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Urbanitzky, Alfred von: Die Elektricität im Dienste der Menschheit. Wien; Leipzig, 1885.

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daß die anziehende Kraft vom Glasstabe auf die Kugel übertragen wurde, denn diese
zieht wirklich leichte Körperchen an: die Kugel wurde durch den Glasstab elektrisirt.
Daraus ersieht man, daß die am Glasstabe durch Reiben erzeugte Elektricität durch
Berührung einem zweiten Körper mitgetheilt werden kann. Die auf die Anziehung
folgende Abstoßung ist aber nunmehr als Abstoßung zwischen zwei elektrisirten
Körpern aufzufassen.

Dieses Verhalten elektrisirter Körper giebt uns ein Mittel an die Hand, die
Körper auf ihren elektrischen Zustand zu prüfen. Der einfachste Apparat hierzu ist
das Goldblatt-Elektroskop, Fig. 32. Auf einem hölzernen Fuße ist eine Glas-
kugel befestigt, deren nach oben gerichteter Hals eine Metallfassung besitzt; in die
Mitte der Metallfassung ist ein Glasröhrchen eingekittet. Letzteres enthält einen
Metalldraht, welcher nach oben in einer Kugel endigt. Das untere Ende des
Drahtes ist flachgedrückt, ragt beiläufig bis in den Mittelpunkt der Kugel und
trägt zwei schmale Streifen aus dünnem Goldblatte; letztere hängen im gewöhn-
lichen Zustande parallel nebeneinander herab. Be-
rührt man bei diesem Elektroskope die Metallkugel
mit der geriebenen Glasstange, so theilt sich deren
Elektricität durch den Draht den beiden Gold-
blättchen mit, diese stoßen einander ab und diver-
giren in der durch die Fig. 32 veranschaulichten
Weise. Man bemerkt hierbei auch, daß der Winkel,
um welchen die beiden Blättchen auseinandergehen,
desto größer wird, je stärker man die Glasstange
reibt. Das Elektroskop gestattet daher auch, einen
beiläufigen Schluß auf die Stärke der Elektrisirung
des Glasstabes zu ziehen.

Ein zweites derartiges Elektroskop ist das
Henley'sche Quadranten-Elektrometer, welches
in Fig. 33 abgebildet ist. Man bedient sich des-
selben zur annähernden Beurtheilung der Ladung
des Conductors einer Elektrisirmaschine. Es besteht
aus einem Metallstabe S, welcher an seinen beiden
Enden mit Metallkugeln versehen ist; die obere

[Abbildung] Fig. 33.

Quadranten-Elektrometer.

Kugel trägt ein kleines Gelenk zur Bewegung des Stäbchens A mit der Hollunder-
markkugel H, welche in unelektrischem Zustande an der unteren Kugel anliegt.
Mit der unteren Kugel des Stabes S setzt man das Instrument auf den Con-
ductor C der Elektrisirmaschine auf. Die Elektricität strömt vom Conductor C auf
die beiden Kugeln bei H und S und diese stoßen sich ab, einen desto größeren
Winkel bildend, je stärker elektrisch der Conductor ist. Zur Bestimmung des Winkels
dient der getheilte Viertelkreis Q. Beide Elektroskope erlauben keine eigentlichen
Messungen der Elektricität, sondern können nur den elektrischen Zustand des zu
prüfenden Körpers anzeigen und eine oberflächliche Schätzung der Stärke ermög-
lichen; hat man es mit sehr schwach elektrisirten Körpern zu thun, so ist selbst
dies, der Unempfindlichkeit der Instrumente wegen, nicht ausführbar. Apparate,
welche wirkliche Messungen erlauben, werden wir später noch kennen lernen. Der
elektrische Zustand eines Körpers kann durch Reiben hervorgerufen werden; dies
gelingt bei einer großen Anzahl von Körpern. Nicht nur Glas, Harze und Schwefel
können in diesen Zustand gebracht werden, sondern auch trockenes Papier, Kaut-

daß die anziehende Kraft vom Glasſtabe auf die Kugel übertragen wurde, denn dieſe
zieht wirklich leichte Körperchen an: die Kugel wurde durch den Glasſtab elektriſirt.
Daraus erſieht man, daß die am Glasſtabe durch Reiben erzeugte Elektricität durch
Berührung einem zweiten Körper mitgetheilt werden kann. Die auf die Anziehung
folgende Abſtoßung iſt aber nunmehr als Abſtoßung zwiſchen zwei elektriſirten
Körpern aufzufaſſen.

