lange vorher, ehe sich der Bernstein bildete, Pflanzen vorhanden gewesen seyn müssen. End- lich findet man in ihm auch Tannen- und Fich- tennadeln, und den Tannenzapfen ähnliche Kör- per (b), folglich Ueberbleibsel einer Pflanzenfa- milie, die erst von späterer Entstehung ist. Ver- muthlich gehöret daher der Bernstein, und mit ihm diejenigen Insekten, die in ihm einge- schlossen sind, in diejenige Periode, aus wel- cher das bituminöse Holz und die Holzkohlen herstammen.
Um eben die Zeit, als jene Landinsekten leb- ten, die als natürliche Mumien im Bernsteine ent- halten sind, waren auch schon Amphibien vor- handen. Wir finden Ueberbleibsel dieser Thiere in Steinschichten, die ohngefähr in derselben Pe- riode, aus welcher die Steinkohlenflötze und Ab- drücke fremder Gewächse herrühren, entstanden sind. Von der Art scheinet z. B. die von Spe- ner(c) beschriebene crocodilartige Eidechse zu seyn, welche vor ohngefähr hundert Jahren in der Thüringischen Kupfergrube bey Suhla vier- zehn Lachter tief gefunden wurde. Die Stein- art, worin sie lag, war ein kupferhaltiger Schie- fer, der zugleich ziemlich vollständige Versteine-
run-
(b) Ebendas.
(c) Miscellan. Berolinens. T. 1. p. 99. fig. 24. 25.
III. Bd. H
lange vorher, ehe sich der Bernstein bildete, Pflanzen vorhanden gewesen seyn müssen. End- lich findet man in ihm auch Tannen- und Fich- tennadeln, und den Tannenzapfen ähnliche Kör- per (b), folglich Ueberbleibsel einer Pflanzenfa- milie, die erst von späterer Entstehung ist. Ver- muthlich gehöret daher der Bernstein, und mit ihm diejenigen Insekten, die in ihm einge- schlossen sind, in diejenige Periode, aus wel- cher das bituminöse Holz und die Holzkohlen herstammen.
Um eben die Zeit, als jene Landinsekten leb- ten, die als natürliche Mumien im Bernsteine ent- halten sind, waren auch schon Amphibien vor- handen. Wir finden Ueberbleibsel dieser Thiere in Steinschichten, die ohngefähr in derselben Pe- riode, aus welcher die Steinkohlenflötze und Ab- drücke fremder Gewächse herrühren, entstanden sind. Von der Art scheinet z. B. die von Spe- ner(c) beschriebene crocodilartige Eidechse zu seyn, welche vor ohngefähr hundert Jahren in der Thüringischen Kupfergrube bey Suhla vier- zehn Lachter tief gefunden wurde. Die Stein- art, worin sie lag, war ein kupferhaltiger Schie- fer, der zugleich ziemlich vollständige Versteine-
run-
(b) Ebendas.
(c) Miscellan. Berolinens. T. 1. p. 99. fig. 24. 25.
III. Bd. H
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><p><pbfacs="#f0123"n="113"/>
lange vorher, ehe sich der Bernstein bildete,<lb/>
Pflanzen vorhanden gewesen seyn müssen. End-<lb/>
lich findet man in ihm auch Tannen- und Fich-<lb/>
tennadeln, und den Tannenzapfen ähnliche Kör-<lb/>
per <noteplace="foot"n="(b)">Ebendas.</note>, folglich Ueberbleibsel einer Pflanzenfa-<lb/>
milie, die erst von späterer Entstehung ist. Ver-<lb/>
muthlich gehöret daher der Bernstein, und mit<lb/>
ihm diejenigen Insekten, die in ihm einge-<lb/>
schlossen sind, in diejenige Periode, aus wel-<lb/>
cher das bituminöse Holz und die Holzkohlen<lb/>
herstammen.</p><lb/><p>Um eben die Zeit, als jene Landinsekten leb-<lb/>
ten, die als natürliche Mumien im Bernsteine ent-<lb/>
halten sind, waren auch schon Amphibien vor-<lb/>
handen. Wir finden Ueberbleibsel dieser Thiere<lb/>
in Steinschichten, die ohngefähr in derselben Pe-<lb/>
riode, aus welcher die Steinkohlenflötze und Ab-<lb/>
drücke fremder Gewächse herrühren, entstanden<lb/>
sind. Von der Art scheinet z. B. die von <hirendition="#k">Spe-<lb/>
ner</hi><noteplace="foot"n="(c)">Miscellan. Berolinens. T. 1. p. 99. fig. 24. 25.</note> beschriebene crocodilartige Eidechse zu<lb/>
seyn, welche vor ohngefähr hundert Jahren in<lb/>
der Thüringischen Kupfergrube bey Suhla vier-<lb/>
zehn Lachter tief gefunden wurde. Die Stein-<lb/>
art, worin sie lag, war ein kupferhaltiger Schie-<lb/>
fer, der zugleich ziemlich vollständige Versteine-<lb/><fwplace="bottom"type="catch">run-</fw><lb/><fwplace="bottom"type="sig"><hirendition="#i">III. Bd.</hi> H</fw><lb/></p></div></div></div></body></text></TEI>
[113/0123]
lange vorher, ehe sich der Bernstein bildete,
Pflanzen vorhanden gewesen seyn müssen. End-
lich findet man in ihm auch Tannen- und Fich-
tennadeln, und den Tannenzapfen ähnliche Kör-
per (b), folglich Ueberbleibsel einer Pflanzenfa-
milie, die erst von späterer Entstehung ist. Ver-
muthlich gehöret daher der Bernstein, und mit
ihm diejenigen Insekten, die in ihm einge-
schlossen sind, in diejenige Periode, aus wel-
cher das bituminöse Holz und die Holzkohlen
herstammen.
Um eben die Zeit, als jene Landinsekten leb-
ten, die als natürliche Mumien im Bernsteine ent-
halten sind, waren auch schon Amphibien vor-
handen. Wir finden Ueberbleibsel dieser Thiere
in Steinschichten, die ohngefähr in derselben Pe-
riode, aus welcher die Steinkohlenflötze und Ab-
drücke fremder Gewächse herrühren, entstanden
sind. Von der Art scheinet z. B. die von Spe-
ner (c) beschriebene crocodilartige Eidechse zu
seyn, welche vor ohngefähr hundert Jahren in
der Thüringischen Kupfergrube bey Suhla vier-
zehn Lachter tief gefunden wurde. Die Stein-
art, worin sie lag, war ein kupferhaltiger Schie-
fer, der zugleich ziemlich vollständige Versteine-
run-
(b) Ebendas.
(c) Miscellan. Berolinens. T. 1. p. 99. fig. 24. 25.
III. Bd. H
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Treviranus, Gottfried Reinhold: Biologie, oder Philosophie der lebenden Natur für Naturforscher und Ärzte. Bd. 3. Göttingen, 1805, S. 113. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/treviranus_biologie03_1805/123>, abgerufen am 24.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.