Schmetterling und mehrere Stubenfliegen bey dem Honig eingefunden. Der Versuch wurde auf die Art abgeändert, dass der Honig in Schachteln von verschiedener Farbe und Gestalt verschlossen wurde, deren Deckel Oeffnungen hatten, worunter sich Klappen von Kartenblatt befanden, und dass man diese Schachteln zwey- hundert Schritt von dem Bienenstocke hinstellte. Nach einer halben Stunde hatten sich bey den- selben Bienen versammelt, welche die Zugänge zu dem Honig suchten, diese auch bald fanden und die Klappen öffneten. So wurde auch, nach Christ's p) Erzählung, eine sehr sorg- fältig versteckte Bienenkönigin von den Arbeits- bienen entdeckt, welches ebenfalls nur durch den Geruch möglich war und mit ältern, schon von Aristotelesq) erwähnten Erfahrungen übereinkömmt. Verscheucht werden hingegen die Bienen durch jeden Rauch, besonders Ta- backsrauch, und durch den Dunst des Terpen- tinöls, der mineralischen Säuren, des Ammo- niakgas und des Camphers. Weniger scheint ihnen der Geruch des Moschus, und noch we- niger der der Asa foetida zuwider. Den Wi- derwillen gegen den Campher überwiegt bey ihnen der Reitz des Honigs. Durch den Ge- ruch des Safts ihres Giftbeutels, und vielleicht
auch
p) Nat. Gesch. der Hymenopteren. S. 101.
q) Hist. anim. L. IX. c. 27.
Schmetterling und mehrere Stubenfliegen bey dem Honig eingefunden. Der Versuch wurde auf die Art abgeändert, daſs der Honig in Schachteln von verschiedener Farbe und Gestalt verschlossen wurde, deren Deckel Oeffnungen hatten, worunter sich Klappen von Kartenblatt befanden, und daſs man diese Schachteln zwey- hundert Schritt von dem Bienenstocke hinstellte. Nach einer halben Stunde hatten sich bey den- selben Bienen versammelt, welche die Zugänge zu dem Honig suchten, diese auch bald fanden und die Klappen öffneten. So wurde auch, nach Christ’s p) Erzählung, eine sehr sorg- fältig versteckte Bienenkönigin von den Arbeits- bienen entdeckt, welches ebenfalls nur durch den Geruch möglich war und mit ältern, schon von Aristotelesq) erwähnten Erfahrungen übereinkömmt. Verscheucht werden hingegen die Bienen durch jeden Rauch, besonders Ta- backsrauch, und durch den Dunst des Terpen- tinöls, der mineralischen Säuren, des Ammo- niakgas und des Camphers. Weniger scheint ihnen der Geruch des Moschus, und noch we- niger der der Asa foetida zuwider. Den Wi- derwillen gegen den Campher überwiegt bey ihnen der Reitz des Honigs. Durch den Ge- ruch des Safts ihres Giftbeutels, und vielleicht
auch
p) Nat. Gesch. der Hymenopteren. S. 101.
q) Hist. anim. L. IX. c. 27.
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><divn="4"><p><pbfacs="#f0331"n="313"/>
Schmetterling und mehrere Stubenfliegen bey<lb/>
dem Honig eingefunden. Der Versuch wurde<lb/>
auf die Art abgeändert, daſs der Honig in<lb/>
Schachteln von verschiedener Farbe und Gestalt<lb/>
verschlossen wurde, deren Deckel Oeffnungen<lb/>
hatten, worunter sich Klappen von Kartenblatt<lb/>
befanden, und daſs man diese Schachteln zwey-<lb/>
hundert Schritt von dem Bienenstocke hinstellte.<lb/>
Nach einer halben Stunde hatten sich bey den-<lb/>
selben Bienen versammelt, welche die Zugänge<lb/>
zu dem Honig suchten, diese auch bald fanden<lb/>
und die Klappen öffneten. So wurde auch,<lb/>
nach <hirendition="#k">Christ</hi>’s <noteplace="foot"n="p)">Nat. Gesch. der Hymenopteren. S. 101.</note> Erzählung, eine sehr sorg-<lb/>
fältig versteckte Bienenkönigin von den Arbeits-<lb/>
bienen entdeckt, welches ebenfalls nur durch<lb/>
den Geruch möglich war und mit ältern, schon<lb/>
von <hirendition="#k">Aristoteles</hi><noteplace="foot"n="q)">Hist. anim. L. IX. c. 27.</note> erwähnten Erfahrungen<lb/>
übereinkömmt. Verscheucht werden hingegen<lb/>
die Bienen durch jeden Rauch, besonders Ta-<lb/>
backsrauch, und durch den Dunst des Terpen-<lb/>
tinöls, der mineralischen Säuren, des Ammo-<lb/>
niakgas und des Camphers. Weniger scheint<lb/>
ihnen der Geruch des Moschus, und noch we-<lb/>
niger der der Asa foetida zuwider. Den Wi-<lb/>
derwillen gegen den Campher überwiegt bey<lb/>
ihnen der Reitz des Honigs. Durch den Ge-<lb/>
ruch des Safts ihres Giftbeutels, und vielleicht<lb/><fwplace="bottom"type="catch">auch</fw><lb/></p></div></div></div></div></body></text></TEI>
[313/0331]
Schmetterling und mehrere Stubenfliegen bey
dem Honig eingefunden. Der Versuch wurde
auf die Art abgeändert, daſs der Honig in
Schachteln von verschiedener Farbe und Gestalt
verschlossen wurde, deren Deckel Oeffnungen
hatten, worunter sich Klappen von Kartenblatt
befanden, und daſs man diese Schachteln zwey-
hundert Schritt von dem Bienenstocke hinstellte.
Nach einer halben Stunde hatten sich bey den-
selben Bienen versammelt, welche die Zugänge
zu dem Honig suchten, diese auch bald fanden
und die Klappen öffneten. So wurde auch,
nach Christ’s p) Erzählung, eine sehr sorg-
fältig versteckte Bienenkönigin von den Arbeits-
bienen entdeckt, welches ebenfalls nur durch
den Geruch möglich war und mit ältern, schon
von Aristoteles q) erwähnten Erfahrungen
übereinkömmt. Verscheucht werden hingegen
die Bienen durch jeden Rauch, besonders Ta-
backsrauch, und durch den Dunst des Terpen-
tinöls, der mineralischen Säuren, des Ammo-
niakgas und des Camphers. Weniger scheint
ihnen der Geruch des Moschus, und noch we-
niger der der Asa foetida zuwider. Den Wi-
derwillen gegen den Campher überwiegt bey
ihnen der Reitz des Honigs. Durch den Ge-
ruch des Safts ihres Giftbeutels, und vielleicht
auch
p) Nat. Gesch. der Hymenopteren. S. 101.
q) Hist. anim. L. IX. c. 27.
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Treviranus, Gottfried Reinhold: Biologie, oder Philosophie der lebenden Natur für Naturforscher und Ärzte. Bd. 6. Göttingen, 1822, S. 313. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/treviranus_biologie06_1822/331>, abgerufen am 21.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.