der, nachdem ich das Oel abgewaschen hatte, doch sehr langsam. Das erstere äusserte erst sechs Stunden nach dem Versuch, und das letztere noch später einiges Leben.
Ich habe diese Versuche so umständlich er- zählt, weil Moldenhawerm), gestützt auf einige unrichtige Beobachtungen Reaumur's, behauptet, das Bestreichen der Insekten mit Oel wirkte nicht tödtlich, insofern die Stigmate dadurch verschlos- sen würden, sondern insofern das Oel die Reitz- barkeit der Theile aufhöbe; Raupen stürben sehr bald, wenn man den ganzen Körper mit Oel be- striche, und nur die Luftlöcher frey liesse; die Er- scheinung, dass ein Insekt plötzlich stürbe, wenn die Stigmate mit einer Flüssigkeit bedeckt wür- den, bewiese also nichts für die gewöhnliche Meinung von dem Athemholen der Insekten durch die Tracheen; auch vertrüge sich der plötzliche Tod, welcher sogleich erfolgte, wenn die Stigmate mit Oel bedeckt würden, mit dieser Meinung nicht, da selbst vollkommnere Thiere, welche durch eigentliche Lungen athmen, des erneuerten Zutritts der atmosphärischen Luft weit länger ent- behren könnten, und die Canäle der Tracheen zu- sammengenommen gewöhnlich einen verhältniss- mässig weit grössern Raum, als die Lungen dieser
Thiere
m) Beytr. zur Anat. der Pfl. S. 309 ff.
K 5
der, nachdem ich das Oel abgewaschen hatte, doch sehr langsam. Das erstere äusserte erst sechs Stunden nach dem Versuch, und das letztere noch später einiges Leben.
Ich habe diese Versuche so umständlich er- zählt, weil Moldenhawerm), gestützt auf einige unrichtige Beobachtungen Reaumur’s, behauptet, das Bestreichen der Insekten mit Oel wirkte nicht tödtlich, insofern die Stigmate dadurch verschlos- sen würden, sondern insofern das Oel die Reitz- barkeit der Theile aufhöbe; Raupen stürben sehr bald, wenn man den ganzen Körper mit Oel be- striche, und nur die Luftlöcher frey lieſse; die Er- scheinung, daſs ein Insekt plötzlich stürbe, wenn die Stigmate mit einer Flüssigkeit bedeckt wür- den, bewiese also nichts für die gewöhnliche Meinung von dem Athemholen der Insekten durch die Tracheen; auch vertrüge sich der plötzliche Tod, welcher sogleich erfolgte, wenn die Stigmate mit Oel bedeckt würden, mit dieser Meinung nicht, da selbst vollkommnere Thiere, welche durch eigentliche Lungen athmen, des erneuerten Zutritts der atmosphärischen Luft weit länger ent- behren könnten, und die Canäle der Tracheen zu- sammengenommen gewöhnlich einen verhältniſs- mäſsig weit gröſsern Raum, als die Lungen dieser
Thiere
m) Beytr. zur Anat. der Pfl. S. 309 ff.
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der, nachdem ich das Oel abgewaschen hatte, doch
sehr langsam. Das erstere äusserte erst sechs
Stunden nach dem Versuch, und das letztere noch
später einiges Leben.
Ich habe diese Versuche so umständlich er-
zählt, weil Moldenhawer m), gestützt auf einige
unrichtige Beobachtungen Reaumur’s, behauptet,
das Bestreichen der Insekten mit Oel wirkte nicht
tödtlich, insofern die Stigmate dadurch verschlos-
sen würden, sondern insofern das Oel die Reitz-
barkeit der Theile aufhöbe; Raupen stürben sehr
bald, wenn man den ganzen Körper mit Oel be-
striche, und nur die Luftlöcher frey lieſse; die Er-
scheinung, daſs ein Insekt plötzlich stürbe, wenn
die Stigmate mit einer Flüssigkeit bedeckt wür-
den, bewiese also nichts für die gewöhnliche
Meinung von dem Athemholen der Insekten durch
die Tracheen; auch vertrüge sich der plötzliche
Tod, welcher sogleich erfolgte, wenn die Stigmate
mit Oel bedeckt würden, mit dieser Meinung
nicht, da selbst vollkommnere Thiere, welche
durch eigentliche Lungen athmen, des erneuerten
Zutritts der atmosphärischen Luft weit länger ent-
behren könnten, und die Canäle der Tracheen zu-
sammengenommen gewöhnlich einen verhältniſs-
mäſsig weit gröſsern Raum, als die Lungen dieser
Thiere
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Treviranus, Gottfried Reinhold: Biologie, oder Philosophie der lebenden Natur für Naturforscher und Ärzte. Bd. 4. Göttingen, 1814, S. 153. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/treviranus_biologie04_1814/169>, abgerufen am 24.11.2024.
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