Von welcher Art ist nun jene mit dem Eisen des Bluts verbundene Säure? Wir haben gesehen, dass der Speichel eine Säure enthält, die mit sal- petersaurer und schwefelsaurer Eisenauflösung eine Flussigkeit giebt, welche ganz die Farbe des Bluts hat v). Fände sich die nehmliche Substanz auch im Blute, so würde wahrscheinlich diese jene gesuchte Säure seyn.
Aus dem Speichel lässt sich die erwähnte Säure unmittelbar sowohl vermittelst Weingeist, als durch Wasser ausziehen. Dass sie auf diesem einfachen Wege aus dem Blute zu erhalten seyn wird, ist nach den obigen Erfahrungen über ihre fe- ste Verbindung mit dem Eisen des noch aufgelösten Cruors nicht zu erwarten. In der That sind auch alle meine Versuche, sie auf dem nassen Wege darzustellen, fruchtlos gewesen. Ich liess Cruor von Ochsenblut in einer Lauge des ätzenden Natrum bis zur Trockenheit kochen, und zog den Rückstand mit Weingeist aus; ich kochte Cruor mit Weingeist, und versuchte die fremdar- tigen Säuren durch caustisches Natrum und koh- lensauren Baryt abzuscheiden. Aber in keinem dieser Versuche bekam ich die verlangte Säure. Hingegen erhielt ich sie, wenn ich zwey Theile pulverisirter Blutkohle mit einem Theil ätzenden Natrum eine halbe Stunde mässig glühen liess,
und
v) M. vergl. §. 6. dieses Kap.
Von welcher Art ist nun jene mit dem Eisen des Bluts verbundene Säure? Wir haben gesehen, daſs der Speichel eine Säure enthält, die mit sal- petersaurer und schwefelsaurer Eisenauflösung eine Flussigkeit giebt, welche ganz die Farbe des Bluts hat v). Fände sich die nehmliche Substanz auch im Blute, so würde wahrscheinlich diese jene gesuchte Säure seyn.
Aus dem Speichel läſst sich die erwähnte Säure unmittelbar sowohl vermittelst Weingeist, als durch Wasser ausziehen. Daſs sie auf diesem einfachen Wege aus dem Blute zu erhalten seyn wird, ist nach den obigen Erfahrungen über ihre fe- ste Verbindung mit dem Eisen des noch aufgelösten Cruors nicht zu erwarten. In der That sind auch alle meine Versuche, sie auf dem nassen Wege darzustellen, fruchtlos gewesen. Ich lieſs Cruor von Ochsenblut in einer Lauge des ätzenden Natrum bis zur Trockenheit kochen, und zog den Rückstand mit Weingeist aus; ich kochte Cruor mit Weingeist, und versuchte die fremdar- tigen Säuren durch caustisches Natrum und koh- lensauren Baryt abzuscheiden. Aber in keinem dieser Versuche bekam ich die verlangte Säure. Hingegen erhielt ich sie, wenn ich zwey Theile pulverisirter Blutkohle mit einem Theil ätzenden Natrum eine halbe Stunde mäſsig glühen lieſs,
und
v) M. vergl. §. 6. dieses Kap.
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><divn="4"><divn="5"><pbfacs="#f0582"n="566"/><p>Von welcher Art ist nun jene mit dem Eisen<lb/>
des Bluts verbundene Säure? Wir haben gesehen,<lb/>
daſs der Speichel eine Säure enthält, die mit sal-<lb/>
petersaurer und schwefelsaurer Eisenauflösung eine<lb/>
Flussigkeit giebt, welche ganz die Farbe des Bluts<lb/>
hat <noteplace="foot"n="v)">M. vergl. §. 6. dieses Kap.</note>. Fände sich die nehmliche Substanz auch<lb/>
im Blute, so würde wahrscheinlich diese jene<lb/>
gesuchte Säure seyn.</p><lb/><p>Aus dem Speichel läſst sich die erwähnte Säure<lb/>
unmittelbar sowohl vermittelst Weingeist, als<lb/>
durch Wasser ausziehen. Daſs sie auf diesem<lb/>
einfachen Wege aus dem Blute zu erhalten seyn<lb/>
wird, ist nach den obigen Erfahrungen über ihre fe-<lb/>
ste Verbindung mit dem Eisen des noch aufgelösten<lb/>
Cruors nicht zu erwarten. In der That sind auch<lb/>
alle meine Versuche, sie auf dem nassen Wege<lb/>
darzustellen, fruchtlos gewesen. Ich lieſs Cruor<lb/>
von Ochsenblut in einer Lauge des ätzenden<lb/>
Natrum bis zur Trockenheit kochen, und zog<lb/>
den Rückstand mit Weingeist aus; ich kochte<lb/>
Cruor mit Weingeist, und versuchte die fremdar-<lb/>
tigen Säuren durch caustisches Natrum und koh-<lb/>
lensauren Baryt abzuscheiden. Aber in keinem<lb/>
dieser Versuche bekam ich die verlangte Säure.<lb/>
Hingegen erhielt ich sie, wenn ich zwey Theile<lb/>
pulverisirter Blutkohle mit einem Theil ätzenden<lb/>
Natrum eine halbe Stunde mäſsig glühen lieſs,<lb/><fwplace="bottom"type="catch">und</fw><lb/></p></div></div></div></div></div></body></text></TEI>
[566/0582]
Von welcher Art ist nun jene mit dem Eisen
des Bluts verbundene Säure? Wir haben gesehen,
daſs der Speichel eine Säure enthält, die mit sal-
petersaurer und schwefelsaurer Eisenauflösung eine
Flussigkeit giebt, welche ganz die Farbe des Bluts
hat v). Fände sich die nehmliche Substanz auch
im Blute, so würde wahrscheinlich diese jene
gesuchte Säure seyn.
Aus dem Speichel läſst sich die erwähnte Säure
unmittelbar sowohl vermittelst Weingeist, als
durch Wasser ausziehen. Daſs sie auf diesem
einfachen Wege aus dem Blute zu erhalten seyn
wird, ist nach den obigen Erfahrungen über ihre fe-
ste Verbindung mit dem Eisen des noch aufgelösten
Cruors nicht zu erwarten. In der That sind auch
alle meine Versuche, sie auf dem nassen Wege
darzustellen, fruchtlos gewesen. Ich lieſs Cruor
von Ochsenblut in einer Lauge des ätzenden
Natrum bis zur Trockenheit kochen, und zog
den Rückstand mit Weingeist aus; ich kochte
Cruor mit Weingeist, und versuchte die fremdar-
tigen Säuren durch caustisches Natrum und koh-
lensauren Baryt abzuscheiden. Aber in keinem
dieser Versuche bekam ich die verlangte Säure.
Hingegen erhielt ich sie, wenn ich zwey Theile
pulverisirter Blutkohle mit einem Theil ätzenden
Natrum eine halbe Stunde mäſsig glühen lieſs,
und
v) M. vergl. §. 6. dieses Kap.
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Treviranus, Gottfried Reinhold: Biologie, oder Philosophie der lebenden Natur für Naturforscher und Ärzte. Bd. 4. Göttingen, 1814, S. 566. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/treviranus_biologie04_1814/582>, abgerufen am 22.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.