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Urbanitzky, Alfred von: Die Elektricität im Dienste der Menschheit. Wien; Leipzig, 1885.

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Um die Körper bequem einschalten zu können, ist der Poldraht der Säule
zu einem Metallbügel geführt, dessen ein Ende in ein Metallschälchen G reicht,
welches mit der Nadel durch den Träger L' in leitender Verbindung steht, im
Uebrigen aber isolirt aufgestellt ist. Das Drahtende wird dann in geeigneter Ent-
fernung über den Boden des Schälchens befestigt und in dieses die zu unter-
suchende Substanz gebracht. Dadurch wird die Elektricität des Säulenpoles ge-
zwungen, durch eine Schicht dieser Substanz zu gehen, bevor sie zur Nadel gelangt.

Mit Hilfe des Diagometers untersuchte Rousseau namentlich Fette und Oele,
deren Prüfung auf ihre Reinheit durch chemische, beziehungsweise andere physikalische
Methoden bekanntlich keine sehr genauen Resultate giebt, und fand dabei, daß z. B.
Olivenöl ein viel geringeres Leitungsvermögen besitzt, als die übrigen fetten Oele;
er konnte eine Beimischung von 1/100 Gewichtstheil der letzteren zu ersterem noch bestimmt

[Abbildung] Fig. 95.

Rousseau's Diagometer.

nachweisen. Dieser geringe Bruchtheil eines anderen zum Olivenöl hat also genügt,
um des letzteren Leitungsfähigkeit so zu vermindern, daß sie durch Beobachtung
der Ladungszeit der Scheiben erkannt werden konnte.

Ein anderes Beispiel ist die Untersuchung des Kaffees auf dessen Reinheit.
Geröstete und gepulverte Kaffeebohnen leiten die Elektricität nicht; enthalten sie
aber eine Beimischung von Cichorien (ein häufig benütztes Verfälschungsmittel), so
werden sie leitend. Aehnlich verhält sich die Chocolade: ist sie aus reinem Cacao
bereitet, so leitet sie nicht, enthält sie eine Beimischung von Mehl, so leitet sie die
Elektricität.

Zamboni's Säule, wie sie gegenwärtig bei Elektroskopen angewandt wird,
verfertigt man gewöhnlich nicht mehr aus Gold- und Silberpapier, sondern hat
es vortheilhafter gefunden, sie in nachstehender Weise anzufertigen: Das Silber-
papier wird auf seiner Rückseite mit einer dünnen Schicht von Braunstein (Man-
ganhyperoxyd) überzogen, indem man sehr feines, durch Schlämmen erhaltenes

Um die Körper bequem einſchalten zu können, iſt der Poldraht der Säule
zu einem Metallbügel geführt, deſſen ein Ende in ein Metallſchälchen G reicht,
welches mit der Nadel durch den Träger L' in leitender Verbindung ſteht, im
Uebrigen aber iſolirt aufgeſtellt iſt. Das Drahtende wird dann in geeigneter Ent-
fernung über den Boden des Schälchens befeſtigt und in dieſes die zu unter-
ſuchende Subſtanz gebracht. Dadurch wird die Elektricität des Säulenpoles ge-
zwungen, durch eine Schicht dieſer Subſtanz zu gehen, bevor ſie zur Nadel gelangt.

Mit Hilfe des Diagometers unterſuchte Rouſſeau namentlich Fette und Oele,
deren Prüfung auf ihre Reinheit durch chemiſche, beziehungsweiſe andere phyſikaliſche
Methoden bekanntlich keine ſehr genauen Reſultate giebt, und fand dabei, daß z. B.
Olivenöl ein viel geringeres Leitungsvermögen beſitzt, als die übrigen fetten Oele;
er konnte eine Beimiſchung von 1/100 Gewichtstheil der letzteren zu erſterem noch beſtimmt

[Abbildung] Fig. 95.

Rouſſeau’s Diagometer.

nachweiſen. Dieſer geringe Bruchtheil eines anderen zum Olivenöl hat alſo genügt,
um des letzteren Leitungsfähigkeit ſo zu vermindern, daß ſie durch Beobachtung
der Ladungszeit der Scheiben erkannt werden konnte.

