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Trichter, Valentin: Curiöses Reit- Jagd- Fecht- Tantz- oder Ritter-Exercitien-Lexicon. Leipzig, 1742.

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Bid
hin zu brauchen sind, und ohne
Ermüdung lange anhalten.

Bidet petit,

Jst ein gar kleines Zwerg-Pferd-
gen, vor junge Herren sehr beqvem
zu reuten, welche gemeiniglich ei-
nen Zelter oder Antritt gehen.
Aber so klein als sie sind, so schlimm
sind sie anfänglich, bis sie recht
rittig gemacht werden.

Biegel-Tantz,

Ein zu den Aufzügen gehöriger
Tantz, wenn die Böttcher, oder
Büttners-Gesellen mit Musican-
ten einen öffentlichen Aufzug und
Tantz zu halten pflegen. Es pfle-
get einer dabey einen runden Faß-
Reiffen zu nehmen, und densel-
ben mit gröster Behendigkeit über
den Kopf und wieder unter den
Füssen hinweg zu schlagen, daß
man kaum sehen kan, wie er durch
den Reiffen kömmt. Darneben
haben sie auch viele ungebundene
Tonnen-Reiffen, an welchen sie
sich alle an einander fest anhalten,
und solcher Gestalt in einer langen
ungetrenneten Reihe, allerhand
lustige Aufzüge und Veränderun-
gen machen. Denn bald wickeln
sie sich allesamt um einander her-
um, bald springen sie mit grosser
Behendigkeit über die Reiffen,
und kommen wieder unter densel-
ben hin. Oefters bleiben die ersten
beyden stille stehen, halten ihren
Reiffen in einem halben Schwie-
bogen in die Höhe, und lassen die
andern alle gleich als durch eine
Ehren-Pforte hindurch gehen. Und
was dergleichen lustige Verände-
rungen mehr sind, welche von den
Umstehenden mit Vergnügen an-
gesehen werden. Dergleichen Bie-
gel-Tantz, ward im Jahre 1698
dem Könige von Pohlen Augusto
[Spaltenumbruch]

Bil
II zu Ehren gehalten, als er in
Dantzig seinen Einzug hielte.

Bigearrement, s. Bizarre-
ment.
Bijou,

Heisset ein Kleinod, und ist ein
fingirter Nahme eines Pferdes in
einem Marstall.

Billard-Spiel,

Wird für ein honnettes Spiel
gehalten, und geschichet auf einer
grossen viereckigten, und mit einem
etwas erhöheten Rande eingefas-
seten Tafel, welche mit grünem
Tuche überzogen, und 6 runde un-
ten mit gestrickten oder ledernen
Beuteln verwahrte Löcher, nem-
lich auf ieder Ecke eines, und 2
in der Mitten hat. Auf dieser
Tafel spielen gemeiniglich 2 Per-
sonen, deren ieder eine weisse hel-
fenbeinerne Kugel hat, welche er
mit langen Stecken, so man theils
Massen, theils Queues nennet,
auf des andern seine Kugel zustos-
set, und solche in ein Loch zu trei-
ben, oder über die Tafel hinaus zu
sprengen suchet; wenn er dieses
prästiret, so hat er zwey Augen ge-
wonnen, und also continuiren
beyde mit einander Stoß um
Stoß, bis einer 12 Augen zusam-
men gebracht, und die Partie ge-
wonnen hat. Dergleichen Tafeln
werden heutiges Tages meistens in
den Caffee-Häusern, nebst den
gedruckten Legibus, nach welchen
es muß gespielet werden, gefun-
den, auch gewisse Jungen dazu
gestellet, welche die gewonnenen
und verlohrnen Augen der Spie-
lenden zehlen oder marqviren
müssen, daher denen Caffee-Schen-
cken, so die Tafeln nebst dem Zu-
gehörigen unterhalten, für iede

Partie
F 3

[Spaltenumbruch]

Bid
hin zu brauchen ſind, und ohne
Ermuͤdung lange anhalten.

