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Treviranus, Gottfried Reinhold: Biologie, oder Philosophie der lebenden Natur für Naturforscher und Ärzte. Bd. 4. Göttingen, 1814.

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eine Abkunft ihrer Bestandtheile von denen des
letztern erwarten lässt. Wie dieses trennt sie sich,
sobald sie mit dem übrigen Organismus nicht
mehr in Wechselwirkung steht, in einen flüssigen
und geronnenen Theil, und diese Absonderung
erfolgt sowohl in der Ruhe, als während der Be-
wegung, sowohl beym Einfluss der atmosphäri-
schen Luft, als in verschlossenen Gefässen. Der
geronnene Theil besteht aus Käse, Butter, phos-
phorsaurem Eisen, phosphorsaurer Kalk- und
Talkerde; der flüssige aus Wasser, Milchsäure,
Milchzucker, salzsaurem und schwefelsaurem Kali,
und salzsaurem Natrum. Die Milchsäure ist in
ihr weit reichlicher, als in irgend einer andern thie-
rischen Flüssigkeit enthalten. Ueberhaupt zeugt
alles an ihr von einer grossen Neigung zur Säu-
rung.

Diese Säurung ist es auch, vermittelst welcher
jene eigenthümlichen Bestandtheile der Milch aus
dem Eyweissstoff gebildet werden.

Der käseartige Bestandtheil verhält sich wie
der durch eine Säure niedergeschlagene, und durch
die fortdauernde Einwirkung dieser Säure in eine
unvollkommene Gallerte verwandelte Theil des
Eyweiss. Er wird in kochendem Wasser weich,
ohne doch sich aufzulösen, und erstarrt wieder
beym Erkalten; ätzende Alkalien, vegetabilische
und verdünnte mineralische Säuren lösen ihn auf;

bey

eine Abkunft ihrer Bestandtheile von denen des
letztern erwarten läſst. Wie dieses trennt sie sich,
sobald sie mit dem übrigen Organismus nicht
mehr in Wechselwirkung steht, in einen flüssigen
und geronnenen Theil, und diese Absonderung
erfolgt sowohl in der Ruhe, als während der Be-
wegung, sowohl beym Einfluſs der atmosphäri-
schen Luft, als in verschlossenen Gefäſsen. Der
geronnene Theil besteht aus Käse, Butter, phos-
phorsaurem Eisen, phosphorsaurer Kalk- und
Talkerde; der flüssige aus Wasser, Milchsäure,
Milchzucker, salzsaurem und schwefelsaurem Kali,
und salzsaurem Natrum. Die Milchsäure ist in
ihr weit reichlicher, als in irgend einer andern thie-
rischen Flüssigkeit enthalten. Ueberhaupt zeugt
alles an ihr von einer groſsen Neigung zur Säu-
rung.

Diese Säurung ist es auch, vermittelst welcher
jene eigenthümlichen Bestandtheile der Milch aus
dem Eyweiſsstoff gebildet werden.

Der käseartige Bestandtheil verhält sich wie
der durch eine Säure niedergeschlagene, und durch
die fortdauernde Einwirkung dieser Säure in eine
unvollkommene Gallerte verwandelte Theil des
Eyweiſs. Er wird in kochendem Wasser weich,
ohne doch sich aufzulösen, und erstarrt wieder
beym Erkalten; ätzende Alkalien, vegetabilische
und verdünnte mineralische Säuren lösen ihn auf;

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[578/0594] eine Abkunft ihrer Bestandtheile von denen des letztern erwarten läſst. Wie dieses trennt sie sich, sobald sie mit dem übrigen Organismus nicht mehr in Wechselwirkung steht, in einen flüssigen und geronnenen Theil, und diese Absonderung erfolgt sowohl in der Ruhe, als während der Be- wegung, sowohl beym Einfluſs der atmosphäri- schen Luft, als in verschlossenen Gefäſsen. Der geronnene Theil besteht aus Käse, Butter, phos- phorsaurem Eisen, phosphorsaurer Kalk- und Talkerde; der flüssige aus Wasser, Milchsäure, Milchzucker, salzsaurem und schwefelsaurem Kali, und salzsaurem Natrum. Die Milchsäure ist in ihr weit reichlicher, als in irgend einer andern thie- rischen Flüssigkeit enthalten. Ueberhaupt zeugt alles an ihr von einer groſsen Neigung zur Säu- rung. Diese Säurung ist es auch, vermittelst welcher jene eigenthümlichen Bestandtheile der Milch aus dem Eyweiſsstoff gebildet werden. Der käseartige Bestandtheil verhält sich wie der durch eine Säure niedergeschlagene, und durch die fortdauernde Einwirkung dieser Säure in eine unvollkommene Gallerte verwandelte Theil des Eyweiſs. Er wird in kochendem Wasser weich, ohne doch sich aufzulösen, und erstarrt wieder beym Erkalten; ätzende Alkalien, vegetabilische und verdünnte mineralische Säuren lösen ihn auf; bey

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Zitationshilfe: Treviranus, Gottfried Reinhold: Biologie, oder Philosophie der lebenden Natur für Naturforscher und Ärzte. Bd. 4. Göttingen, 1814, S. 578. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/treviranus_biologie04_1814/594>, abgerufen am 20.05.2024.