Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Urbanitzky, Alfred von: Die Elektricität im Dienste der Menschheit. Wien; Leipzig, 1885.

Bild:
<< vorherige Seite

elften Jahrhunderte wird angegeben, daß sich die Schiffer bereits unter der Dynastie
der Tsin (265--419) der Magnetnadel bedienten. Sie ließen dieselbe nach Süden
zeigen und kannten auch bereits ihre Abweichung (Declination) von der genauen
Richtung. Die erste Anwendung der Magnetnadel erfolgte jedoch nicht in der Schiff-
fahrt, sondern bei Landreisen mittelst des magnetischen Karrens oder Tschi-nan-tschin.
Poggendorff beschreibt diesen in seiner Geschichte der Physik in folgender Weise:
"Diese Karren waren zweiräderige Fuhrwerke, auf welchen sich vor dem Sitze eine kleine
Figur mit ausgestrecktem Arme auf einem Stift beweglich befand. In dem ausgestreckten
Arme war ein kleiner Magnetstab, durch welchen dieser Arm immer nach Süden
gerichtet wurde. Solcher Karren bedienten sich die chinesischen Kaiser, wenn sie große
Reisen oder Kriegszüge durch unbebaute oder wüste Gegenden ihres weitläufigen
Reiches unternahmen. Zuweilen hatten diese Karren oder Wagen zwei Stockwerke
und neben der magnetischen Figur, welche die Richtung des Weges angab, befanden
sich noch zwei andere, welche die Länge desselben anzeigten, vermuthlich durch einen
Mechanismus wie er in den Wegmessern angewandt wird." Nach der mythologischen
Geschichte der Chinesen soll der Kaiser Huang-ti der Erfinder dieser Wagen
gewesen sein, wornach die Erfindung in das Jahr 2364 v. Chr. zu setzen wäre.
Jedenfalls ist aber die Anwendung der Magnetnadel zu Landreisen älteren Datums
als jene zu Seefahrten. Die ältesten verläßlichen Nachrichten hierüber finden sich
in der etwa im Jahre 1111 oder 1117 verfaßten Naturgeschichte des Ke-u-
tsung-schy
. In dieser wird mitgetheilt, daß man die Magnetnadel mittelst Wachs
an einem Faden aufhängen oder auch auf einem Schilfhalm in einem Gefäße mit
Wasser schwimmen lassen könne; auch wird erwähnt, daß die Nadel etwas von der
Südrichtung abweicht.

Auch die Zeit, zu welcher die Bussole in Europa eingeführt wurde, ist nicht
mit Sicherheit anzugeben. Es wird häufig angenommen, daß der aus Pasitano bei
Almafi gebürtige Seefahrer Flavio Gioja etwa um das Jahr 1302 den
Compaß erfunden habe; es ist wohl möglich, daß diesem Manne die Einführung
des Compaß in der Schifffahrt am mittelländischen Meere zu verdanken ist, aber
bekannt war derselbe jedenfalls schon bedeutend früher. So findet man in dem von
Guyot de Provins beiläufig im Jahre 1190 verfaßten Gedichte "La Bible"
die Angabe, daß die Schiffer bei trübem Himmel die Magnetnadel zu Rathe
ziehen. Auch Jacques de Vitry gedenkt in seiner "Historia naturalis" (1215
bis 1220) der Magnetnadel als einer nicht mehr neuen Sache. Der erste Europäer,
welcher die Declination der Magnetnadel genauer beobachtete und auch derselben
ausdrücklich Erwähnung that, war wahrscheinlich Christoph Columbus. Diese
Thatsache wurde lange Zeit gar nicht anerkannt, indem man die Abweichung der
Nadel von der genauen Nord-Süd-Richtung einer ungenauen oder fehlerhaften
Construction der Nadel zuschrieb. Die Variationen in der Nadelrichtung an einem
und demselben Orte wurden zuerst von Henry Gellibrand im Jahre 1634
beobachtet.

Im Jahre 1544 folgte die Entdeckung der Inclination, d. h. der Neigung,
der um eine horizontale Axe drehbaren Nadel gegen den Horizont durch Hart-
mann
; dieser erwähnt derselben in einem an den Herzog Albrecht von Preußen
gerichteten Schreiben. Robert Normann (1576) untersuchte diese Erscheinung
genauer und fand auch, daß der Magnetismus das Gewicht der Eisenstücke nicht
verändere. Die Ursache, welcher die Magnetnadel ihre Eigenschaft, stets nach einer
bestimmten Richtung zu zeigen, verdankt, war bisher unbekannt geblieben. Erst

elften Jahrhunderte wird angegeben, daß ſich die Schiffer bereits unter der Dynaſtie
der Tſin (265—419) der Magnetnadel bedienten. Sie ließen dieſelbe nach Süden
zeigen und kannten auch bereits ihre Abweichung (Declination) von der genauen
Richtung. Die erſte Anwendung der Magnetnadel erfolgte jedoch nicht in der Schiff-
fahrt, ſondern bei Landreiſen mittelſt des magnetiſchen Karrens oder Tſchi-nan-tſchin.
Poggendorff beſchreibt dieſen in ſeiner Geſchichte der Phyſik in folgender Weiſe:
„Dieſe Karren waren zweiräderige Fuhrwerke, auf welchen ſich vor dem Sitze eine kleine
Figur mit ausgeſtrecktem Arme auf einem Stift beweglich befand. In dem ausgeſtreckten
Arme war ein kleiner Magnetſtab, durch welchen dieſer Arm immer nach Süden
gerichtet wurde. Solcher Karren bedienten ſich die chineſiſchen Kaiſer, wenn ſie große
Reiſen oder Kriegszüge durch unbebaute oder wüſte Gegenden ihres weitläufigen
Reiches unternahmen. Zuweilen hatten dieſe Karren oder Wagen zwei Stockwerke
und neben der magnetiſchen Figur, welche die Richtung des Weges angab, befanden
ſich noch zwei andere, welche die Länge desſelben anzeigten, vermuthlich durch einen
Mechanismus wie er in den Wegmeſſern angewandt wird.“ Nach der mythologiſchen
Geſchichte der Chineſen ſoll der Kaiſer Huang-ti der Erfinder dieſer Wagen
geweſen ſein, wornach die Erfindung in das Jahr 2364 v. Chr. zu ſetzen wäre.
Jedenfalls iſt aber die Anwendung der Magnetnadel zu Landreiſen älteren Datums
als jene zu Seefahrten. Die älteſten verläßlichen Nachrichten hierüber finden ſich
in der etwa im Jahre 1111 oder 1117 verfaßten Naturgeſchichte des Ke-u-
tſung-ſchy
. In dieſer wird mitgetheilt, daß man die Magnetnadel mittelſt Wachs
an einem Faden aufhängen oder auch auf einem Schilfhalm in einem Gefäße mit
Waſſer ſchwimmen laſſen könne; auch wird erwähnt, daß die Nadel etwas von der
Südrichtung abweicht.

Auch die Zeit, zu welcher die Buſſole in Europa eingeführt wurde, iſt nicht
mit Sicherheit anzugeben. Es wird häufig angenommen, daß der aus Paſitano bei
Almafi gebürtige Seefahrer Flavio Gioja etwa um das Jahr 1302 den
Compaß erfunden habe; es iſt wohl möglich, daß dieſem Manne die Einführung
des Compaß in der Schifffahrt am mittelländiſchen Meere zu verdanken iſt, aber
bekannt war derſelbe jedenfalls ſchon bedeutend früher. So findet man in dem von
Guyot de Provins beiläufig im Jahre 1190 verfaßten Gedichte „La Bible“
die Angabe, daß die Schiffer bei trübem Himmel die Magnetnadel zu Rathe
ziehen. Auch Jacques de Vitry gedenkt in ſeiner „Historia naturalis“ (1215
bis 1220) der Magnetnadel als einer nicht mehr neuen Sache. Der erſte Europäer,
welcher die Declination der Magnetnadel genauer beobachtete und auch derſelben
ausdrücklich Erwähnung that, war wahrſcheinlich Chriſtoph Columbus. Dieſe
Thatſache wurde lange Zeit gar nicht anerkannt, indem man die Abweichung der
Nadel von der genauen Nord-Süd-Richtung einer ungenauen oder fehlerhaften
Conſtruction der Nadel zuſchrieb. Die Variationen in der Nadelrichtung an einem
und demſelben Orte wurden zuerſt von Henry Gellibrand im Jahre 1634
beobachtet.

Im Jahre 1544 folgte die Entdeckung der Inclination, d. h. der Neigung,
der um eine horizontale Axe drehbaren Nadel gegen den Horizont durch Hart-
mann
; dieſer erwähnt derſelben in einem an den Herzog Albrecht von Preußen
gerichteten Schreiben. Robert Normann (1576) unterſuchte dieſe Erſcheinung
genauer und fand auch, daß der Magnetismus das Gewicht der Eiſenſtücke nicht
verändere. Die Urſache, welcher die Magnetnadel ihre Eigenſchaft, ſtets nach einer
beſtimmten Richtung zu zeigen, verdankt, war bisher unbekannt geblieben. Erſt

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0019" n="5"/>
elften Jahrhunderte wird angegeben, daß &#x017F;ich die Schiffer bereits unter der Dyna&#x017F;tie<lb/>
der <hi rendition="#g">T&#x017F;in</hi> (265&#x2014;419) der Magnetnadel bedienten. Sie ließen die&#x017F;elbe nach Süden<lb/>
zeigen und kannten auch bereits ihre Abweichung (Declination) von der genauen<lb/>
Richtung. Die er&#x017F;te Anwendung der Magnetnadel erfolgte jedoch nicht in der Schiff-<lb/>
fahrt, &#x017F;ondern bei Landrei&#x017F;en mittel&#x017F;t des magneti&#x017F;chen Karrens oder T&#x017F;chi-nan-t&#x017F;chin.<lb/>
Poggendorff be&#x017F;chreibt die&#x017F;en in &#x017F;einer Ge&#x017F;chichte der Phy&#x017F;ik in folgender Wei&#x017F;e:<lb/>
&#x201E;Die&#x017F;e Karren waren zweiräderige Fuhrwerke, auf welchen &#x017F;ich vor dem Sitze eine kleine<lb/>
Figur mit ausge&#x017F;trecktem Arme auf einem Stift beweglich befand. In dem ausge&#x017F;treckten<lb/>
Arme war ein kleiner Magnet&#x017F;tab, durch welchen die&#x017F;er Arm immer nach Süden<lb/>
gerichtet wurde. Solcher Karren bedienten &#x017F;ich die chine&#x017F;i&#x017F;chen Kai&#x017F;er, wenn &#x017F;ie große<lb/>
Rei&#x017F;en oder Kriegszüge durch unbebaute oder wü&#x017F;te Gegenden ihres weitläufigen<lb/>
Reiches unternahmen. Zuweilen hatten die&#x017F;e Karren oder Wagen zwei Stockwerke<lb/>
und neben der magneti&#x017F;chen Figur, welche die Richtung des Weges angab, befanden<lb/>
&#x017F;ich noch zwei andere, welche die Länge des&#x017F;elben anzeigten, vermuthlich durch einen<lb/>
Mechanismus wie er in den Wegme&#x017F;&#x017F;ern angewandt wird.&#x201C; Nach der mythologi&#x017F;chen<lb/>
Ge&#x017F;chichte der Chine&#x017F;en &#x017F;oll der Kai&#x017F;er <hi rendition="#g">Huang-ti</hi> der Erfinder die&#x017F;er Wagen<lb/>
gewe&#x017F;en &#x017F;ein, wornach die Erfindung in das Jahr 2364 v. Chr. zu &#x017F;etzen wäre.<lb/>
Jedenfalls i&#x017F;t aber die Anwendung der Magnetnadel zu Landrei&#x017F;en älteren Datums<lb/>
als jene zu Seefahrten. Die älte&#x017F;ten verläßlichen Nachrichten hierüber finden &#x017F;ich<lb/>
in der etwa im Jahre 1111 oder 1117 verfaßten Naturge&#x017F;chichte des <hi rendition="#g">Ke-u-<lb/>
t&#x017F;ung-&#x017F;chy</hi>. In die&#x017F;er wird mitgetheilt, daß man die Magnetnadel mittel&#x017F;t Wachs<lb/>
an einem Faden aufhängen oder auch auf einem Schilfhalm in einem Gefäße mit<lb/>
Wa&#x017F;&#x017F;er &#x017F;chwimmen la&#x017F;&#x017F;en könne; auch wird erwähnt, daß die Nadel etwas von der<lb/>
Südrichtung abweicht.</p><lb/>
          <p>Auch die Zeit, zu welcher die Bu&#x017F;&#x017F;ole in Europa eingeführt wurde, i&#x017F;t nicht<lb/>
mit Sicherheit anzugeben. Es wird häufig angenommen, daß der aus Pa&#x017F;itano bei<lb/>
Almafi gebürtige Seefahrer <hi rendition="#g">Flavio Gioja</hi> etwa um das Jahr 1302 den<lb/>
Compaß erfunden habe; es i&#x017F;t wohl möglich, daß die&#x017F;em Manne die Einführung<lb/>
des Compaß in der Schifffahrt am mittelländi&#x017F;chen Meere zu verdanken i&#x017F;t, aber<lb/>
bekannt war der&#x017F;elbe jedenfalls &#x017F;chon bedeutend früher. So findet man in dem von<lb/><hi rendition="#g">Guyot de Provins</hi> beiläufig im Jahre 1190 verfaßten Gedichte <hi rendition="#aq">&#x201E;La Bible&#x201C;</hi><lb/>
die Angabe, daß die Schiffer bei trübem Himmel die Magnetnadel zu Rathe<lb/>
ziehen. Auch <hi rendition="#g">Jacques de Vitry</hi> gedenkt in &#x017F;einer <hi rendition="#aq">&#x201E;Historia naturalis&#x201C;</hi> (1215<lb/>
bis 1220) der Magnetnadel als einer nicht mehr neuen Sache. Der er&#x017F;te Europäer,<lb/>
welcher die Declination der Magnetnadel genauer beobachtete und auch der&#x017F;elben<lb/>
ausdrücklich Erwähnung that, war wahr&#x017F;cheinlich <hi rendition="#g">Chri&#x017F;toph Columbus</hi>. Die&#x017F;e<lb/>
That&#x017F;ache wurde lange Zeit gar nicht anerkannt, indem man die Abweichung der<lb/>
Nadel von der genauen Nord-Süd-Richtung einer ungenauen oder fehlerhaften<lb/>
Con&#x017F;truction der Nadel zu&#x017F;chrieb. Die Variationen in der Nadelrichtung an einem<lb/>
und dem&#x017F;elben Orte wurden zuer&#x017F;t von <hi rendition="#g">Henry Gellibrand</hi> im Jahre 1634<lb/>
beobachtet.</p><lb/>
          <p>Im Jahre 1544 folgte die Entdeckung der <hi rendition="#g">Inclination</hi>, d. h. der Neigung,<lb/>
der um eine <hi rendition="#g">horizontale</hi> Axe drehbaren Nadel gegen den Horizont durch <hi rendition="#g">Hart-<lb/>
mann</hi>; die&#x017F;er erwähnt der&#x017F;elben in einem an den Herzog Albrecht von Preußen<lb/>
gerichteten Schreiben. <hi rendition="#g">Robert Normann</hi> (1576) unter&#x017F;uchte die&#x017F;e Er&#x017F;cheinung<lb/>
genauer und fand auch, daß der Magnetismus das Gewicht der Ei&#x017F;en&#x017F;tücke nicht<lb/>
verändere. Die Ur&#x017F;ache, welcher die Magnetnadel ihre Eigen&#x017F;chaft, &#x017F;tets nach einer<lb/>
be&#x017F;timmten Richtung zu zeigen, verdankt, war bisher unbekannt geblieben. Er&#x017F;t<lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[5/0019] elften Jahrhunderte wird angegeben, daß ſich die Schiffer bereits unter der Dynaſtie der Tſin (265—419) der Magnetnadel bedienten. Sie ließen dieſelbe nach Süden zeigen und kannten auch bereits ihre Abweichung (Declination) von der genauen Richtung. Die erſte Anwendung der Magnetnadel erfolgte jedoch nicht in der Schiff- fahrt, ſondern bei Landreiſen mittelſt des magnetiſchen Karrens oder Tſchi-nan-tſchin. Poggendorff beſchreibt dieſen in ſeiner Geſchichte der Phyſik in folgender Weiſe: „Dieſe Karren waren zweiräderige Fuhrwerke, auf welchen ſich vor dem Sitze eine kleine Figur mit ausgeſtrecktem Arme auf einem Stift beweglich befand. In dem ausgeſtreckten Arme war ein kleiner Magnetſtab, durch welchen dieſer Arm immer nach Süden gerichtet wurde. Solcher Karren bedienten ſich die chineſiſchen Kaiſer, wenn ſie große Reiſen oder Kriegszüge durch unbebaute oder wüſte Gegenden ihres weitläufigen Reiches unternahmen. Zuweilen hatten dieſe Karren oder Wagen zwei Stockwerke und neben der magnetiſchen Figur, welche die Richtung des Weges angab, befanden ſich noch zwei andere, welche die Länge desſelben anzeigten, vermuthlich durch einen Mechanismus wie er in den Wegmeſſern angewandt wird.“ Nach der mythologiſchen Geſchichte der Chineſen ſoll der Kaiſer Huang-ti der Erfinder dieſer Wagen geweſen ſein, wornach die Erfindung in das Jahr 2364 v. Chr. zu ſetzen wäre. Jedenfalls iſt aber die Anwendung der Magnetnadel zu Landreiſen älteren Datums als jene zu Seefahrten. Die älteſten verläßlichen Nachrichten hierüber finden ſich in der etwa im Jahre 1111 oder 1117 verfaßten Naturgeſchichte des Ke-u- tſung-ſchy. In dieſer wird mitgetheilt, daß man die Magnetnadel mittelſt Wachs an einem Faden aufhängen oder auch auf einem Schilfhalm in einem Gefäße mit Waſſer ſchwimmen laſſen könne; auch wird erwähnt, daß die Nadel etwas von der Südrichtung abweicht. Auch die Zeit, zu welcher die Buſſole in Europa eingeführt wurde, iſt nicht mit Sicherheit anzugeben. Es wird häufig angenommen, daß der aus Paſitano bei Almafi gebürtige Seefahrer Flavio Gioja etwa um das Jahr 1302 den Compaß erfunden habe; es iſt wohl möglich, daß dieſem Manne die Einführung des Compaß in der Schifffahrt am mittelländiſchen Meere zu verdanken iſt, aber bekannt war derſelbe jedenfalls ſchon bedeutend früher. So findet man in dem von Guyot de Provins beiläufig im Jahre 1190 verfaßten Gedichte „La Bible“ die Angabe, daß die Schiffer bei trübem Himmel die Magnetnadel zu Rathe ziehen. Auch Jacques de Vitry gedenkt in ſeiner „Historia naturalis“ (1215 bis 1220) der Magnetnadel als einer nicht mehr neuen Sache. Der erſte Europäer, welcher die Declination der Magnetnadel genauer beobachtete und auch derſelben ausdrücklich Erwähnung that, war wahrſcheinlich Chriſtoph Columbus. Dieſe Thatſache wurde lange Zeit gar nicht anerkannt, indem man die Abweichung der Nadel von der genauen Nord-Süd-Richtung einer ungenauen oder fehlerhaften Conſtruction der Nadel zuſchrieb. Die Variationen in der Nadelrichtung an einem und demſelben Orte wurden zuerſt von Henry Gellibrand im Jahre 1634 beobachtet. Im Jahre 1544 folgte die Entdeckung der Inclination, d. h. der Neigung, der um eine horizontale Axe drehbaren Nadel gegen den Horizont durch Hart- mann; dieſer erwähnt derſelben in einem an den Herzog Albrecht von Preußen gerichteten Schreiben. Robert Normann (1576) unterſuchte dieſe Erſcheinung genauer und fand auch, daß der Magnetismus das Gewicht der Eiſenſtücke nicht verändere. Die Urſache, welcher die Magnetnadel ihre Eigenſchaft, ſtets nach einer beſtimmten Richtung zu zeigen, verdankt, war bisher unbekannt geblieben. Erſt

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/urbanitzky_electricitaet_1885
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/urbanitzky_electricitaet_1885/19
Zitationshilfe: Urbanitzky, Alfred von: Die Elektricität im Dienste der Menschheit. Wien; Leipzig, 1885, S. 5. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/urbanitzky_electricitaet_1885/19>, abgerufen am 21.11.2024.