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Unzer, Johann August: Erste Gründe einer Physiologie der eigentlichen thierischen Natur thierischer Körper. Leipzig, 1771.

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2 Abschn. insbesondre.
hirns mit dem Herzen, obwohl ohne alle Mitwirkung sei-
ner thierischen Seelenkräfte, dazu erfoderlich seyn. §. 494.
N. 2. Es können aber auch diese zum Herzschlage mit-
wirkenden thierischen Kräfte die gewendeten äußern sinnli-
chen Eindrücke ins Herz seyn, die es eigentlich und haupt-
sächlich bewegen, und da sie in seinen Nerven gegen das
Gehirn zu aufsteigen, gewöhnlicher Weise in ihren Kno-
ten, oder im Rückenmarke in innere ohne Vorstellungen
verwandelt werden, und in das Herz zurückwirken: denn
daß diese äußern sinnlichen Eindrücke in den Herznerven
sogar bis ins Gehirn aufsteigen können, ist unstreitig, da
sie zuweilen empfunden werden. §. 35. Die Absicht der
Natur, warum innere sinnliche Eindrücke die gewöhnliche
natürliche Bewegung des Herzens mitwirken, da sie doch
die äußern ganz allein bewerkstelligen könnten, §. 457.
459. scheint nur blos die zu seyn, damit diese zum Leben
so nöthige thierische Bewegung desto gewisser ununterbro-
chen fortdauren möge und nicht sogleich völlig aufhöre,
wenn etwa die gewöhnlichen äußern sinnlichen Eindrücke
im Herzen selbst, nämlich der Reiz des einströmenden Bluts,
einige Augenblicke entweder ganz zu wirken aufhöreten, oder
zu schwach wirketen, wie etwa in Ohnmachten, etc. und da-
mit eine solche Unterbrechung oder Verminderung des
Hauptreizes das Herz nicht sogleich ohne allen Reiz zur
Fortsetzung seiner Bewegung lasse. Die Erfahrung scheint
diese Muthmaßung dadurch zu bestätigen, daß in Ohn-
machten der äußerst geschwächte und oft unterbrochene Herz-
schlag durch die äußern sinnlichen Eindrücke stark riechen-
der Dünste in die Nerven der Nase, die im Gehirne auf
die Ursprünge der Herznerven zurückgewendet werden, au-
genblicklich wiederhergestellet und gestärket zu werden pflegt.
Eine andre Unentbehrlichkeit läßt sich von dieser Mitwir-
kung innerer sinnlicher Eindrücke zur thierischen Bewegung
des Herzens kaum vermuthen: theils weil sie allein den
Herzschlag zwar stärken, und wenn er unterbrochen wor-
den, ein wenig wieder aufreizen können, wie man denn in

der

2 Abſchn. insbeſondre.
hirns mit dem Herzen, obwohl ohne alle Mitwirkung ſei-
ner thieriſchen Seelenkraͤfte, dazu erfoderlich ſeyn. §. 494.
N. 2. Es koͤnnen aber auch dieſe zum Herzſchlage mit-
wirkenden thieriſchen Kraͤfte die gewendeten aͤußern ſinnli-
chen Eindruͤcke ins Herz ſeyn, die es eigentlich und haupt-
ſaͤchlich bewegen, und da ſie in ſeinen Nerven gegen das
Gehirn zu aufſteigen, gewoͤhnlicher Weiſe in ihren Kno-
ten, oder im Ruͤckenmarke in innere ohne Vorſtellungen
verwandelt werden, und in das Herz zuruͤckwirken: denn
daß dieſe aͤußern ſinnlichen Eindruͤcke in den Herznerven
ſogar bis ins Gehirn aufſteigen koͤnnen, iſt unſtreitig, da
ſie zuweilen empfunden werden. §. 35. Die Abſicht der
Natur, warum innere ſinnliche Eindruͤcke die gewoͤhnliche
natuͤrliche Bewegung des Herzens mitwirken, da ſie doch
die aͤußern ganz allein bewerkſtelligen koͤnnten, §. 457.
459. ſcheint nur blos die zu ſeyn, damit dieſe zum Leben
ſo noͤthige thieriſche Bewegung deſto gewiſſer ununterbro-
chen fortdauren moͤge und nicht ſogleich voͤllig aufhoͤre,
wenn etwa die gewoͤhnlichen aͤußern ſinnlichen Eindruͤcke
im Herzen ſelbſt, naͤmlich der Reiz des einſtroͤmenden Bluts,
einige Augenblicke entweder ganz zu wirken aufhoͤreten, oder
zu ſchwach wirketen, wie etwa in Ohnmachten, ꝛc. und da-
mit eine ſolche Unterbrechung oder Verminderung des
Hauptreizes das Herz nicht ſogleich ohne allen Reiz zur
Fortſetzung ſeiner Bewegung laſſe. Die Erfahrung ſcheint
dieſe Muthmaßung dadurch zu beſtaͤtigen, daß in Ohn-
machten der aͤußerſt geſchwaͤchte und oft unterbrochene Herz-
ſchlag durch die aͤußern ſinnlichen Eindruͤcke ſtark riechen-
der Duͤnſte in die Nerven der Naſe, die im Gehirne auf
die Urſpruͤnge der Herznerven zuruͤckgewendet werden, au-
genblicklich wiederhergeſtellet und geſtaͤrket zu werden pflegt.
Eine andre Unentbehrlichkeit laͤßt ſich von dieſer Mitwir-
kung innerer ſinnlicher Eindruͤcke zur thieriſchen Bewegung
des Herzens kaum vermuthen: theils weil ſie allein den
Herzſchlag zwar ſtaͤrken, und wenn er unterbrochen wor-
den, ein wenig wieder aufreizen koͤnnen, wie man denn in

