südlichen aus Meerwasser. Zugleich zeigt sich in der wärmern Zone der südlichen Hemisphäre ein weit gröſserer Reichthum an edlen Metallen, als in allen übrigen Erdstrichen. Gold und Silber finden sich nirgends in der Menge, als in den heissen Gegenden des Südens von Amerika, Asien und Afrika. Hinge- gen in der nördlichen Erdhälfte sind Eisen und Kupfer die häufigern Metalle.
Sollte nun eine Kraft, die sich im Kleinen auf den lebenden Körper so wirksam zeigt, nicht auch auf die ganze lebende Natur den mächtigsten Ein- fluſs haben? Und sollte die verschiedene Modifi- kation dieses Agens in den beyden Erdhälften nicht die Ursache der Verschiedenheit seyn, die in den lebenden Produkten beyder Hemisphären statt findet?
Diese Hypothese würde noch mehr gewinnen, wenn sie uns auch die Frage beantwortete: War- um diese Verschiedenheit vorzüglich zwischen den Thieren und Pflanzen der wärmern Zonen beyder
Erd-
Ff 2
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><divn="4"><divn="5"><pbfacs="#f0461"n="451"/><p>Hat aber dies seine Richtigkeit, so ist es auch<lb/>
wahrscheinlich, daſs jener cosmische Galvanismus<lb/>
anders seyn wird in der südlichen Hemisphäre und<lb/>
anders in der nördlichen, wenn der Bau der erstern<lb/>
von der Struktur der letztern verschieden ist. Die-<lb/>
se Verschiedenheit nun fällt in die Augen. Die<lb/>
Oberfläche der nördlichen Erdhälfte besteht gröſs-<lb/>
tentheils aus festem Lande, die der südlichen aus<lb/>
Meerwasser. Zugleich zeigt sich in der wärmern<lb/>
Zone der südlichen Hemisphäre ein weit gröſserer<lb/>
Reichthum an edlen Metallen, als in allen übrigen<lb/>
Erdstrichen. Gold und Silber finden sich nirgends<lb/>
in der Menge, als in den heissen Gegenden des<lb/>
Südens von Amerika, Asien und Afrika. Hinge-<lb/>
gen in der nördlichen Erdhälfte sind Eisen und<lb/>
Kupfer die häufigern Metalle.</p><lb/><p>Sollte nun eine Kraft, die sich im Kleinen auf<lb/>
den lebenden Körper so wirksam zeigt, nicht auch<lb/>
auf die ganze lebende Natur den mächtigsten Ein-<lb/>
fluſs haben? Und sollte die verschiedene Modifi-<lb/>
kation dieses Agens in den beyden Erdhälften nicht<lb/>
die Ursache der Verschiedenheit seyn, die in den<lb/>
lebenden Produkten beyder Hemisphären statt<lb/>
findet?</p><lb/><p>Diese Hypothese würde noch mehr gewinnen,<lb/>
wenn sie uns auch die Frage beantwortete: War-<lb/>
um diese Verschiedenheit vorzüglich zwischen den<lb/>
Thieren und Pflanzen der wärmern Zonen beyder<lb/><fwplace="bottom"type="sig"><hirendition="#g">Ff</hi> 2</fw><fwplace="bottom"type="catch">Erd-</fw><lb/></p></div></div></div></div></div></body></text></TEI>
[451/0461]
Hat aber dies seine Richtigkeit, so ist es auch
wahrscheinlich, daſs jener cosmische Galvanismus
anders seyn wird in der südlichen Hemisphäre und
anders in der nördlichen, wenn der Bau der erstern
von der Struktur der letztern verschieden ist. Die-
se Verschiedenheit nun fällt in die Augen. Die
Oberfläche der nördlichen Erdhälfte besteht gröſs-
tentheils aus festem Lande, die der südlichen aus
Meerwasser. Zugleich zeigt sich in der wärmern
Zone der südlichen Hemisphäre ein weit gröſserer
Reichthum an edlen Metallen, als in allen übrigen
Erdstrichen. Gold und Silber finden sich nirgends
in der Menge, als in den heissen Gegenden des
Südens von Amerika, Asien und Afrika. Hinge-
gen in der nördlichen Erdhälfte sind Eisen und
Kupfer die häufigern Metalle.
Sollte nun eine Kraft, die sich im Kleinen auf
den lebenden Körper so wirksam zeigt, nicht auch
auf die ganze lebende Natur den mächtigsten Ein-
fluſs haben? Und sollte die verschiedene Modifi-
kation dieses Agens in den beyden Erdhälften nicht
die Ursache der Verschiedenheit seyn, die in den
lebenden Produkten beyder Hemisphären statt
findet?
Diese Hypothese würde noch mehr gewinnen,
wenn sie uns auch die Frage beantwortete: War-
um diese Verschiedenheit vorzüglich zwischen den
Thieren und Pflanzen der wärmern Zonen beyder
Erd-
Ff 2
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Treviranus, Gottfried Reinhold: Biologie, oder Philosophie der lebenden Natur für Naturforscher und Ärzte. Bd. 2. Göttingen, 1803, S. 451. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/treviranus_biologie02_1803/461>, abgerufen am 22.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.