Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Valentin, Gabriel Gustav: Handbuch der Entwicklungsgeschichte des Menschen mit vergleichender Rücksicht der Entwicklung der Säugetiere und Vögel. Berlin, 1835.

Bild:
<< vorherige Seite

Körpergefässe. Herz.
observationum consensus requiritur." Hallers hierauf bezüg-
liche Stellen finden sich in seinem format. du poulet II. p. 77.,
Opp. min. I. p. 39. und Elem. physiol. VIII. p. 376. Nach
ihm geht das foramen ovale in einen schiefen oder queren
Gang über, der 0,15" breit und 0,13" tief ist, der von dem rech-
ten Vorhofe nach hinten und aufwärts zwischen dem eirunden
Loche und der Klappe führt. -- Die Wolffsche Ansicht bekämpfte
Ph. Fr. Meckel, während Beaudelocque, Sabatier, J. Fr. Meckel,
Kilian u. A. sie bestätigten. Nach J. Fr. Meckel (Anat. IV. S.
48.) fehlt bis zum Anfange des dritten Monates noch alle Spur
einer Verschliessung des foramen ovale von der linken Seite
her. Später aber wächst von dem hinteren Theile des Umfanges
der vorderen Hohlvene die Valvula foraminis ovalis herauf
und nähert sich der Scheidewand, während die Eustachische
Klappe sich etwas verkleinert und von der Scheidewand entfernt.
Indem nun die Valvula foraminis ovalis straffer wird und
das eirunde Loch völlig verschliesst, mündet dann die hintere
Hohlvene nicht mehr in den linken, sondern in den rechten Vor-
hof. Vom sechsten Monate an stellt das sogenannte foramen
ovale
einen kurzen Kanal dar. Erst gegen Ende des Fötuslebens
wird, wie Sömmering (Bau des menschlichen Körpers IV. S. 16.)
bemerkt, die Eustachische Klappe durchlöchert. -- Interessant
ist endlich noch die von Kilian gemachte Bemerkung, dass das
foramen ovale sich von seinem ersten Entstehen bis zu seiner
vollen Reife in einem Bogen von 40°--45° um seine Axe drehe.
Dieses Phänomen hängt mit der Lagenveränderung des Fötusher-
zens zusammen und setzt sich noch nach der Geburt fort. --
Was nun die Verhältnisse der beiden Kammern anlangt, so ist,
wie schon oben bemerkt wurde, die rechte Kammer zuerst klei-
ner, als die linke, wird aber bald darauf grösser, gegen Ende des
Fötuslebens jedoch wiederum kleiner, als diese. Nach le Gallois
(dict. d. sc. med. V. p. 440. bei Meck. Anat. IV. S. 46.) fasste
die rechte Kammer eines todtgeborenen Fötus 34 Grammen
Quecksilber, die linke 37; die rechte einer siebenmonatlichen
Frucht 23, die linke, schlaffe 34. -- Zuerst ist die Spitze des
Herzens stumpf und die rechte Kammer nimmt im Anfange an ihr
noch gar keinen Antheil. Später dagegen erscheint sie zweige-
theilt, bis zuletzt die Theilungslinie mehr nach rechts und oben
rückt. Die Dicke der Wände der Kammer ist, wie Meckel