Bidet petit,

Jſt ein gar kleines Zwerg-Pferd-
gen, vor junge Herren ſehr beqvem
zu reuten, welche gemeiniglich ei-
nen Zelter oder Antritt gehen.
Aber ſo klein als ſie ſind, ſo ſchlim̃
ſind ſie anfaͤnglich, bis ſie recht
rittig gemacht werden.

Biegel-Tantz,

Ein zu den Aufzuͤgen gehoͤriger
Tantz, wenn die Boͤttcher, oder
Buͤttners-Geſellen mit Muſican-
ten einen oͤffentlichen Aufzug und
Tantz zu halten pflegen. Es pfle-
get einer dabey einen runden Faß-
Reiffen zu nehmen, und denſel-
ben mit groͤſter Behendigkeit uͤber
den Kopf und wieder unter den
Fuͤſſen hinweg zu ſchlagen, daß
man kaum ſehen kan, wie er durch
den Reiffen koͤmmt. Darneben
haben ſie auch viele ungebundene
Tonnen-Reiffen, an welchen ſie
ſich alle an einander feſt anhalten,
und ſolcher Geſtalt in einer langen
ungetrenneten Reihe, allerhand
luſtige Aufzuͤge und Veraͤnderun-
gen machen. Denn bald wickeln
ſie ſich alleſamt um einander her-
um, bald ſpringen ſie mit groſſer
Behendigkeit uͤber die Reiffen,
und kommen wieder unter denſel-
ben hin. Oefters bleiben die erſten
beyden ſtille ſtehen, halten ihren
Reiffen in einem halben Schwie-
bogen in die Hoͤhe, und laſſen die
andern alle gleich als durch eine
Ehren-Pforte hindurch gehen. Und
was dergleichen luſtige Veraͤnde-
rungen mehr ſind, welche von den
Umſtehenden mit Vergnuͤgen an-
geſehen werden. Dergleichen Bie-
gel-Tantz, ward im Jahre 1698
dem Koͤnige von Pohlen Auguſto
[Spaltenumbruch]

Bil
II zu Ehren gehalten, als er in
Dantzig ſeinen Einzug hielte.

Bigearrement, ſ. Bizarre-
ment.
Bijou,

Heiſſet ein Kleinod, und iſt ein
fingirter Nahme eines Pferdes in
einem Marſtall.

Billard-Spiel,

Wird fuͤr ein honnettes Spiel
gehalten, und geſchichet auf einer
groſſen viereckigten, und mit einem
etwas erhoͤheten Rande eingefaſ-
ſeten Tafel, welche mit gruͤnem
Tuche uͤberzogen, und 6 runde un-
ten mit geſtrickten oder ledernen
Beuteln verwahrte Loͤcher, nem-
lich auf ieder Ecke eines, und 2
in der Mitten hat. Auf dieſer
Tafel ſpielen gemeiniglich 2 Per-
ſonen, deren ieder eine weiſſe hel-
fenbeinerne Kugel hat, welche er
mit langen Stecken, ſo man theils
Maſſen, theils Queues nennet,
auf des andern ſeine Kugel zuſtoſ-
ſet, und ſolche in ein Loch zu trei-
ben, oder uͤber die Tafel hinaus zu
ſprengen ſuchet; wenn er dieſes
praͤſtiret, ſo hat er zwey Augen ge-
wonnen, und alſo continuiren
beyde mit einander Stoß um
Stoß, bis einer 12 Augen zuſam-
men gebracht, und die Partie ge-
wonnen hat. Dergleichen Tafeln
werden heutiges Tages meiſtens in
den Caffee-Haͤuſern, nebſt den
gedruckten Legibus, nach welchen
es muß geſpielet werden, gefun-
den, auch gewiſſe Jungen dazu
geſtellet, welche die gewonnenen
und verlohrnen Augen der Spie-
lenden zehlen oder marqviren
muͤſſen, daher denen Caffee-Schen-
cken, ſo die Tafeln nebſt dem Zu-
gehoͤrigen unterhalten, fuͤr iede

