[N. N.]: Der vollkommene rechtschaffene Welt-Mann. Frankfurt (Main), 1680.Der vollkommene Von der Klugheit. VJel grosse Leute haben vernünfftig dar- ist/
Der vollkommene Von der Klugheit. VJel groſſe Leute haben vernuͤnfftig dar- iſt/
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Der vollkommene
Von der Klugheit.
VJel groſſe Leute haben vernuͤnfftig dar-
vor gehalten/ daß die Klugheit nicht
eigentlich eine Tugend ſey/ ſondern daß ſie
ſich einem Liecht vergleiche/ deſſen man ſich
bedienen muͤſſe/ umb wol außzuſuchen/
worin dieſe vernuͤnfftige Mittel-Straſſe/
welche die Tugend erfordert/ beſtehe. Ge-
wiß wann die Klugheit thaͤte/ wuͤrde ein
Mann/ der freygebig ſeyn wolte/ entweder
im Geitz hangen bleiben/ oder biß zur Ver-
ſchwendung fort ruͤcken/ weil er die Ge-
ſchencke/ ſo er thun wuͤrde/ nach ſeinen Mit-
teln eben ſo wenig als nach den Perſonen/
einzurichten wiſſen wuͤrde. Darumb hat
man auch die Klugheit das Auge der See-
len genennet/ dieweil wir die Augen nicht
viel noͤthiger haben/ uns zu leiten/ als noͤ-
thig die Seele der Klugheit hat zur Leitung
ihrer Gemuͤths-Bewegungen/ wann ſie
will/ daß ſie nicht uͤberſchlagen in Laſter/
als die Tapfferkeit in Trunckenheit/ und
die Gottes furcht ſelbſt in Aberglaube. Laſ-
ſet uns gleichwol ſagen/ nach der gemeinen
Meinung/ daß die Klugheit eine Tugend
iſt/
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