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Treviranus, Gottfried Reinhold: Biologie, oder Philosophie der lebenden Natur für Naturforscher und Ärzte. Bd. 4. Göttingen, 1814.

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len von diesem Lecken ganz ausgehöhlt sind q).
In Südamerika, auf der Nordseite des Plata-
flusses, sind alle Rinder, und auch andere gras-
fressende Thiere so begierig auf Salz, dass sie
sich selbst durch Schläge vom Auflecken einer ge-
wissen salzigen Erdart nicht abhalten lassen, wenn
sie dieselbe lange haben entbehren müssen, und
in einigen der dortigen Gegenden lässt sich gar
kein Vieh ohne Salz aufziehen. Wahrscheinlich
ist eine eigene Mischung der dortigen Gräser die
Ursache dieser Nothwendigkeit des Salzes r).

Von Pflanzen leben auch alle Arten der Schwei-
nefamilie. Nur das gemeine Schwein ist auch
im wilden Zustande ein Alles fressendes Thier.
Ein von Allemand s) beschriebener Tapir, der in
Holland herumgeführt wurde, frass ebenfalls al-
les, was man ihm vorwarf, Wurzeln, Fische,
Fleisch, und, wenn er hungrig war, sogar seine
eigenen Exkremente. Vielleicht aber war dieses
Thier nur in der Gefangenschaft an gemischte
Nahrung gewöhnt worden. Wenigstens stimmen
alle, die den Tapir in seinem Vaterlande zu be-
obachten Gelegenheit gehabt haben, darin überein,
dass er im Zustande der Wildheit blos von Ve-
getabilien lebt.

Von
q) Gesner Hist. quadrup. p. 292.
r) Voyage dans l'Amerique meridion. par F. d'Azara.
T. 1. p. 55.
s) Bey Buffon. A. a. O. T. 10. p. 30.

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In Südamerika, auf der Nordseite des Plata-
flusses, sind alle Rinder, und auch andere gras-
fressende Thiere so begierig auf Salz, daſs sie
sich selbst durch Schläge vom Auflecken einer ge-
wissen salzigen Erdart nicht abhalten lassen, wenn
sie dieselbe lange haben entbehren müssen, und
in einigen der dortigen Gegenden läſst sich gar
kein Vieh ohne Salz aufziehen. Wahrscheinlich
ist eine eigene Mischung der dortigen Gräser die
Ursache dieser Nothwendigkeit des Salzes r).

Von Pflanzen leben auch alle Arten der Schwei-
nefamilie. Nur das gemeine Schwein ist auch
im wilden Zustande ein Alles fressendes Thier.
Ein von Allemand s) beschriebener Tapir, der in
Holland herumgeführt wurde, fraſs ebenfalls al-
les, was man ihm vorwarf, Wurzeln, Fische,
Fleisch, und, wenn er hungrig war, sogar seine
eigenen Exkremente. Vielleicht aber war dieses
Thier nur in der Gefangenschaft an gemischte
Nahrung gewöhnt worden. Wenigstens stimmen
alle, die den Tapir in seinem Vaterlande zu be-
obachten Gelegenheit gehabt haben, darin überein,
daſs er im Zustande der Wildheit blos von Ve-
getabilien lebt.

Von
q) Gesner Hist. quadrup. p. 292.
r) Voyage dans l’Amérique méridion. par F. d’Azara.
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[306/0322] len von diesem Lecken ganz ausgehöhlt sind q). In Südamerika, auf der Nordseite des Plata- flusses, sind alle Rinder, und auch andere gras- fressende Thiere so begierig auf Salz, daſs sie sich selbst durch Schläge vom Auflecken einer ge- wissen salzigen Erdart nicht abhalten lassen, wenn sie dieselbe lange haben entbehren müssen, und in einigen der dortigen Gegenden läſst sich gar kein Vieh ohne Salz aufziehen. Wahrscheinlich ist eine eigene Mischung der dortigen Gräser die Ursache dieser Nothwendigkeit des Salzes r). Von Pflanzen leben auch alle Arten der Schwei- nefamilie. Nur das gemeine Schwein ist auch im wilden Zustande ein Alles fressendes Thier. Ein von Allemand s) beschriebener Tapir, der in Holland herumgeführt wurde, fraſs ebenfalls al- les, was man ihm vorwarf, Wurzeln, Fische, Fleisch, und, wenn er hungrig war, sogar seine eigenen Exkremente. Vielleicht aber war dieses Thier nur in der Gefangenschaft an gemischte Nahrung gewöhnt worden. Wenigstens stimmen alle, die den Tapir in seinem Vaterlande zu be- obachten Gelegenheit gehabt haben, darin überein, daſs er im Zustande der Wildheit blos von Ve- getabilien lebt. Von q) Gesner Hist. quadrup. p. 292. r) Voyage dans l’Amérique méridion. par F. d’Azara. T. 1. p. 55. s) Bey Buffon. A. a. O. T. 10. p. 30.

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Zitationshilfe: Treviranus, Gottfried Reinhold: Biologie, oder Philosophie der lebenden Natur für Naturforscher und Ärzte. Bd. 4. Göttingen, 1814, S. 306. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/treviranus_biologie04_1814/322>, abgerufen am 22.11.2024.