Leuchtet schon die Frühlingssonne Ueber See und Aue hin? Hat zur Stätte stiller Wonne Sich gewölbt der Zweige Grün? Ach! die Gute, die ich meine, Schenkt mir keinen Maienstral, Wandelt nicht im Blüthenhaine, Ruhet nicht im Quellenthal.
Ja! es waren schönre Zeiten, Als in buntbekränzten Reihn Hirten mit den süßen Bräuten Walleten zum Opferhain; Als die Jungfrau, Krüge tragend, Oft zum kühlen Brunnen trat, Und der Wandrer, sehnlich fragend, Sie um Trunk und Liebe bat.
Ach! das Toben roher Stürme Riß den goldnen Frühling fort. Schlösser stiegen auf und Thürme, Traurig saß die Jungfrau dort; Lauschte nächtlichem Gesange, Sah hinab in's Schlachtgewühl, Sah es, wie im Waffendrange Ihr getreuer Streiter fiel.
Maiklage.
Leuchtet ſchon die Frühlingsſonne Ueber See und Aue hin? Hat zur Stätte ſtiller Wonne Sich gewölbt der Zweige Grün? Ach! die Gute, die ich meine, Schenkt mir keinen Maienſtral, Wandelt nicht im Blüthenhaine, Ruhet nicht im Quellenthal.
Ja! es waren ſchönre Zeiten, Als in buntbekränzten Reihn Hirten mit den ſüßen Bräuten Walleten zum Opferhain; Als die Jungfrau, Krüge tragend, Oft zum kühlen Brunnen trat, Und der Wandrer, ſehnlich fragend, Sie um Trunk und Liebe bat.
Ach! das Toben roher Stürme Riß den goldnen Frühling fort. Schlöſſer ſtiegen auf und Thürme, Traurig ſaß die Jungfrau dort; Lauſchte nächtlichem Geſange, Sah hinab in’s Schlachtgewühl, Sah es, wie im Waffendrange Ihr getreuer Streiter fiel.
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Maiklage.
Leuchtet ſchon die Frühlingsſonne
Ueber See und Aue hin?
Hat zur Stätte ſtiller Wonne
Sich gewölbt der Zweige Grün?
Ach! die Gute, die ich meine,
Schenkt mir keinen Maienſtral,
Wandelt nicht im Blüthenhaine,
Ruhet nicht im Quellenthal.
Ja! es waren ſchönre Zeiten,
Als in buntbekränzten Reihn
Hirten mit den ſüßen Bräuten
Walleten zum Opferhain;
Als die Jungfrau, Krüge tragend,
Oft zum kühlen Brunnen trat,
Und der Wandrer, ſehnlich fragend,
Sie um Trunk und Liebe bat.
Ach! das Toben roher Stürme
Riß den goldnen Frühling fort.
Schlöſſer ſtiegen auf und Thürme,
Traurig ſaß die Jungfrau dort;
Lauſchte nächtlichem Geſange,
Sah hinab in’s Schlachtgewühl,
Sah es, wie im Waffendrange
Ihr getreuer Streiter fiel.
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Uhland, Ludwig: Gedichte. Stuttgart u. a., 1815, S. 15. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/uhland_gedichte_1815/21>, abgerufen am 16.07.2024.
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