Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Tschirnhaus, Ehrenfried Walther von: Getreuer Hofmeister auf Academien und Reisen. Hrsg. v. Wolfgang Bernhard von Tschirnhaus. Hannover, 1727.

Bild:
<< vorherige Seite
von Anno 1722.
4) Eine übel geführte Diaet, aucheinige rui-
ni
ren ihre
Gesund-
heit durch
üble Diaet.

eine Ursache, wodurch sehr viele, ja die
meisten, und sonst von Natur gesunde
Menschen, das köstliche Kleynod der
Gesundheit verschertzen, und letzlich in
ein frühzeitiges Grab fallen.

Es werden aber gedachte Fehler wi-
der die Diaet von denen Menschen auf
zweyerley Art begangen, wissentlich,
nehmlich und unwissentlich. Wissent-wissentlich;
lich, wenn ein Mensch diejenigen Din-
ge, welche seiner Gesundheit nachthei-
lig, wohl kennet, nichts desto weniger
aber dennoch dieselben admittiret, und
in deren Application excediret. Z. E.
übermäßiger Trunck, veneris abusus,
hefftige Gemüths-Alterationes, starcke
Erhitzungen und Erkältungen des Lei-
bes, u. s. w. Unwissentlich, wannunwissent-
lich.

ein Mensch aus Gewohnheit, der ietzi-
gen allgemeinen üblichen Lebens-Art
nachlebet, und deswegen unbekümmert
ist, ob solche der Gesundheit zuträglich
oder nicht. Also pfleget man, zum
Exempel: zu einer einigen Mahlzeit
vielerley, auch mit vielem Fett, scharf-
fen Gewürtz, etc. zugerichtete Speisen

auf-
X 2
von Anno 1722.
4) Eine uͤbel gefuͤhrte Diæt, aucheinige rui-
ni
ren ihre
Geſund-
heit durch
uͤble Diæt.

eine Urſache, wodurch ſehr viele, ja die
meiſten, und ſonſt von Natur geſunde
Menſchen, das koͤſtliche Kleynod der
Geſundheit verſchertzen, und letzlich in
ein fruͤhzeitiges Grab fallen.

Es werden aber gedachte Fehler wi-
der die Diæt von denen Menſchen auf
zweyerley Art begangen, wiſſentlich,
nehmlich und unwiſſentlich. Wiſſent-wiſſentlich;
lich, wenn ein Menſch diejenigen Din-
ge, welche ſeiner Geſundheit nachthei-
lig, wohl kennet, nichts deſto weniger
aber dennoch dieſelben admittiret, und
in deren Application excediret. Z. E.
uͤbermaͤßiger Trunck, veneris abuſus,
hefftige Gemuͤths-Alterationes, ſtarcke
Erhitzungen und Erkaͤltungen des Lei-
bes, u. ſ. w. Unwiſſentlich, wannunwiſſent-
lich.

ein Menſch aus Gewohnheit, der ietzi-
gen allgemeinen uͤblichen Lebens-Art
nachlebet, und deswegen unbekuͤmmert
iſt, ob ſolche der Geſundheit zutraͤglich
oder nicht. Alſo pfleget man, zum
Exempel: zu einer einigen Mahlzeit
vielerley, auch mit vielem Fett, ſcharf-
fen Gewuͤrtz, ꝛc. zugerichtete Speiſen

auf-
X 2
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <pb facs="#f0345" n="323"/>
        <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b">von <hi rendition="#aq">Anno</hi> 1722.</hi> </fw><lb/>
        <list>
          <item>4) Eine u&#x0364;bel gefu&#x0364;hrte <hi rendition="#aq">Diæt,</hi> auch<note place="right">einige <hi rendition="#aq">rui-<lb/>
ni</hi>ren ihre<lb/>
Ge&#x017F;und-<lb/>
heit durch<lb/>
u&#x0364;ble <hi rendition="#aq">Diæt.</hi></note><lb/>
eine Ur&#x017F;ache, wodurch &#x017F;ehr viele, ja die<lb/>
mei&#x017F;ten, und &#x017F;on&#x017F;t von Natur ge&#x017F;unde<lb/>
Men&#x017F;chen, das ko&#x0364;&#x017F;tliche Kleynod der<lb/>
Ge&#x017F;undheit ver&#x017F;chertzen, und letzlich in<lb/>
ein fru&#x0364;hzeitiges Grab fallen.</item>
        </list><lb/>
        <p>Es werden aber gedachte Fehler wi-<lb/>
der die <hi rendition="#aq">Diæt</hi> von denen Men&#x017F;chen auf<lb/>
zweyerley Art begangen, wi&#x017F;&#x017F;entlich,<lb/>
nehmlich und unwi&#x017F;&#x017F;entlich. Wi&#x017F;&#x017F;ent-<note place="right">wi&#x017F;&#x017F;entlich;</note><lb/>
lich, wenn ein Men&#x017F;ch diejenigen Din-<lb/>
ge, welche &#x017F;einer Ge&#x017F;undheit nachthei-<lb/>
lig, wohl kennet, nichts de&#x017F;to weniger<lb/>
aber dennoch die&#x017F;elben <hi rendition="#aq">admitti</hi>ret, und<lb/>
in deren <hi rendition="#aq">Application excedi</hi>ret. Z. E.<lb/>
u&#x0364;berma&#x0364;ßiger Trunck, <hi rendition="#aq">veneris abu&#x017F;us,</hi><lb/>
hefftige Gemu&#x0364;ths-<hi rendition="#aq">Alterationes,</hi> &#x017F;tarcke<lb/>
Erhitzungen und Erka&#x0364;ltungen des Lei-<lb/>
bes, u. &#x017F;. w. Unwi&#x017F;&#x017F;entlich, wann<note place="right">unwi&#x017F;&#x017F;ent-<lb/>
lich.</note><lb/>
ein Men&#x017F;ch aus Gewohnheit, der ietzi-<lb/>
gen allgemeinen u&#x0364;blichen Lebens-Art<lb/>
nachlebet, und deswegen unbeku&#x0364;mmert<lb/>
i&#x017F;t, ob &#x017F;olche der Ge&#x017F;undheit zutra&#x0364;glich<lb/>
oder nicht. Al&#x017F;o pfleget man, zum<lb/>
Exempel: zu einer einigen Mahlzeit<lb/>
vielerley, auch mit vielem Fett, &#x017F;charf-<lb/>
fen Gewu&#x0364;rtz, &#xA75B;c. zugerichtete Spei&#x017F;en<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">X 2</fw><fw place="bottom" type="catch">auf-</fw><lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[323/0345] von Anno 1722. 4) Eine uͤbel gefuͤhrte Diæt, auch eine Urſache, wodurch ſehr viele, ja die meiſten, und ſonſt von Natur geſunde Menſchen, das koͤſtliche Kleynod der Geſundheit verſchertzen, und letzlich in ein fruͤhzeitiges Grab fallen. Es werden aber gedachte Fehler wi- der die Diæt von denen Menſchen auf zweyerley Art begangen, wiſſentlich, nehmlich und unwiſſentlich. Wiſſent- lich, wenn ein Menſch diejenigen Din- ge, welche ſeiner Geſundheit nachthei- lig, wohl kennet, nichts deſto weniger aber dennoch dieſelben admittiret, und in deren Application excediret. Z. E. uͤbermaͤßiger Trunck, veneris abuſus, hefftige Gemuͤths-Alterationes, ſtarcke Erhitzungen und Erkaͤltungen des Lei- bes, u. ſ. w. Unwiſſentlich, wann ein Menſch aus Gewohnheit, der ietzi- gen allgemeinen uͤblichen Lebens-Art nachlebet, und deswegen unbekuͤmmert iſt, ob ſolche der Geſundheit zutraͤglich oder nicht. Alſo pfleget man, zum Exempel: zu einer einigen Mahlzeit vielerley, auch mit vielem Fett, ſcharf- fen Gewuͤrtz, ꝛc. zugerichtete Speiſen auf- wiſſentlich; unwiſſent- lich. X 2

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/tschirnhaus_anleitung_1727
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/tschirnhaus_anleitung_1727/345
Zitationshilfe: Tschirnhaus, Ehrenfried Walther von: Getreuer Hofmeister auf Academien und Reisen. Hrsg. v. Wolfgang Bernhard von Tschirnhaus. Hannover, 1727, S. 323. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/tschirnhaus_anleitung_1727/345>, abgerufen am 22.11.2024.