Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

[N. N.]: Der vollkommene rechtschaffene Welt-Mann. Frankfurt (Main), 1680.

Bild:
<< vorherige Seite

Der vollkommene
dung zu unserm Vortheil geschehen möge.
Nichts destoweniger muß man sich nicht
einbilden/ daß man als dann wohl gekleidet
ist/ wann man über die Mode noch ein
Stück daran setzet. Umbgekehrt vielmehr/
man mag die Mode überschreiten so wenig
als man wil/ so nähert man sich der Extrava-
ganz
,
und wann man gar offt von eines
Menschen Sinne durch seine Art zukleiden
urtheilet/ wie kan man die Leute hoch schä-
tzen/ die durch solche Art der Eigensinnig-
keit uns vorkommen als wären sie auß ei-
nem frembden Lande/ oder von einem an-
dern Seculo her/ unter den Personen die sie
doch haben sehen in die Welt kommen.
Was die Conversation mit dem Frauen zim-
mer belanget/ ist vor allen Dingen wohl zu-
behalten/ daß man alle Deutigkeiten im
Reden meide/ weil solche ihnen gar sehr sel-
ten gefallen. Jch verstehe die Worte/ die
auch nicht einmal was mit sich bringen/ so
ihr Gehör beleidigen könne; dann was die
Worte betrifft/ in welchen ein unerbarer
Verstand verwickelt ist/ dieselben hat man
allezeit den Capitlern und den Scher-
schleiffern gelassen. Es ist nicht zusagen/
daß man so gar alle kurtzweilige Worte

ver-

Der vollkommene
dung zu unſerm Vortheil geſchehen moͤge.
Nichts deſtoweniger muß man ſich nicht
einbilden/ daß man als dann wohl gekleidet
iſt/ wann man uͤber die Mode noch ein
Stuͤck daran ſetzet. Umbgekehrt vielmehr/
man mag die Mode uͤberſchreiten ſo wenig
als man wil/ ſo naͤhert man ſich der Extrava-
ganz
,
und wann man gar offt von eines
Menſchen Sinne durch ſeine Art zukleiden
urtheilet/ wie kan man die Leute hoch ſchaͤ-
tzen/ die durch ſolche Art der Eigenſinnig-
keit uns vorkommen als waͤren ſie auß ei-
nem frembden Lande/ oder von einem an-
dern Seculo her/ unter den Perſonen die ſie
doch haben ſehen in die Welt kommen.
Was die Converſation mit dem Frauen zim-
mer belanget/ iſt vor allen Dingen wohl zu-
behalten/ daß man alle Deutigkeiten im
Reden meide/ weil ſolche ihnen gar ſehr ſel-
ten gefallen. Jch verſtehe die Worte/ die
auch nicht einmal was mit ſich bringen/ ſo
ihr Gehoͤr beleidigen koͤnne; dann was die
Worte betrifft/ in welchen ein unerbarer
Verſtand verwickelt iſt/ dieſelben hat man
allezeit den Capitlern und den Scher-
ſchleiffern gelaſſen. Es iſt nicht zuſagen/
daß man ſo gar alle kurtzweilige Worte

ver-
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0160" n="144"/><fw place="top" type="header">Der vollkommene</fw><lb/>
dung zu un&#x017F;erm Vortheil ge&#x017F;chehen mo&#x0364;ge.<lb/>
Nichts de&#x017F;toweniger muß man &#x017F;ich nicht<lb/>
einbilden/ daß man als dann wohl gekleidet<lb/>
i&#x017F;t/ wann man u&#x0364;ber die Mode noch ein<lb/>
Stu&#x0364;ck daran &#x017F;etzet. Umbgekehrt vielmehr/<lb/>
man mag die Mode u&#x0364;ber&#x017F;chreiten &#x017F;o wenig<lb/>
als man wil/ &#x017F;o na&#x0364;hert man &#x017F;ich der <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">Extrava-<lb/>
ganz</hi>,</hi> und wann man gar offt von eines<lb/>
Men&#x017F;chen Sinne durch &#x017F;eine Art zukleiden<lb/>
urtheilet/ wie kan man die Leute hoch &#x017F;cha&#x0364;-<lb/>
tzen/ die durch &#x017F;olche Art der Eigen&#x017F;innig-<lb/>
keit uns vorkommen als wa&#x0364;ren &#x017F;ie auß ei-<lb/>
nem frembden Lande/ oder von einem an-<lb/>
dern <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">Seculo</hi></hi> her/ unter den Per&#x017F;onen die &#x017F;ie<lb/>
doch haben &#x017F;ehen in die Welt kommen.<lb/>
Was die <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">Conver&#x017F;ation</hi></hi> mit dem Frauen zim-<lb/>
mer belanget/ i&#x017F;t vor allen Dingen wohl zu-<lb/>
behalten/ daß man alle Deutigkeiten im<lb/>
Reden meide/ weil &#x017F;olche ihnen gar &#x017F;ehr &#x017F;el-<lb/>
ten gefallen. Jch ver&#x017F;tehe die Worte/ die<lb/>
auch nicht einmal was mit &#x017F;ich bringen/ &#x017F;o<lb/>
ihr Geho&#x0364;r beleidigen ko&#x0364;nne; dann was die<lb/>
Worte betrifft/ in welchen ein unerbarer<lb/>
Ver&#x017F;tand verwickelt i&#x017F;t/ die&#x017F;elben hat man<lb/>
allezeit den Capitlern und den Scher-<lb/>
&#x017F;chleiffern gela&#x017F;&#x017F;en. Es i&#x017F;t nicht zu&#x017F;agen/<lb/>
daß man &#x017F;o gar alle kurtzweilige Worte<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">ver-</fw><lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[144/0160] Der vollkommene dung zu unſerm Vortheil geſchehen moͤge. Nichts deſtoweniger muß man ſich nicht einbilden/ daß man als dann wohl gekleidet iſt/ wann man uͤber die Mode noch ein Stuͤck daran ſetzet. Umbgekehrt vielmehr/ man mag die Mode uͤberſchreiten ſo wenig als man wil/ ſo naͤhert man ſich der Extrava- ganz, und wann man gar offt von eines Menſchen Sinne durch ſeine Art zukleiden urtheilet/ wie kan man die Leute hoch ſchaͤ- tzen/ die durch ſolche Art der Eigenſinnig- keit uns vorkommen als waͤren ſie auß ei- nem frembden Lande/ oder von einem an- dern Seculo her/ unter den Perſonen die ſie doch haben ſehen in die Welt kommen. Was die Converſation mit dem Frauen zim- mer belanget/ iſt vor allen Dingen wohl zu- behalten/ daß man alle Deutigkeiten im Reden meide/ weil ſolche ihnen gar ſehr ſel- ten gefallen. Jch verſtehe die Worte/ die auch nicht einmal was mit ſich bringen/ ſo ihr Gehoͤr beleidigen koͤnne; dann was die Worte betrifft/ in welchen ein unerbarer Verſtand verwickelt iſt/ dieſelben hat man allezeit den Capitlern und den Scher- ſchleiffern gelaſſen. Es iſt nicht zuſagen/ daß man ſo gar alle kurtzweilige Worte ver-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/unbekannt_weltmann_1680
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/unbekannt_weltmann_1680/160
Zitationshilfe: [N. N.]: Der vollkommene rechtschaffene Welt-Mann. Frankfurt (Main), 1680, S. 144. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/unbekannt_weltmann_1680/160>, abgerufen am 11.05.2024.