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Treviranus, Gottfried Reinhold: Biologie, oder Philosophie der lebenden Natur für Naturforscher und Ärzte. Bd. 4. Göttingen, 1814.

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ebenfalls hiermit überein. Bey dieser Vermi-
schung erfolgt etwas Aehnliches, wie beym Zu-
satz der Galle zu Milch oder öligen Emulsionen
(§. 14.); es bildet sich ein weisser, einem ver-
dickten Schleim ähnlicher Niederschlag, von wel-
chem die Lackmustinktur nur noch schwach, und
weit weniger als vom Chymus geröthet wird.
Diese Wirkung erfolgt sowohl in der Kälte, als
in der Wärme, sowohl von der Galle eines an-
dern gleichartigen Individuum, als von eigener
Galle, doch weniger stark von der Galle eines ge-
nerisch verschiedenen Thiers. Zumischung von
Wasser zum Chymus und zur Galle hindert die-
selbe nicht, sondern befördert sie vielmehr. Der
Gallenstoff ist es, wodurch sie hervorgebracht
wird. Sie entsteht nicht mehr, wenn dieser der
Galle entzogen wird z).

Die obige Vermuthung wird endlich auch
durch meine Erfahrungen bewiesen. Bey den im
8ten §. dieses Kapitels erzählten Versuchen über
die Verdauung der Hühner beobachtete ich, dass
der Chymus derjenigen dieser Thiere, die mit ge-
mischter Nahrung, worunter sich Milch befand,
gefüttert waren, im Anfange des dünnen Darms,
wo jener noch nicht mit Galle vermischt war, er-
wärmt einen starken Geruch nach Milchsäure aus-
stiess, dass aber von der Stelle an, wo sich die

Gallen-
z) Werner l. c. p. 39 sq.

ebenfalls hiermit überein. Bey dieser Vermi-
schung erfolgt etwas Aehnliches, wie beym Zu-
satz der Galle zu Milch oder öligen Emulsionen
(§. 14.); es bildet sich ein weisser, einem ver-
dickten Schleim ähnlicher Niederschlag, von wel-
chem die Lackmustinktur nur noch schwach, und
weit weniger als vom Chymus geröthet wird.
Diese Wirkung erfolgt sowohl in der Kälte, als
in der Wärme, sowohl von der Galle eines an-
dern gleichartigen Individuum, als von eigener
Galle, doch weniger stark von der Galle eines ge-
nerisch verschiedenen Thiers. Zumischung von
Wasser zum Chymus und zur Galle hindert die-
selbe nicht, sondern befördert sie vielmehr. Der
Gallenstoff ist es, wodurch sie hervorgebracht
wird. Sie entsteht nicht mehr, wenn dieser der
Galle entzogen wird z).

Die obige Vermuthung wird endlich auch
durch meine Erfahrungen bewiesen. Bey den im
8ten §. dieses Kapitels erzählten Versuchen über
die Verdauung der Hühner beobachtete ich, daſs
der Chymus derjenigen dieser Thiere, die mit ge-
mischter Nahrung, worunter sich Milch befand,
gefüttert waren, im Anfange des dünnen Darms,
wo jener noch nicht mit Galle vermischt war, er-
wärmt einen starken Geruch nach Milchsäure aus-
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z) Werner l. c. p. 39 sq.
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[468/0484] ebenfalls hiermit überein. Bey dieser Vermi- schung erfolgt etwas Aehnliches, wie beym Zu- satz der Galle zu Milch oder öligen Emulsionen (§. 14.); es bildet sich ein weisser, einem ver- dickten Schleim ähnlicher Niederschlag, von wel- chem die Lackmustinktur nur noch schwach, und weit weniger als vom Chymus geröthet wird. Diese Wirkung erfolgt sowohl in der Kälte, als in der Wärme, sowohl von der Galle eines an- dern gleichartigen Individuum, als von eigener Galle, doch weniger stark von der Galle eines ge- nerisch verschiedenen Thiers. Zumischung von Wasser zum Chymus und zur Galle hindert die- selbe nicht, sondern befördert sie vielmehr. Der Gallenstoff ist es, wodurch sie hervorgebracht wird. Sie entsteht nicht mehr, wenn dieser der Galle entzogen wird z). Die obige Vermuthung wird endlich auch durch meine Erfahrungen bewiesen. Bey den im 8ten §. dieses Kapitels erzählten Versuchen über die Verdauung der Hühner beobachtete ich, daſs der Chymus derjenigen dieser Thiere, die mit ge- mischter Nahrung, worunter sich Milch befand, gefüttert waren, im Anfange des dünnen Darms, wo jener noch nicht mit Galle vermischt war, er- wärmt einen starken Geruch nach Milchsäure aus- stieſs, daſs aber von der Stelle an, wo sich die Gallen- z) Werner l. c. p. 39 sq.

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Zitationshilfe: Treviranus, Gottfried Reinhold: Biologie, oder Philosophie der lebenden Natur für Naturforscher und Ärzte. Bd. 4. Göttingen, 1814, S. 468. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/treviranus_biologie04_1814/484>, abgerufen am 20.05.2024.