Körpergefäſse. Herz.
observationum consensus requiritur.“ Hallers hierauf bezüg-
liche Stellen finden sich in seinem format. du poulet II. p. 77.,
Opp. min. I. p. 39. und Elem. physiol. VIII. p. 376. Nach
ihm geht das foramen ovale in einen schiefen oder queren
Gang über, der 0,15″ breit und 0,13″ tief ist, der von dem rech-
ten Vorhofe nach hinten und aufwärts zwischen dem eirunden
Loche und der Klappe führt. — Die Wolffsche Ansicht bekämpfte
Ph. Fr. Meckel, während Beaudelocque, Sabatier, J. Fr. Meckel,
Kilian u. A. sie bestätigten. Nach J. Fr. Meckel (Anat. IV. S.
48.) fehlt bis zum Anfange des dritten Monates noch alle Spur
einer Verschlieſsung des foramen ovale von der linken Seite
her. Später aber wächst von dem hinteren Theile des Umfanges
der vorderen Hohlvene die Valvula foraminis ovalis herauf
und nähert sich der Scheidewand, während die Eustachische
Klappe sich etwas verkleinert und von der Scheidewand entfernt.
Indem nun die Valvula foraminis ovalis straffer wird und
das eirunde Loch völlig verschlieſst, mündet dann die hintere
Hohlvene nicht mehr in den linken, sondern in den rechten Vor-
hof. Vom sechsten Monate an stellt das sogenannte foramen
ovale
einen kurzen Kanal dar. Erst gegen Ende des Fötuslebens
wird, wie Sömmering (Bau des menschlichen Körpers IV. S. 16.)
bemerkt, die Eustachische Klappe durchlöchert. — Interessant
ist endlich noch die von Kilian gemachte Bemerkung, daſs das
foramen ovale sich von seinem ersten Entstehen bis zu seiner
vollen Reife in einem Bogen von 40°—45° um seine Axe drehe.
Dieses Phänomen hängt mit der Lagenveränderung des Fötusher-
zens zusammen und setzt sich noch nach der Geburt fort. —
Was nun die Verhältnisse der beiden Kammern anlangt, so ist,
wie schon oben bemerkt wurde, die rechte Kammer zuerst klei-
ner, als die linke, wird aber bald darauf gröſser, gegen Ende des
Fötuslebens jedoch wiederum kleiner, als diese. Nach le Gallois
(dict. d. sc. med. V. p. 440. bei Meck. Anat. IV. S. 46.) faſste
die rechte Kammer eines todtgeborenen Fötus 34 Grammen
Quecksilber, die linke 37; die rechte einer siebenmonatlichen
Frucht 23, die linke, schlaffe 34. — Zuerst ist die Spitze des
Herzens stumpf und die rechte Kammer nimmt im Anfange an ihr
noch gar keinen Antheil. Später dagegen erscheint sie zweige-
theilt, bis zuletzt die Theilungslinie mehr nach rechts und oben
rückt. Die Dicke der Wände der Kammer ist, wie Meckel