Ein anderes Beiſpiel iſt die Unterſuchung des Kaffees auf deſſen Reinheit.
Geröſtete und gepulverte Kaffeebohnen leiten die Elektricität nicht; enthalten ſie
aber eine Beimiſchung von Cichorien (ein häufig benütztes Verfälſchungsmittel), ſo
werden ſie leitend. Aehnlich verhält ſich die Chocolade: iſt ſie aus reinem Cacao
bereitet, ſo leitet ſie nicht, enthält ſie eine Beimiſchung von Mehl, ſo leitet ſie die
Elektricität.

Zamboni’s Säule, wie ſie gegenwärtig bei Elektroſkopen angewandt wird,
verfertigt man gewöhnlich nicht mehr aus Gold- und Silberpapier, ſondern hat
es vortheilhafter gefunden, ſie in nachſtehender Weiſe anzufertigen: Das Silber-
papier wird auf ſeiner Rückſeite mit einer dünnen Schicht von Braunſtein (Man-
ganhyperoxyd) überzogen, indem man ſehr feines, durch Schlämmen erhaltenes

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[182/0196] Um die Körper bequem einſchalten zu können, iſt der Poldraht der Säule zu einem Metallbügel geführt, deſſen ein Ende in ein Metallſchälchen G reicht, welches mit der Nadel durch den Träger L' in leitender Verbindung ſteht, im Uebrigen aber iſolirt aufgeſtellt iſt. Das Drahtende wird dann in geeigneter Ent- fernung über den Boden des Schälchens befeſtigt und in dieſes die zu unter- ſuchende Subſtanz gebracht. Dadurch wird die Elektricität des Säulenpoles ge- zwungen, durch eine Schicht dieſer Subſtanz zu gehen, bevor ſie zur Nadel gelangt. Mit Hilfe des Diagometers unterſuchte Rouſſeau namentlich Fette und Oele, deren Prüfung auf ihre Reinheit durch chemiſche, beziehungsweiſe andere phyſikaliſche Methoden bekanntlich keine ſehr genauen Reſultate giebt, und fand dabei, daß z. B. Olivenöl ein viel geringeres Leitungsvermögen beſitzt, als die übrigen fetten Oele; er konnte eine Beimiſchung von 1/100 Gewichtstheil der letzteren zu erſterem noch beſtimmt [Abbildung Fig. 95. Rouſſeau’s Diagometer.] nachweiſen. Dieſer geringe Bruchtheil eines anderen zum Olivenöl hat alſo genügt, um des letzteren Leitungsfähigkeit ſo zu vermindern, daß ſie durch Beobachtung der Ladungszeit der Scheiben erkannt werden konnte. Ein anderes Beiſpiel iſt die Unterſuchung des Kaffees auf deſſen Reinheit. Geröſtete und gepulverte Kaffeebohnen leiten die Elektricität nicht; enthalten ſie aber eine Beimiſchung von Cichorien (ein häufig benütztes Verfälſchungsmittel), ſo werden ſie leitend. Aehnlich verhält ſich die Chocolade: iſt ſie aus reinem Cacao bereitet, ſo leitet ſie nicht, enthält ſie eine Beimiſchung von Mehl, ſo leitet ſie die Elektricität. Zamboni’s Säule, wie ſie gegenwärtig bei Elektroſkopen angewandt wird, verfertigt man gewöhnlich nicht mehr aus Gold- und Silberpapier, ſondern hat es vortheilhafter gefunden, ſie in nachſtehender Weiſe anzufertigen: Das Silber- papier wird auf ſeiner Rückſeite mit einer dünnen Schicht von Braunſtein (Man- ganhyperoxyd) überzogen, indem man ſehr feines, durch Schlämmen erhaltenes

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Zitationshilfe: Urbanitzky, Alfred von: Die Elektricität im Dienste der Menschheit. Wien; Leipzig, 1885, S. 182. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/urbanitzky_electricitaet_1885/196>, abgerufen am 23.11.2024.