schlaffung hat. Der Bau der wahren Muskelfa- sern ist aber auch vorzüglich auf Verkürzung ein- gerichtet. Sie zeigten sich mir immer als lange, häutige Cylinder, die inwendig mit einer halbflüs- sigen Materie, worin sich die organischen Elemente des Eyweissstoffs unterscheiden lassen, angefüllt und auswendig ihrer ganzen Länge nach in kur- zen, regelmässigen Zwischenräumen mit ringför- migen Queerstrichen besetzt sind y). Gäbe es in diesen Ringen Scheidewände, so würden die Mus- kelfasern den nehmlichen Bau besitzen, wie die Cylinder, woraus die elektrischen Organe des Zit- terrochens bestehen. Indess solche Scheidewände habe ich nicht entdecken können. Die Queerringe scheinen mir Falten zu seyn, worin die Verkür- zung der Fasern vorgeht.
Wir haben bisher die äussern, auf die Bewe- gungsorgane wirkenden Kräfte blos als Reitze be- trachtet. Es giebt aber auch äussere Agentien, welche die Reitzbarkeit verändern, ohne über- haupt Erregungen, oder wenigstens solche, die mit ihrem Einfluss auf die Reitzbarkeit in Verhält- niss stehen, hervorzubringen. Ich habe schon vor zwanzig Jahren im ersten Theil meiner Physio- logischen Fragmente (S. 70 fg.) das Vorhan- denseyn solcher exaltirender und deprimi- render Potenzen gelehrt, und zugeich gezeigt, dass der Ausdruck der erhöhten Reitzbarkeit Tur-
ges-
y) Ebendas. S. 134.
schlaffung hat. Der Bau der wahren Muskelfa- sern ist aber auch vorzüglich auf Verkürzung ein- gerichtet. Sie zeigten sich mir immer als lange, häutige Cylinder, die inwendig mit einer halbflüs- sigen Materie, worin sich die organischen Elemente des Eyweiſsstoffs unterscheiden lassen, angefüllt und auswendig ihrer ganzen Länge nach in kur- zen, regelmäſsigen Zwischenräumen mit ringför- migen Queerstrichen besetzt sind y). Gäbe es in diesen Ringen Scheidewände, so würden die Mus- kelfasern den nehmlichen Bau besitzen, wie die Cylinder, woraus die elektrischen Organe des Zit- terrochens bestehen. Indeſs solche Scheidewände habe ich nicht entdecken können. Die Queerringe scheinen mir Falten zu seyn, worin die Verkür- zung der Fasern vorgeht.
Wir haben bisher die äuſsern, auf die Bewe- gungsorgane wirkenden Kräfte blos als Reitze be- trachtet. Es giebt aber auch äuſsere Agentien, welche die Reitzbarkeit verändern, ohne über- haupt Erregungen, oder wenigstens solche, die mit ihrem Einfluſs auf die Reitzbarkeit in Verhält- niſs stehen, hervorzubringen. Ich habe schon vor zwanzig Jahren im ersten Theil meiner Physio- logischen Fragmente (S. 70 fg.) das Vorhan- denseyn solcher exaltirender und deprimi- render Potenzen gelehrt, und zugeich gezeigt, daſs der Ausdruck der erhöhten Reitzbarkeit Tur-
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y) Ebendas. S. 134.
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schlaffung hat. Der Bau der wahren Muskelfa-
sern ist aber auch vorzüglich auf Verkürzung ein-
gerichtet. Sie zeigten sich mir immer als lange,
häutige Cylinder, die inwendig mit einer halbflüs-
sigen Materie, worin sich die organischen Elemente
des Eyweiſsstoffs unterscheiden lassen, angefüllt
und auswendig ihrer ganzen Länge nach in kur-
zen, regelmäſsigen Zwischenräumen mit ringför-
migen Queerstrichen besetzt sind y). Gäbe es in
diesen Ringen Scheidewände, so würden die Mus-
kelfasern den nehmlichen Bau besitzen, wie die
Cylinder, woraus die elektrischen Organe des Zit-
terrochens bestehen. Indeſs solche Scheidewände
habe ich nicht entdecken können. Die Queerringe
scheinen mir Falten zu seyn, worin die Verkür-
zung der Fasern vorgeht.
Wir haben bisher die äuſsern, auf die Bewe-
gungsorgane wirkenden Kräfte blos als Reitze be-
trachtet. Es giebt aber auch äuſsere Agentien,
welche die Reitzbarkeit verändern, ohne über-
haupt Erregungen, oder wenigstens solche, die
mit ihrem Einfluſs auf die Reitzbarkeit in Verhält-
niſs stehen, hervorzubringen. Ich habe schon vor
zwanzig Jahren im ersten Theil meiner Physio-
logischen Fragmente (S. 70 fg.) das Vorhan-
denseyn solcher exaltirender und deprimi-
render Potenzen gelehrt, und zugeich gezeigt,
daſs der Ausdruck der erhöhten Reitzbarkeit Tur-
ges-
y) Ebendas. S. 134.
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Treviranus, Gottfried Reinhold: Biologie, oder Philosophie der lebenden Natur für Naturforscher und Ärzte. Bd. 5. Göttingen, 1818, S. 303. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/treviranus_biologie05_1818/315>, abgerufen am 22.11.2024.
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