Unzer, Johann August: Gedanken vom Einfluß der Seele in ihren Körper. Halle (Saale), 1746.gen? Jst es denn hierdurch noch nicht offenbar §. 38.
gen? Jſt es denn hierdurch noch nicht offenbar §. 38.
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0124" n="94"/> gen? Jſt es denn hierdurch noch nicht offenbar<lb/> genug, daß unſre Koͤrper und die Sele in ein-<lb/> ander wuͤrcken? Hat ein ſolcher Menſch etwan<lb/> eine ſolche Sele bekommen, deren Verbin-<lb/> dungszeit mit dem Koͤrper ehe zu Ende lauffen<lb/> muͤſſen, als der Koͤrper ſterben kan? Jch ge-<lb/> ſtehe, wenn man einem dieſes mit einem finſtern<lb/> Geſicht, und dunckleren Worten ſagte, der ſich<lb/> ein wenig leichter etwas einbilden kan als ich,<lb/> was gantz und gar unnatuͤrlich iſt; ſo kan man<lb/> ihn ſolchergeſtalt bald zum Beyfall bringen.<lb/> Allein weil ich eine ſolche verderbte Einbil-<lb/> dungskraft habe, daß ſich dieſer Gedancke in<lb/> kein einziges Fach derſelben ſchicken will; ſo<lb/> kan ich nicht anders, als glauben, daß dieſe<lb/> Artzney eine Kraft habe, in die Sele zu wuͤr-<lb/> cken. Jch verliere nichts dabey, daß ich nicht<lb/> weiß wie dieſes zugehe. Denn ich weiß gantz<lb/> gewiß, daß die Grentzen der menſchlichen Wiſ-<lb/> ſenſchaft gar nicht ſo weit entfernt ſind, daß<lb/> man ſie erſt mit guten Fernglaͤſern ſuchen muͤ-<lb/> ſte. Und darum bilde ich mir ein, dasienige<lb/> koͤnne noch wol moͤglich ſeyn, wovon ich und<lb/> andre Leute nicht begreiffen wie es zugehe. Es<lb/> beſtaͤtiget demnach auch dieſe merckwuͤrdige Ob-<lb/> ſervation meinen Hauptſatz, daß die Sele in<lb/> ihren Koͤrper wuͤrcke. Je mehrere Veraͤnde-<lb/> rungen ich bey mir wahrnehme, deſto mehr<lb/> werde ich davon uͤberzeugt, und darum kan ich<lb/><hi rendition="#fr">meinen Leſern</hi> auch die noch folgenden nicht<lb/> vorenthalten.</p> </div><lb/> <fw place="bottom" type="catch">§. 38.</fw><lb/> </div> </body> </text> </TEI> [94/0124]
gen? Jſt es denn hierdurch noch nicht offenbar
genug, daß unſre Koͤrper und die Sele in ein-
ander wuͤrcken? Hat ein ſolcher Menſch etwan
eine ſolche Sele bekommen, deren Verbin-
dungszeit mit dem Koͤrper ehe zu Ende lauffen
muͤſſen, als der Koͤrper ſterben kan? Jch ge-
ſtehe, wenn man einem dieſes mit einem finſtern
Geſicht, und dunckleren Worten ſagte, der ſich
ein wenig leichter etwas einbilden kan als ich,
was gantz und gar unnatuͤrlich iſt; ſo kan man
ihn ſolchergeſtalt bald zum Beyfall bringen.
Allein weil ich eine ſolche verderbte Einbil-
dungskraft habe, daß ſich dieſer Gedancke in
kein einziges Fach derſelben ſchicken will; ſo
kan ich nicht anders, als glauben, daß dieſe
Artzney eine Kraft habe, in die Sele zu wuͤr-
cken. Jch verliere nichts dabey, daß ich nicht
weiß wie dieſes zugehe. Denn ich weiß gantz
gewiß, daß die Grentzen der menſchlichen Wiſ-
ſenſchaft gar nicht ſo weit entfernt ſind, daß
man ſie erſt mit guten Fernglaͤſern ſuchen muͤ-
ſte. Und darum bilde ich mir ein, dasienige
koͤnne noch wol moͤglich ſeyn, wovon ich und
andre Leute nicht begreiffen wie es zugehe. Es
beſtaͤtiget demnach auch dieſe merckwuͤrdige Ob-
ſervation meinen Hauptſatz, daß die Sele in
ihren Koͤrper wuͤrcke. Je mehrere Veraͤnde-
rungen ich bey mir wahrnehme, deſto mehr
werde ich davon uͤberzeugt, und darum kan ich
meinen Leſern auch die noch folgenden nicht
vorenthalten.
§. 38.
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |