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Valentin, Gabriel Gustav: Handbuch der Entwicklungsgeschichte des Menschen mit vergleichender Rücksicht der Entwicklung der Säugetiere und Vögel. Berlin, 1835.

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Von dem Embryo.
(Anat. IV. S. 49.) schon gegen Gordon lehrte, in früherer Zeit
viel grösser als später, ja in sehr früher Zeit grösser, als die Höh-
lung selbst.

Hieran mögen sich einige allgemeine Bemerkungen über den
Kreislauf des Fötus reihen, welche die nothwendigsten histori-
schen Ansichten, so wie unsere eigene Meinung hierüber enthal-
ten werden, indem wir denjenigen, welcher Vollständigkeit sucht,
auf das in dieser Rücksicht fast erschöpfende Werk Kilians (über
den Kreislauf des Blutes im Kinde, welches noch nicht geathmet
hat. Karlsruh 1826. 4.) verweisen. Schon Galen (l. c.) lehrte,
dass das Blut durch das foramen ovale aus dem rechten Vor-
hofe in den linken, also aus der Hohlvene in die Lungenvene bei
dem Fötus gelange, vermöge der Klappe des eirunden Loches aber
nicht wieder zurücktreten könne, dass dagegen die Lungen ihr
lebensgeistiges Blut durch den ductus arteriosus aus der Aorta
empfangen. Das Letztere wurde nach Entdeckung des Kreislau-
fes dahin abgeändert, dass, da die Lungen das ganze Blut der
Lungenschlagadern vor dem Athmen des Thieres durch dieselben
noch nicht aufnehmen, der Theil des Blutes, welcher in sie ge-
langen sollte und nach der Geburt in der That in sie gelangt,
durch den arteriösen Gang abgeführt würde. Diese Ansicht theil-
ten im Allgemeinen alle Anatomen und Physiologen des sieben-
zehnten Jahrhunderts, bis zu Anfange des achtzehnten Jahrhun-
derts der bekannte Streit unter den Pariser Akademikern sich
entspann. Als Häupter der beiden Gegenpartheien können Du-
verney und Mery angesehen werden. Merkwürdig ist jedoch die
Veranlassung dieser Zwistigkeiten. Als ob man nämlich damals
schon erkannte, dass der Typus, nach welchem Gefässsystem und
Herz in der Reihe der Wirbelthiere sich ausbildeten, derselbe
sey, welcher in der zeitlichen Entwickelung der immer höher
gestellten Thiere gegeben werde, war es die Untersuchung der nie-
deren Wirbelthiere, welche den ersten Anlass zu dieser Meinungs-
verschiedenheit gab. Duverney hatte seine Beobachtungen über
das Herz der Amphibien, vorzüglich der Schildkröte und das der
Fische in den Jahren 1699--1701 bekannt gemacht und die Cir-
culation des Fötus mit der in diesen Thieren vorkommenden in
Verbindung zu bringen gesucht. Hierdurch besonders fühlte sich
Mery (Nouveau systeme de la circulation du sang par le
trou ovale dans le foetus humain. Paris
1700. 12. u. Mem.

Von dem Embryo.
(Anat. IV. S. 49.) schon gegen Gordon lehrte, in früherer Zeit
viel gröſser als später, ja in sehr früher Zeit gröſser, als die Höh-
lung selbst.

