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Treviranus, Gottfried Reinhold: Biologie, oder Philosophie der lebenden Natur für Naturforscher und Ärzte. Bd. 4. Göttingen, 1814.

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Die Schilddrüse liegt nicht wie die Milz in
einer elastischen Kapsel; dagegen verbreitet sich
auf ihr bey dem Menschen ein bandförmiger
Muskel (Levator glandulae thyreoideae), welcher
vom Zungenbein entspringt, und dessen Fasern
sich mit ihrem mittlern Theil verbinden. Bey
dem Elephant ist sie ganz von einer starken Apo-
neurose bedeckt o). Diese Muskeln müssen zu-
sammengezogen eine starke Pressung auf die Zel-
len der Schilddrüse hervorbringen.

So weit zeigt sich die Schilddrüse der Milz im
Wesentlichen ähnlich. Doch in Betreff der Blut-
gefässe giebt es zwischen ihr und der letztern eine
Verschiedenheit. Ihre von der obern und untern
Schlüsselbeinarterie kommenden, und von Fäden
des sympathischen Nerven begleiteten Schlagadern
sind gegen die zu ihr gehörigen Venen nicht so
klein, wie bey der Milz; sie gehören, in Ver-
hältniss gegen die Grösse der Schilddrüse, zu den
grössten des ganzen Körpers, und machen dabey
häufige Anastomosen durch grosse Zweige. Man
hat diese Verbindung mit dem Wundernetz der
Rinder verglichen, und Brechung des Andrangs
des Bluts gegen den Kopf für einen Nutzen der
Schilddrüse gehalten. Allein dieser Zweck hätte
sich weit einfacher durch eine Schicht von blossem

Zellge-
o) Cuvier a. a. O. p. 532.
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Die Schilddrüse liegt nicht wie die Milz in
einer elastischen Kapsel; dagegen verbreitet sich
auf ihr bey dem Menschen ein bandförmiger
Muskel (Levator glandulae thyreoideae), welcher
vom Zungenbein entspringt, und dessen Fasern
sich mit ihrem mittlern Theil verbinden. Bey
dem Elephant ist sie ganz von einer starken Apo-
neurose bedeckt o). Diese Muskeln müssen zu-
sammengezogen eine starke Pressung auf die Zel-
len der Schilddrüse hervorbringen.

So weit zeigt sich die Schilddrüse der Milz im
Wesentlichen ähnlich. Doch in Betreff der Blut-
gefäſse giebt es zwischen ihr und der letztern eine
Verschiedenheit. Ihre von der obern und untern
Schlüsselbeinarterie kommenden, und von Fäden
des sympathischen Nerven begleiteten Schlagadern
sind gegen die zu ihr gehörigen Venen nicht so
klein, wie bey der Milz; sie gehören, in Ver-
hältniſs gegen die Gröſse der Schilddrüse, zu den
gröſsten des ganzen Körpers, und machen dabey
häufige Anastomosen durch groſse Zweige. Man
hat diese Verbindung mit dem Wundernetz der
Rinder verglichen, und Brechung des Andrangs
des Bluts gegen den Kopf für einen Nutzen der
Schilddrüse gehalten. Allein dieser Zweck hätte
sich weit einfacher durch eine Schicht von bloſsem

Zellge-
o) Cuvier a. a. O. p. 532.
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[535/0551] Die Schilddrüse liegt nicht wie die Milz in einer elastischen Kapsel; dagegen verbreitet sich auf ihr bey dem Menschen ein bandförmiger Muskel (Levator glandulae thyreoideae), welcher vom Zungenbein entspringt, und dessen Fasern sich mit ihrem mittlern Theil verbinden. Bey dem Elephant ist sie ganz von einer starken Apo- neurose bedeckt o). Diese Muskeln müssen zu- sammengezogen eine starke Pressung auf die Zel- len der Schilddrüse hervorbringen. So weit zeigt sich die Schilddrüse der Milz im Wesentlichen ähnlich. Doch in Betreff der Blut- gefäſse giebt es zwischen ihr und der letztern eine Verschiedenheit. Ihre von der obern und untern Schlüsselbeinarterie kommenden, und von Fäden des sympathischen Nerven begleiteten Schlagadern sind gegen die zu ihr gehörigen Venen nicht so klein, wie bey der Milz; sie gehören, in Ver- hältniſs gegen die Gröſse der Schilddrüse, zu den gröſsten des ganzen Körpers, und machen dabey häufige Anastomosen durch groſse Zweige. Man hat diese Verbindung mit dem Wundernetz der Rinder verglichen, und Brechung des Andrangs des Bluts gegen den Kopf für einen Nutzen der Schilddrüse gehalten. Allein dieser Zweck hätte sich weit einfacher durch eine Schicht von bloſsem Zellge- o) Cuvier a. a. O. p. 532. L l 4

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Zitationshilfe: Treviranus, Gottfried Reinhold: Biologie, oder Philosophie der lebenden Natur für Naturforscher und Ärzte. Bd. 4. Göttingen, 1814, S. 535. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/treviranus_biologie04_1814/551>, abgerufen am 20.05.2024.