Partie
F 3
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[0105] Bid Bil hin zu brauchen ſind, und ohne Ermuͤdung lange anhalten. Bidet petit, Jſt ein gar kleines Zwerg-Pferd- gen, vor junge Herren ſehr beqvem zu reuten, welche gemeiniglich ei- nen Zelter oder Antritt gehen. Aber ſo klein als ſie ſind, ſo ſchlim̃ ſind ſie anfaͤnglich, bis ſie recht rittig gemacht werden. Biegel-Tantz, Ein zu den Aufzuͤgen gehoͤriger Tantz, wenn die Boͤttcher, oder Buͤttners-Geſellen mit Muſican- ten einen oͤffentlichen Aufzug und Tantz zu halten pflegen. Es pfle- get einer dabey einen runden Faß- Reiffen zu nehmen, und denſel- ben mit groͤſter Behendigkeit uͤber den Kopf und wieder unter den Fuͤſſen hinweg zu ſchlagen, daß man kaum ſehen kan, wie er durch den Reiffen koͤmmt. Darneben haben ſie auch viele ungebundene Tonnen-Reiffen, an welchen ſie ſich alle an einander feſt anhalten, und ſolcher Geſtalt in einer langen ungetrenneten Reihe, allerhand luſtige Aufzuͤge und Veraͤnderun- gen machen. Denn bald wickeln ſie ſich alleſamt um einander her- um, bald ſpringen ſie mit groſſer Behendigkeit uͤber die Reiffen, und kommen wieder unter denſel- ben hin. Oefters bleiben die erſten beyden ſtille ſtehen, halten ihren Reiffen in einem halben Schwie- bogen in die Hoͤhe, und laſſen die andern alle gleich als durch eine Ehren-Pforte hindurch gehen. Und was dergleichen luſtige Veraͤnde- rungen mehr ſind, welche von den Umſtehenden mit Vergnuͤgen an- geſehen werden. Dergleichen Bie- gel-Tantz, ward im Jahre 1698 dem Koͤnige von Pohlen Auguſto II zu Ehren gehalten, als er in Dantzig ſeinen Einzug hielte. Bigearrement, ſ. Bizarre- ment. Bijou, Heiſſet ein Kleinod, und iſt ein fingirter Nahme eines Pferdes in einem Marſtall. Billard-Spiel, Wird fuͤr ein honnettes Spiel gehalten, und geſchichet auf einer groſſen viereckigten, und mit einem etwas erhoͤheten Rande eingefaſ- ſeten Tafel, welche mit gruͤnem Tuche uͤberzogen, und 6 runde un- ten mit geſtrickten oder ledernen Beuteln verwahrte Loͤcher, nem- lich auf ieder Ecke eines, und 2 in der Mitten hat. Auf dieſer Tafel ſpielen gemeiniglich 2 Per- ſonen, deren ieder eine weiſſe hel- fenbeinerne Kugel hat, welche er mit langen Stecken, ſo man theils Maſſen, theils Queues nennet, auf des andern ſeine Kugel zuſtoſ- ſet, und ſolche in ein Loch zu trei- ben, oder uͤber die Tafel hinaus zu ſprengen ſuchet; wenn er dieſes praͤſtiret, ſo hat er zwey Augen ge- wonnen, und alſo continuiren beyde mit einander Stoß um Stoß, bis einer 12 Augen zuſam- men gebracht, und die Partie ge- wonnen hat. Dergleichen Tafeln werden heutiges Tages meiſtens in den Caffee-Haͤuſern, nebſt den gedruckten Legibus, nach welchen es muß geſpielet werden, gefun- den, auch gewiſſe Jungen dazu geſtellet, welche die gewonnenen und verlohrnen Augen der Spie- lenden zehlen oder marqviren muͤſſen, daher denen Caffee-Schen- cken, ſo die Tafeln nebſt dem Zu- gehoͤrigen unterhalten, fuͤr iede Partie F 3

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Zitationshilfe: Trichter, Valentin: Curiöses Reit- Jagd- Fecht- Tantz- oder Ritter-Exercitien-Lexicon. Leipzig, 1742, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/trichter_ritterexercitienlexikon_1742/105>, abgerufen am 24.11.2024.