Theil bewohnt das Innere der Erde, also doch auch ein feuchtes Medium. Weniger abhängig vom Wasser sind die Insekten. Aber von den Mollus- ken und Crustaceen zu den Fischen, von diesen zu den Amphibien, und von den letztern zu den Vögeln und Säugthieren mindert sich diese Abhän- gigkeit in einer Stufenfolge, die nur bey einzelnen Arten unterbrochen ist.
Bey keiner Art von lebenden Körpern geht aber die Unabhängigkeit vom Wasser bis zur völ- ligen Entbehrlichkeit desselben. Wenn die Agave, Aloe, Cacalie, der Cactus, und ein gewisser Baum auf der Insel Bourbon (Bois de Nattes) in den trockensten Felsenritzen leben, ohne oft mehrere Monate hindurch von einem Tropfen Regen be- feuchtet zu werden, wenn das Epidendrum flos aeris, eine in Indien jenseits des Ganges einhei- mische Schmarotzerpflanze, im Zimmer an der Decke aufgehangen, vegetirt und viele Jahre hin- durch blüht, so sind diese Ausnahmen von dem Gesetze der Nothwendigkeit des Wassers, als ma- terieller Bedingung alles Lebens, nur scheinbar, und es ist zu weit gegangen, mit Ingenhouss(y) hieraus auf die völlige Entbehrlichkeit des Was- sers zur Erhaltung jener Pflanzen zu schliessen. "Der Nachtthau," sagt dieser Schriftsteller, "kann
"sol-
(y) Ueber Ernährung der Pflanzen und Fruchtbarkeit des Bodens. Uebers. von Fischer. S. 49 ff.
Theil bewohnt das Innere der Erde, also doch auch ein feuchtes Medium. Weniger abhängig vom Wasser sind die Insekten. Aber von den Mollus- ken und Crustaceen zu den Fischen, von diesen zu den Amphibien, und von den letztern zu den Vögeln und Säugthieren mindert sich diese Abhän- gigkeit in einer Stufenfolge, die nur bey einzelnen Arten unterbrochen ist.
Bey keiner Art von lebenden Körpern geht aber die Unabhängigkeit vom Wasser bis zur völ- ligen Entbehrlichkeit desselben. Wenn die Agave, Aloe, Cacalie, der Cactus, und ein gewisser Baum auf der Insel Bourbon (Bois de Nattes) in den trockensten Felsenritzen leben, ohne oft mehrere Monate hindurch von einem Tropfen Regen be- feuchtet zu werden, wenn das Epidendrum flos aeris, eine in Indien jenseits des Ganges einhei- mische Schmarotzerpflanze, im Zimmer an der Decke aufgehangen, vegetirt und viele Jahre hin- durch blüht, so sind diese Ausnahmen von dem Gesetze der Nothwendigkeit des Wassers, als ma- terieller Bedingung alles Lebens, nur scheinbar, und es ist zu weit gegangen, mit Ingenhouss(y) hieraus auf die völlige Entbehrlichkeit des Was- sers zur Erhaltung jener Pflanzen zu schliessen. “Der Nachtthau,” sagt dieser Schriftsteller, “kann
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(y) Ueber Ernährung der Pflanzen und Fruchtbarkeit des Bodens. Uebers. von Fischer. S. 49 ff.
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Theil bewohnt das Innere der Erde, also doch
auch ein feuchtes Medium. Weniger abhängig vom
Wasser sind die Insekten. Aber von den Mollus-
ken und Crustaceen zu den Fischen, von diesen
zu den Amphibien, und von den letztern zu den
Vögeln und Säugthieren mindert sich diese Abhän-
gigkeit in einer Stufenfolge, die nur bey einzelnen
Arten unterbrochen ist.
Bey keiner Art von lebenden Körpern geht
aber die Unabhängigkeit vom Wasser bis zur völ-
ligen Entbehrlichkeit desselben. Wenn die Agave,
Aloe, Cacalie, der Cactus, und ein gewisser Baum
auf der Insel Bourbon (Bois de Nattes) in den
trockensten Felsenritzen leben, ohne oft mehrere
Monate hindurch von einem Tropfen Regen be-
feuchtet zu werden, wenn das Epidendrum flos
aeris, eine in Indien jenseits des Ganges einhei-
mische Schmarotzerpflanze, im Zimmer an der
Decke aufgehangen, vegetirt und viele Jahre hin-
durch blüht, so sind diese Ausnahmen von dem
Gesetze der Nothwendigkeit des Wassers, als ma-
terieller Bedingung alles Lebens, nur scheinbar,
und es ist zu weit gegangen, mit Ingenhouss (y)
hieraus auf die völlige Entbehrlichkeit des Was-
sers zur Erhaltung jener Pflanzen zu schliessen.
“Der Nachtthau,” sagt dieser Schriftsteller, “kann
„sol-
(y) Ueber Ernährung der Pflanzen und Fruchtbarkeit
des Bodens. Uebers. von Fischer. S. 49 ff.
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Treviranus, Gottfried Reinhold: Biologie, oder Philosophie der lebenden Natur für Naturforscher und Ärzte. Bd. 2. Göttingen, 1803, S. 460. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/treviranus_biologie02_1803/470>, abgerufen am 21.11.2024.
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