der
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[509/0533] 2 Abſchn. insbeſondre. hirns mit dem Herzen, obwohl ohne alle Mitwirkung ſei- ner thieriſchen Seelenkraͤfte, dazu erfoderlich ſeyn. §. 494. N. 2. Es koͤnnen aber auch dieſe zum Herzſchlage mit- wirkenden thieriſchen Kraͤfte die gewendeten aͤußern ſinnli- chen Eindruͤcke ins Herz ſeyn, die es eigentlich und haupt- ſaͤchlich bewegen, und da ſie in ſeinen Nerven gegen das Gehirn zu aufſteigen, gewoͤhnlicher Weiſe in ihren Kno- ten, oder im Ruͤckenmarke in innere ohne Vorſtellungen verwandelt werden, und in das Herz zuruͤckwirken: denn daß dieſe aͤußern ſinnlichen Eindruͤcke in den Herznerven ſogar bis ins Gehirn aufſteigen koͤnnen, iſt unſtreitig, da ſie zuweilen empfunden werden. §. 35. Die Abſicht der Natur, warum innere ſinnliche Eindruͤcke die gewoͤhnliche natuͤrliche Bewegung des Herzens mitwirken, da ſie doch die aͤußern ganz allein bewerkſtelligen koͤnnten, §. 457. 459. ſcheint nur blos die zu ſeyn, damit dieſe zum Leben ſo noͤthige thieriſche Bewegung deſto gewiſſer ununterbro- chen fortdauren moͤge und nicht ſogleich voͤllig aufhoͤre, wenn etwa die gewoͤhnlichen aͤußern ſinnlichen Eindruͤcke im Herzen ſelbſt, naͤmlich der Reiz des einſtroͤmenden Bluts, einige Augenblicke entweder ganz zu wirken aufhoͤreten, oder zu ſchwach wirketen, wie etwa in Ohnmachten, ꝛc. und da- mit eine ſolche Unterbrechung oder Verminderung des Hauptreizes das Herz nicht ſogleich ohne allen Reiz zur Fortſetzung ſeiner Bewegung laſſe. Die Erfahrung ſcheint dieſe Muthmaßung dadurch zu beſtaͤtigen, daß in Ohn- machten der aͤußerſt geſchwaͤchte und oft unterbrochene Herz- ſchlag durch die aͤußern ſinnlichen Eindruͤcke ſtark riechen- der Duͤnſte in die Nerven der Naſe, die im Gehirne auf die Urſpruͤnge der Herznerven zuruͤckgewendet werden, au- genblicklich wiederhergeſtellet und geſtaͤrket zu werden pflegt. Eine andre Unentbehrlichkeit laͤßt ſich von dieſer Mitwir- kung innerer ſinnlicher Eindruͤcke zur thieriſchen Bewegung des Herzens kaum vermuthen: theils weil ſie allein den Herzſchlag zwar ſtaͤrken, und wenn er unterbrochen wor- den, ein wenig wieder aufreizen koͤnnen, wie man denn in der

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Zitationshilfe: Unzer, Johann August: Erste Gründe einer Physiologie der eigentlichen thierischen Natur thierischer Körper. Leipzig, 1771, S. 509. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/unzer_erstegruende_1771/533>, abgerufen am 22.11.2024.