Dieſes Verhalten elektriſirter Körper giebt uns ein Mittel an die Hand, die
Körper auf ihren elektriſchen Zuſtand zu prüfen. Der einfachſte Apparat hierzu iſt
das Goldblatt-Elektroſkop, Fig. 32. Auf einem hölzernen Fuße iſt eine Glas-
kugel befeſtigt, deren nach oben gerichteter Hals eine Metallfaſſung beſitzt; in die
Mitte der Metallfaſſung iſt ein Glasröhrchen eingekittet. Letzteres enthält einen
Metalldraht, welcher nach oben in einer Kugel endigt. Das untere Ende des
Drahtes iſt flachgedrückt, ragt beiläufig bis in den Mittelpunkt der Kugel und
trägt zwei ſchmale Streifen aus dünnem Goldblatte; letztere hängen im gewöhn-
lichen Zuſtande parallel nebeneinander herab. Be-
rührt man bei dieſem Elektroſkope die Metallkugel
mit der geriebenen Glasſtange, ſo theilt ſich deren
Elektricität durch den Draht den beiden Gold-
blättchen mit, dieſe ſtoßen einander ab und diver-
giren in der durch die Fig. 32 veranſchaulichten
Weiſe. Man bemerkt hierbei auch, daß der Winkel,
um welchen die beiden Blättchen auseinandergehen,
deſto größer wird, je ſtärker man die Glasſtange
reibt. Das Elektroſkop geſtattet daher auch, einen
beiläufigen Schluß auf die Stärke der Elektriſirung
des Glasſtabes zu ziehen.

Ein zweites derartiges Elektroſkop iſt das
Henley’ſche Quadranten-Elektrometer, welches
in Fig. 33 abgebildet iſt. Man bedient ſich des-
ſelben zur annähernden Beurtheilung der Ladung
des Conductors einer Elektriſirmaſchine. Es beſteht
aus einem Metallſtabe S, welcher an ſeinen beiden
Enden mit Metallkugeln verſehen iſt; die obere

[Abbildung] Fig. 33.

Quadranten-Elektrometer.

Kugel trägt ein kleines Gelenk zur Bewegung des Stäbchens A mit der Hollunder-
markkugel H, welche in unelektriſchem Zuſtande an der unteren Kugel anliegt.
Mit der unteren Kugel des Stabes S ſetzt man das Inſtrument auf den Con-
ductor C der Elektriſirmaſchine auf. Die Elektricität ſtrömt vom Conductor C auf
die beiden Kugeln bei H und S und dieſe ſtoßen ſich ab, einen deſto größeren
Winkel bildend, je ſtärker elektriſch der Conductor iſt. Zur Beſtimmung des Winkels
dient der getheilte Viertelkreis Q. Beide Elektroſkope erlauben keine eigentlichen
Meſſungen der Elektricität, ſondern können nur den elektriſchen Zuſtand des zu
prüfenden Körpers anzeigen und eine oberflächliche Schätzung der Stärke ermög-
lichen; hat man es mit ſehr ſchwach elektriſirten Körpern zu thun, ſo iſt ſelbſt
dies, der Unempfindlichkeit der Inſtrumente wegen, nicht ausführbar. Apparate,
welche wirkliche Meſſungen erlauben, werden wir ſpäter noch kennen lernen. Der
elektriſche Zuſtand eines Körpers kann durch Reiben hervorgerufen werden; dies
gelingt bei einer großen Anzahl von Körpern. Nicht nur Glas, Harze und Schwefel
können in dieſen Zuſtand gebracht werden, ſondern auch trockenes Papier, Kaut-