Hieran mögen sich einige allgemeine Bemerkungen über den
Kreislauf des Fötus reihen, welche die nothwendigsten histori-
schen Ansichten, so wie unsere eigene Meinung hierüber enthal-
ten werden, indem wir denjenigen, welcher Vollständigkeit sucht,
auf das in dieser Rücksicht fast erschöpfende Werk Kilians (über
den Kreislauf des Blutes im Kinde, welches noch nicht geathmet
hat. Karlsruh 1826. 4.) verweisen. Schon Galen (l. c.) lehrte,
daſs das Blut durch das foramen ovale aus dem rechten Vor-
hofe in den linken, also aus der Hohlvene in die Lungenvene bei
dem Fötus gelange, vermöge der Klappe des eirunden Loches aber
nicht wieder zurücktreten könne, daſs dagegen die Lungen ihr
lebensgeistiges Blut durch den ductus arteriosus aus der Aorta
empfangen. Das Letztere wurde nach Entdeckung des Kreislau-
fes dahin abgeändert, daſs, da die Lungen das ganze Blut der
Lungenschlagadern vor dem Athmen des Thieres durch dieselben
noch nicht aufnehmen, der Theil des Blutes, welcher in sie ge-
langen sollte und nach der Geburt in der That in sie gelangt,
durch den arteriösen Gang abgeführt würde. Diese Ansicht theil-
ten im Allgemeinen alle Anatomen und Physiologen des sieben-
zehnten Jahrhunderts, bis zu Anfange des achtzehnten Jahrhun-
derts der bekannte Streit unter den Pariser Akademikern sich
entspann. Als Häupter der beiden Gegenpartheien können Du-
verney und Mery angesehen werden. Merkwürdig ist jedoch die
Veranlassung dieser Zwistigkeiten. Als ob man nämlich damals
schon erkannte, daſs der Typus, nach welchem Gefäſssystem und
Herz in der Reihe der Wirbelthiere sich ausbildeten, derselbe
sey, welcher in der zeitlichen Entwickelung der immer höher
gestellten Thiere gegeben werde, war es die Untersuchung der nie-
deren Wirbelthiere, welche den ersten Anlaſs zu dieser Meinungs-
verschiedenheit gab. Duverney hatte seine Beobachtungen über
das Herz der Amphibien, vorzüglich der Schildkröte und das der
Fische in den Jahren 1699—1701 bekannt gemacht und die Cir-
culation des Fötus mit der in diesen Thieren vorkommenden in
Verbindung zu bringen gesucht. Hierdurch besonders fühlte sich
Mery (Nouveau système de la circulation du sang par le
trou ovale dans le foetus humain. Paris
1700. 12. u. Mem.

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[344/0372] Von dem Embryo. (Anat. IV. S. 49.) schon gegen Gordon lehrte, in früherer Zeit viel gröſser als später, ja in sehr früher Zeit gröſser, als die Höh- lung selbst. Hieran mögen sich einige allgemeine Bemerkungen über den Kreislauf des Fötus reihen, welche die nothwendigsten histori- schen Ansichten, so wie unsere eigene Meinung hierüber enthal- ten werden, indem wir denjenigen, welcher Vollständigkeit sucht, auf das in dieser Rücksicht fast erschöpfende Werk Kilians (über den Kreislauf des Blutes im Kinde, welches noch nicht geathmet hat. Karlsruh 1826. 4.) verweisen. Schon Galen (l. c.) lehrte, daſs das Blut durch das foramen ovale aus dem rechten Vor- hofe in den linken, also aus der Hohlvene in die Lungenvene bei dem Fötus gelange, vermöge der Klappe des eirunden Loches aber nicht wieder zurücktreten könne, daſs dagegen die Lungen ihr lebensgeistiges Blut durch den ductus arteriosus aus der Aorta empfangen. Das Letztere wurde nach Entdeckung des Kreislau- fes dahin abgeändert, daſs, da die Lungen das ganze Blut der Lungenschlagadern vor dem Athmen des Thieres durch dieselben noch nicht aufnehmen, der Theil des Blutes, welcher in sie ge- langen sollte und nach der Geburt in der That in sie gelangt, durch den arteriösen Gang abgeführt würde. Diese Ansicht theil- ten im Allgemeinen alle Anatomen und Physiologen des sieben- zehnten Jahrhunderts, bis zu Anfange des achtzehnten Jahrhun- derts der bekannte Streit unter den Pariser Akademikern sich entspann. Als Häupter der beiden Gegenpartheien können Du- verney und Mery angesehen werden. Merkwürdig ist jedoch die Veranlassung dieser Zwistigkeiten. Als ob man nämlich damals schon erkannte, daſs der Typus, nach welchem Gefäſssystem und Herz in der Reihe der Wirbelthiere sich ausbildeten, derselbe sey, welcher in der zeitlichen Entwickelung der immer höher gestellten Thiere gegeben werde, war es die Untersuchung der nie- deren Wirbelthiere, welche den ersten Anlaſs zu dieser Meinungs- verschiedenheit gab. Duverney hatte seine Beobachtungen über das Herz der Amphibien, vorzüglich der Schildkröte und das der Fische in den Jahren 1699—1701 bekannt gemacht und die Cir- culation des Fötus mit der in diesen Thieren vorkommenden in Verbindung zu bringen gesucht. Hierdurch besonders fühlte sich Mery (Nouveau système de la circulation du sang par le trou ovale dans le foetus humain. Paris 1700. 12. u. Mem.

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Zitationshilfe: Valentin, Gabriel Gustav: Handbuch der Entwicklungsgeschichte des Menschen mit vergleichender Rücksicht der Entwicklung der Säugetiere und Vögel. Berlin, 1835, S. 344. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/valentin_entwicklungsgeschichte_1835/372>, abgerufen am 22.11.2024.