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0371" n="343"/><fw place="top" type="header">Körpergefä&#x017F;se. Herz.</fw><lb/><hi rendition="#i">observationum consensus requiritur.</hi>&#x201C; Hallers hierauf bezüg-<lb/>
liche Stellen finden sich in seinem <hi rendition="#i">format. du poulet II. p.</hi> 77.,<lb/><hi rendition="#i">Opp. min. I. p.</hi> 39. und <hi rendition="#i">Elem. physiol. VIII. p.</hi> 376. Nach<lb/>
ihm geht das <hi rendition="#i">foramen ovale</hi> in einen schiefen oder queren<lb/>
Gang über, der 0,15&#x2033; breit und 0,13&#x2033; tief ist, der von dem rech-<lb/>
ten Vorhofe nach hinten und aufwärts zwischen dem eirunden<lb/>
Loche und der Klappe führt. &#x2014; Die Wolffsche Ansicht bekämpfte<lb/>
Ph. Fr. Meckel, während Beaudelocque, Sabatier, J. Fr. Meckel,<lb/>
Kilian u. A. sie bestätigten. Nach J. Fr. Meckel (Anat. IV. S.<lb/>
48.) fehlt bis zum Anfange des dritten Monates noch alle Spur<lb/>
einer Verschlie&#x017F;sung des <hi rendition="#i">foramen ovale</hi> von der linken Seite<lb/>
her. Später aber wächst von dem hinteren Theile des Umfanges<lb/>
der vorderen Hohlvene die <hi rendition="#i">Valvula foraminis ovalis</hi> herauf<lb/>
und nähert sich der Scheidewand, während die Eustachische<lb/>
Klappe sich etwas verkleinert und von der Scheidewand entfernt.<lb/>
Indem nun die <hi rendition="#i">Valvula foraminis ovalis</hi> straffer wird und<lb/>
das eirunde Loch völlig verschlie&#x017F;st, mündet dann die hintere<lb/>
Hohlvene nicht mehr in den linken, sondern in den rechten Vor-<lb/>
hof. Vom sechsten Monate an stellt das sogenannte <hi rendition="#i">foramen<lb/>
ovale</hi> einen kurzen Kanal dar. Erst gegen Ende des Fötuslebens<lb/>
wird, wie Sömmering (Bau des menschlichen Körpers IV. S. 16.)<lb/>
bemerkt, die Eustachische Klappe durchlöchert. &#x2014; Interessant<lb/>
ist endlich noch die von Kilian gemachte Bemerkung, da&#x017F;s das<lb/><hi rendition="#i">foramen ovale</hi> sich von seinem ersten Entstehen bis zu seiner<lb/>
vollen Reife in einem Bogen von 40°&#x2014;45° um seine Axe drehe.<lb/>
Dieses Phänomen hängt mit der Lagenveränderung des Fötusher-<lb/>
zens zusammen und setzt sich noch nach der Geburt fort. &#x2014;<lb/>
Was nun die Verhältnisse der beiden Kammern anlangt, so ist,<lb/>
wie schon oben bemerkt wurde, die rechte Kammer zuerst klei-<lb/>
ner, als die linke, wird aber bald darauf grö&#x017F;ser, gegen Ende des<lb/>
Fötuslebens jedoch wiederum kleiner, als diese. Nach le Gallois<lb/>
(<hi rendition="#i">dict. d. sc. med. V. p.</hi> 440. bei Meck. Anat. IV. S. 46.) fa&#x017F;ste<lb/>
die rechte Kammer eines todtgeborenen Fötus 34 Grammen<lb/>
Quecksilber, die linke 37; die rechte einer siebenmonatlichen<lb/>
Frucht 23, die linke, schlaffe 34. &#x2014; Zuerst ist die Spitze des<lb/>
Herzens stumpf und die rechte Kammer nimmt im Anfange an ihr<lb/>
noch gar keinen Antheil. Später dagegen erscheint sie zweige-<lb/>
theilt, bis zuletzt die Theilungslinie mehr nach rechts und oben<lb/>
rückt. Die Dicke der Wände der Kammer ist, wie Meckel<lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[343/0371] Körpergefäſse. Herz. observationum consensus requiritur.“ Hallers hierauf bezüg- liche Stellen finden sich in seinem format. du poulet II. p. 77., Opp. min. I. p. 39. und Elem. physiol. VIII. p. 376. Nach ihm geht das foramen ovale in einen schiefen oder queren Gang über, der 0,15″ breit und 0,13″ tief ist, der von dem rech- ten Vorhofe nach hinten und aufwärts zwischen dem eirunden Loche und der Klappe führt. — Die Wolffsche Ansicht bekämpfte Ph. Fr. Meckel, während Beaudelocque, Sabatier, J. Fr. Meckel, Kilian u. A. sie bestätigten. Nach J. Fr. Meckel (Anat. IV. S. 48.) fehlt bis zum Anfange des dritten Monates noch alle Spur einer Verschlieſsung des foramen ovale von der linken Seite her. Später aber wächst von dem hinteren Theile des Umfanges der vorderen Hohlvene die Valvula foraminis ovalis herauf und nähert sich der Scheidewand, während die Eustachische Klappe sich etwas verkleinert und von der Scheidewand entfernt. Indem nun die Valvula foraminis ovalis straffer wird und das eirunde Loch völlig verschlieſst, mündet dann die hintere Hohlvene nicht mehr in den linken, sondern in den rechten Vor- hof. Vom sechsten Monate an stellt das sogenannte foramen ovale einen kurzen Kanal dar. Erst gegen Ende des Fötuslebens wird, wie Sömmering (Bau des menschlichen Körpers IV. S. 16.) bemerkt, die Eustachische Klappe durchlöchert. — Interessant ist endlich noch die von Kilian gemachte Bemerkung, daſs das foramen ovale sich von seinem ersten Entstehen bis zu seiner vollen Reife in einem Bogen von 40°—45° um seine Axe drehe. Dieses Phänomen hängt mit der Lagenveränderung des Fötusher- zens zusammen und setzt sich noch nach der Geburt fort. — Was nun die Verhältnisse der beiden Kammern anlangt, so ist, wie schon oben bemerkt wurde, die rechte Kammer zuerst klei- ner, als die linke, wird aber bald darauf gröſser, gegen Ende des Fötuslebens jedoch wiederum kleiner, als diese. Nach le Gallois (dict. d. sc. med. V. p. 440. bei Meck. Anat. IV. S. 46.) faſste die rechte Kammer eines todtgeborenen Fötus 34 Grammen Quecksilber, die linke 37; die rechte einer siebenmonatlichen Frucht 23, die linke, schlaffe 34. — Zuerst ist die Spitze des Herzens stumpf und die rechte Kammer nimmt im Anfange an ihr noch gar keinen Antheil. Später dagegen erscheint sie zweige- theilt, bis zuletzt die Theilungslinie mehr nach rechts und oben rückt. Die Dicke der Wände der Kammer ist, wie Meckel

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/valentin_entwicklungsgeschichte_1835
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/valentin_entwicklungsgeschichte_1835/371
Zitationshilfe: Valentin, Gabriel Gustav: Handbuch der Entwicklungsgeschichte des Menschen mit vergleichender Rücksicht der Entwicklung der Säugetiere und Vögel. Berlin, 1835, S. 343. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/valentin_entwicklungsgeschichte_1835/371>, abgerufen am 15.06.2024.