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Treviranus, Gottfried Reinhold: Biologie, oder Philosophie der lebenden Natur für Naturforscher und Ärzte. Bd. 4. Göttingen, 1814.

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Oeffnung an einer einzelnen Stelle ausleeren. Das
Zellgewebe endlich besitzt ein Zusammenziehungs-
vermögen, vermöge welchem es nicht nur Flüssig-
keiten, sondern selbst feste Körper fortzubewegen
im Stande ist. Dadurch gelangten verschluckte Na-
deln in eine der Brüste oder in die Spitze eines
Fingers, und eine verschluckte Kornähre in die
Lende e), oder in einen Abscess zwischen den
Rippen f).

Unsere Theorie lässt sich ferner aus dem
schnellen Uebergang mehrerer, sich durch ihre Far-
be, ihren Geruch oder Geschmack auszeichnender
Substanzen, vorzüglich des Rhabarbers, des Ter-
penthins und des Weingeists, in die Milch, den
Urin und die Ausdünstungsmaterie beweisen g).
Am auffallendsten ist der Uebergang jener Mate-
rien in den Harn, und dieser hat die bekannte
Hypothese von unmittelbaren Verbindungsgefässen
zwischen dem Darmcanal und den harnbereitenden
Organen veranlasst, eine Meinung, die mit Grün-
den vertheidigt ist, wovon freylich manche wenig
Gewicht haben, gegen welche aber auch Einwürfe
gemacht sind, die sich ebenfalls leicht entkräften

lassen.
e) Haller El. Phys. T. I. L. 1. S. 2. §. 10.
f) Desgranges, Journ. de Medecine etc. redige par Se-
dillot
. T. 44.
g) Haller l. c. T. VII. L. 24. S. 2. §. 2. p. 56. 57. --
L. 26. S. 3. §. 1. p. 339.

Oeffnung an einer einzelnen Stelle ausleeren. Das
Zellgewebe endlich besitzt ein Zusammenziehungs-
vermögen, vermöge welchem es nicht nur Flüssig-
keiten, sondern selbst feste Körper fortzubewegen
im Stande ist. Dadurch gelangten verschluckte Na-
deln in eine der Brüste oder in die Spitze eines
Fingers, und eine verschluckte Kornähre in die
Lende e), oder in einen Absceſs zwischen den
Rippen f).

Unsere Theorie läſst sich ferner aus dem
schnellen Uebergang mehrerer, sich durch ihre Far-
be, ihren Geruch oder Geschmack auszeichnender
Substanzen, vorzüglich des Rhabarbers, des Ter-
penthins und des Weingeists, in die Milch, den
Urin und die Ausdünstungsmaterie beweisen g).
Am auffallendsten ist der Uebergang jener Mate-
rien in den Harn, und dieser hat die bekannte
Hypothese von unmittelbaren Verbindungsgefäſsen
zwischen dem Darmcanal und den harnbereitenden
Organen veranlaſst, eine Meinung, die mit Grün-
den vertheidigt ist, wovon freylich manche wenig
Gewicht haben, gegen welche aber auch Einwürfe
gemacht sind, die sich ebenfalls leicht entkräften

lassen.
e) Haller El. Phys. T. I. L. 1. S. 2. §. 10.
f) Desgranges, Journ. de Médecine etc. rédigé par Se-
dillot
. T. 44.
g) Haller l. c. T. VII. L. 24. S. 2. §. 2. p. 56. 57. —
L. 26. S. 3. §. 1. p. 339.
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[516/0532] Oeffnung an einer einzelnen Stelle ausleeren. Das Zellgewebe endlich besitzt ein Zusammenziehungs- vermögen, vermöge welchem es nicht nur Flüssig- keiten, sondern selbst feste Körper fortzubewegen im Stande ist. Dadurch gelangten verschluckte Na- deln in eine der Brüste oder in die Spitze eines Fingers, und eine verschluckte Kornähre in die Lende e), oder in einen Absceſs zwischen den Rippen f). Unsere Theorie läſst sich ferner aus dem schnellen Uebergang mehrerer, sich durch ihre Far- be, ihren Geruch oder Geschmack auszeichnender Substanzen, vorzüglich des Rhabarbers, des Ter- penthins und des Weingeists, in die Milch, den Urin und die Ausdünstungsmaterie beweisen g). Am auffallendsten ist der Uebergang jener Mate- rien in den Harn, und dieser hat die bekannte Hypothese von unmittelbaren Verbindungsgefäſsen zwischen dem Darmcanal und den harnbereitenden Organen veranlaſst, eine Meinung, die mit Grün- den vertheidigt ist, wovon freylich manche wenig Gewicht haben, gegen welche aber auch Einwürfe gemacht sind, die sich ebenfalls leicht entkräften lassen. e) Haller El. Phys. T. I. L. 1. S. 2. §. 10. f) Desgranges, Journ. de Médecine etc. rédigé par Se- dillot. T. 44. g) Haller l. c. T. VII. L. 24. S. 2. §. 2. p. 56. 57. — L. 26. S. 3. §. 1. p. 339.

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Zitationshilfe: Treviranus, Gottfried Reinhold: Biologie, oder Philosophie der lebenden Natur für Naturforscher und Ärzte. Bd. 4. Göttingen, 1814, S. 516. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/treviranus_biologie04_1814/532>, abgerufen am 20.05.2024.