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[63/0077] daß die anziehende Kraft vom Glasſtabe auf die Kugel übertragen wurde, denn dieſe zieht wirklich leichte Körperchen an: die Kugel wurde durch den Glasſtab elektriſirt. Daraus erſieht man, daß die am Glasſtabe durch Reiben erzeugte Elektricität durch Berührung einem zweiten Körper mitgetheilt werden kann. Die auf die Anziehung folgende Abſtoßung iſt aber nunmehr als Abſtoßung zwiſchen zwei elektriſirten Körpern aufzufaſſen. Dieſes Verhalten elektriſirter Körper giebt uns ein Mittel an die Hand, die Körper auf ihren elektriſchen Zuſtand zu prüfen. Der einfachſte Apparat hierzu iſt das Goldblatt-Elektroſkop, Fig. 32. Auf einem hölzernen Fuße iſt eine Glas- kugel befeſtigt, deren nach oben gerichteter Hals eine Metallfaſſung beſitzt; in die Mitte der Metallfaſſung iſt ein Glasröhrchen eingekittet. Letzteres enthält einen Metalldraht, welcher nach oben in einer Kugel endigt. Das untere Ende des Drahtes iſt flachgedrückt, ragt beiläufig bis in den Mittelpunkt der Kugel und trägt zwei ſchmale Streifen aus dünnem Goldblatte; letztere hängen im gewöhn- lichen Zuſtande parallel nebeneinander herab. Be- rührt man bei dieſem Elektroſkope die Metallkugel mit der geriebenen Glasſtange, ſo theilt ſich deren Elektricität durch den Draht den beiden Gold- blättchen mit, dieſe ſtoßen einander ab und diver- giren in der durch die Fig. 32 veranſchaulichten Weiſe. Man bemerkt hierbei auch, daß der Winkel, um welchen die beiden Blättchen auseinandergehen, deſto größer wird, je ſtärker man die Glasſtange reibt. Das Elektroſkop geſtattet daher auch, einen beiläufigen Schluß auf die Stärke der Elektriſirung des Glasſtabes zu ziehen. Ein zweites derartiges Elektroſkop iſt das Henley’ſche Quadranten-Elektrometer, welches in Fig. 33 abgebildet iſt. Man bedient ſich des- ſelben zur annähernden Beurtheilung der Ladung des Conductors einer Elektriſirmaſchine. Es beſteht aus einem Metallſtabe S, welcher an ſeinen beiden Enden mit Metallkugeln verſehen iſt; die obere [Abbildung Fig. 33. Quadranten-Elektrometer.] Kugel trägt ein kleines Gelenk zur Bewegung des Stäbchens A mit der Hollunder- markkugel H, welche in unelektriſchem Zuſtande an der unteren Kugel anliegt. Mit der unteren Kugel des Stabes S ſetzt man das Inſtrument auf den Con- ductor C der Elektriſirmaſchine auf. Die Elektricität ſtrömt vom Conductor C auf die beiden Kugeln bei H und S und dieſe ſtoßen ſich ab, einen deſto größeren Winkel bildend, je ſtärker elektriſch der Conductor iſt. Zur Beſtimmung des Winkels dient der getheilte Viertelkreis Q. Beide Elektroſkope erlauben keine eigentlichen Meſſungen der Elektricität, ſondern können nur den elektriſchen Zuſtand des zu prüfenden Körpers anzeigen und eine oberflächliche Schätzung der Stärke ermög- lichen; hat man es mit ſehr ſchwach elektriſirten Körpern zu thun, ſo iſt ſelbſt dies, der Unempfindlichkeit der Inſtrumente wegen, nicht ausführbar. Apparate, welche wirkliche Meſſungen erlauben, werden wir ſpäter noch kennen lernen. Der elektriſche Zuſtand eines Körpers kann durch Reiben hervorgerufen werden; dies gelingt bei einer großen Anzahl von Körpern. Nicht nur Glas, Harze und Schwefel können in dieſen Zuſtand gebracht werden, ſondern auch trockenes Papier, Kaut-

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Zitationshilfe: Urbanitzky, Alfred von: Die Elektricität im Dienste der Menschheit. Wien; Leipzig, 1885, S. 63. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/urbanitzky_electricitaet_1885/77>, abgerufen am 21.11.2024.