Indess können auch jene eigenen Nebenwirkun- gen, welche ponderable Stoffe auf die Bildung ein- zelner Theile des lebenden Organismus äussern, aus sehr verschiedenen Ursachen entstehen. So ist es z. B. gewiss, dass die Stacheln und Dornen vie- ler Pflanzen oft Produkte des Erdreichs sind. Du- fay pflanzte zwey Rosenstöcke, den einen in einen vortrefflichen, mit Nahrungssäften reichlich verse- henen Boden, den andern in Sand. Beyde wuch- sen ganz gleichförmig; aber der erstere war dicht mit starken und spitzen Dornen besetzt, indem man den andern, dessen Stacheln ganz biegsam und in geringer Anzahl vorhanden waren, angreifen konnte, ohne sich im geringsten zu verletzen (r). Nach dieser Erfahrung würde es blos ein fruchtba- rer Boden seyn, wodurch die Stacheln der Pflanzen gebildet werden. Allein wenn man die Genista anglica, die Ononis spinosa und andere dornichte Gewächse auch in den dürresten Sandfeldern sieht, wenn man erwägt, dass in Persien, also in einem grossen Erdstriche, wo doch beträchtliche Verschie- denheiten des Bodens statt finden müssen, die mei- sten Stauden, und sogar solche, die in andern Ländern keine Dornen haben, mit diesen besetzt sind, so wird es wahrscheinlich, dass jene Erschei- nung noch durch andere Ursachen, als durch den Boden, hervorgebracht werden kann. Zu vermu-
then
(r)Lichtenberg's Mag. f. d. Neueste aus der Physik. B. 4. St. 2. S. 62.
Indeſs können auch jene eigenen Nebenwirkun- gen, welche ponderable Stoffe auf die Bildung ein- zelner Theile des lebenden Organismus äussern, aus sehr verschiedenen Ursachen entstehen. So ist es z. B. gewiſs, daſs die Stacheln und Dornen vie- ler Pflanzen oft Produkte des Erdreichs sind. Du- fay pflanzte zwey Rosenstöcke, den einen in einen vortrefflichen, mit Nahrungssäften reichlich verse- henen Boden, den andern in Sand. Beyde wuch- sen ganz gleichförmig; aber der erstere war dicht mit starken und spitzen Dornen besetzt, indem man den andern, dessen Stacheln ganz biegsam und in geringer Anzahl vorhanden waren, angreifen konnte, ohne sich im geringsten zu verletzen (r). Nach dieser Erfahrung würde es blos ein fruchtba- rer Boden seyn, wodurch die Stacheln der Pflanzen gebildet werden. Allein wenn man die Genista anglica, die Ononis spinosa und andere dornichte Gewächse auch in den dürresten Sandfeldern sieht, wenn man erwägt, daſs in Persien, also in einem groſsen Erdstriche, wo doch beträchtliche Verschie- denheiten des Bodens statt finden müssen, die mei- sten Stauden, und sogar solche, die in andern Ländern keine Dornen haben, mit diesen besetzt sind, so wird es wahrscheinlich, daſs jene Erschei- nung noch durch andere Ursachen, als durch den Boden, hervorgebracht werden kann. Zu vermu-
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(r)Lichtenberg’s Mag. f. d. Neueste aus der Physik. B. 4. St. 2. S. 62.
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[493/0503]
Indeſs können auch jene eigenen Nebenwirkun-
gen, welche ponderable Stoffe auf die Bildung ein-
zelner Theile des lebenden Organismus äussern,
aus sehr verschiedenen Ursachen entstehen. So ist
es z. B. gewiſs, daſs die Stacheln und Dornen vie-
ler Pflanzen oft Produkte des Erdreichs sind. Du-
fay pflanzte zwey Rosenstöcke, den einen in einen
vortrefflichen, mit Nahrungssäften reichlich verse-
henen Boden, den andern in Sand. Beyde wuch-
sen ganz gleichförmig; aber der erstere war dicht
mit starken und spitzen Dornen besetzt, indem
man den andern, dessen Stacheln ganz biegsam und
in geringer Anzahl vorhanden waren, angreifen
konnte, ohne sich im geringsten zu verletzen (r).
Nach dieser Erfahrung würde es blos ein fruchtba-
rer Boden seyn, wodurch die Stacheln der Pflanzen
gebildet werden. Allein wenn man die Genista
anglica, die Ononis spinosa und andere dornichte
Gewächse auch in den dürresten Sandfeldern sieht,
wenn man erwägt, daſs in Persien, also in einem
groſsen Erdstriche, wo doch beträchtliche Verschie-
denheiten des Bodens statt finden müssen, die mei-
sten Stauden, und sogar solche, die in andern
Ländern keine Dornen haben, mit diesen besetzt
sind, so wird es wahrscheinlich, daſs jene Erschei-
nung noch durch andere Ursachen, als durch den
Boden, hervorgebracht werden kann. Zu vermu-
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Treviranus, Gottfried Reinhold: Biologie, oder Philosophie der lebenden Natur für Naturforscher und Ärzte. Bd. 2. Göttingen, 1803, S. 493. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/treviranus_biologie02_1803/503>, abgerufen am 21.11.2024.
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