telpunkte der Schaalen übereinkömmt, und wel- cher durch zahlreiche queerliegende Scheidewän- de in eine grosse Menge kleiner Zellen abgetheilt ist. In dieser Struktur sind also die Linsen- steine den Nautiliten verwandt. Allein bey den Nautiliten, und selbst den kleinsten microscopi- schen, sind die Scheidewände der Kammern durchbohrt, und jede Schnecke dieser Art hat nur einen einzigen Bewohner. Zwischen den Kammern der Lenticuliten aber findet gar keine Verbindung statt. Nur die äussersten Zellen sind nach aussen offen; alle übrige hingegen von allen Seiten verschlossen. In dieser Struktur ent- fernen sich die Linsensteine ganz und gar von den Nautiliten, und nähern sich den Thierpflan- zen. Es ist unmöglich, dass bey dieser Einrich- tung die sämmtlichen Kammern von einem ein- zigen Thiere können bewohnt gewesen seyn; sehr wahrscheinlich ist hingegen Saussure's Mei- nung, dass jede der äussersten Zellen einen eige- nen Bewohner gehabt habe; dass sich dieses Thier fortpflanzte, indem aus dem obern Theile desselben ein neues Thier hervorsprosste, wel- ches sich dann ebenfalls eine neue Zelle bauete; dass unterdess das alte Thier starb, und seine Kammer durch eine Wand verschlossen wurde, welche der Wohnung des neuen Thiers zur Grundlage diente; und dass sich auf diese Art nach und nach immer neue Thiere erzeugt ha-
ben,
III. Bd. D
telpunkte der Schaalen übereinkömmt, und wel- cher durch zahlreiche queerliegende Scheidewän- de in eine groſse Menge kleiner Zellen abgetheilt ist. In dieser Struktur sind also die Linsen- steine den Nautiliten verwandt. Allein bey den Nautiliten, und selbst den kleinsten microscopi- schen, sind die Scheidewände der Kammern durchbohrt, und jede Schnecke dieser Art hat nur einen einzigen Bewohner. Zwischen den Kammern der Lenticuliten aber findet gar keine Verbindung statt. Nur die äussersten Zellen sind nach aussen offen; alle übrige hingegen von allen Seiten verschlossen. In dieser Struktur ent- fernen sich die Linsensteine ganz und gar von den Nautiliten, und nähern sich den Thierpflan- zen. Es ist unmöglich, daſs bey dieser Einrich- tung die sämmtlichen Kammern von einem ein- zigen Thiere können bewohnt gewesen seyn; sehr wahrscheinlich ist hingegen Saussure’s Mei- nung, daſs jede der äussersten Zellen einen eige- nen Bewohner gehabt habe; daſs sich dieses Thier fortpflanzte, indem aus dem obern Theile desselben ein neues Thier hervorsproſste, wel- ches sich dann ebenfalls eine neue Zelle bauete; daſs unterdeſs das alte Thier starb, und seine Kammer durch eine Wand verschlossen wurde, welche der Wohnung des neuen Thiers zur Grundlage diente; und daſs sich auf diese Art nach und nach immer neue Thiere erzeugt ha-
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telpunkte der Schaalen übereinkömmt, und wel-
cher durch zahlreiche queerliegende Scheidewän-
de in eine groſse Menge kleiner Zellen abgetheilt
ist. In dieser Struktur sind also die Linsen-
steine den Nautiliten verwandt. Allein bey den
Nautiliten, und selbst den kleinsten microscopi-
schen, sind die Scheidewände der Kammern
durchbohrt, und jede Schnecke dieser Art hat
nur einen einzigen Bewohner. Zwischen den
Kammern der Lenticuliten aber findet gar keine
Verbindung statt. Nur die äussersten Zellen sind
nach aussen offen; alle übrige hingegen von
allen Seiten verschlossen. In dieser Struktur ent-
fernen sich die Linsensteine ganz und gar von
den Nautiliten, und nähern sich den Thierpflan-
zen. Es ist unmöglich, daſs bey dieser Einrich-
tung die sämmtlichen Kammern von einem ein-
zigen Thiere können bewohnt gewesen seyn;
sehr wahrscheinlich ist hingegen Saussure’s Mei-
nung, daſs jede der äussersten Zellen einen eige-
nen Bewohner gehabt habe; daſs sich dieses
Thier fortpflanzte, indem aus dem obern Theile
desselben ein neues Thier hervorsproſste, wel-
ches sich dann ebenfalls eine neue Zelle bauete;
daſs unterdeſs das alte Thier starb, und seine
Kammer durch eine Wand verschlossen wurde,
welche der Wohnung des neuen Thiers zur
Grundlage diente; und daſs sich auf diese Art
nach und nach immer neue Thiere erzeugt ha-
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Treviranus, Gottfried Reinhold: Biologie, oder Philosophie der lebenden Natur für Naturforscher und Ärzte. Bd. 3. Göttingen, 1805, S. 49. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/treviranus_biologie03_1805/59>, abgerufen am 21.11.2024.
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