Valentin, Gabriel Gustav: Handbuch der Entwicklungsgeschichte des Menschen mit vergleichender Rücksicht der Entwicklung der Säugetiere und Vögel. Berlin, 1835.Von dem Embryo. welche das duodenum da umgiebt, wo das Pancreas sich mit ihmverbindet. Späterhin (s. Hallers Grundriss der Physiol. übers. v. Leveling Bd. 2. S. 677.) gelang es Wrisberg das früher Gesehene zu bestätigen und bei Injection des einen Embryo das kleine Fäd- chen mit zu füllen. Es war eine aus dem Netzgefässe in den Nabelstrang verlaufende Arterie, welche sich mit feinen Zweigen in das Zellgewebe und über das Bläschen verbreitete. Lobstein (üb. die Ernährung des Fötus übers. von Kastner. 1804. S. 63.) erklärte hierauf bestimmt, dass die Verbindung des Nabelbläschens mit dem Fötus nichts als verwachsene oder offene Blutgefässe seyen. 2. Die Selbstständigkeit des Verbindungsfadens hatte W. Hunter (Anat. des schwangeren Uterus S. 68.) gewissermassen schon durch seine Beobachtung vindicirt, dass die in dem Nabel- bläschen enthaltene Flüssigkeit durch Druck sich in den Faden hineinbefördern lasse. Von theoretischer Seite hatten Blumen- bach (specimen physiol. comp. p. 10. und Handbuch der vergl. Anat. 1815. 8. S. 289.) und Sömmering (Hallers Physiol. S. 800.) dasselbe stillschweigend vorausgesetzt, indem sie die Analogie des Nabelbläschens mit dem Dottersacke der Vögel aussprachen. Oken (Beitr. zur vergl. Zoologie, Anatomie und Physiologie 1806. 7. 4.) stellte, nachdem er schon früher (die Zeugung. 1805. 8. S. 150.) die Existenz eines wahren ductus intestinalis bei den Säu- gethieren vertheidigt hatte, die Behauptung auf, dass der Darm- kanal aus dem Nabelbläschen entstehe. Einer der hierher gehö- rigen Cardinalsätze war der, dass der Darm eine unmittelbare Fortsetzung des Nabelbläschens sey (S. 3. S. 78.). Doch findet sich nirgends ein stringenter Beweis für die Communication der Höhlungen beider, da das Eindringen der eingeblasenen Luft in die Bauchhöhle nur Folge von Ruptur seyn kann. Durch J. Fr. Meckels Bemühungen (Beitr. Thl. I. Hft. I. No. V. und vorzügl. Arch. III. S. 1--53.) wurden theils manche von Oken aufge- stellte Irrthümer berichtigt, theils auch die unmittelbare Commu- nication der Höhle des Darmrohres mit der der Nabelblase durch den hohlen Faden oder Zwischengang bestimmt dargethan und abgebildet. Unterdess aber hatten Kieser (der Ursprung des Darm- kanales 1810. 4.) für, Emmert und Hochstetter aber (Reils Arch. X. S. 75.) zum Theil gegen die Okensche Ansicht gesprochen, indem die Letzteren jede Communication der Höhle des Nabelbläs- chens mit der Höhle des Darmkanales läugneten. Als eifriger Von dem Embryo. welche das duodenum da umgiebt, wo das Pancreas sich mit ihmverbindet. Späterhin (s. Hallers Grundriſs der Physiol. übers. v. Leveling Bd. 2. S. 677.) gelang es Wrisberg das früher Gesehene zu bestätigen und bei Injection des einen Embryo das kleine Fäd- chen mit zu füllen. Es war eine aus dem Netzgefäſse in den Nabelstrang verlaufende Arterie, welche sich mit feinen Zweigen in das Zellgewebe und über das Bläschen verbreitete. Lobstein (üb. die Ernährung des Fötus übers. von Kastner. 1804. S. 63.) erklärte hierauf bestimmt, daſs die Verbindung des Nabelbläschens mit dem Fötus nichts als verwachsene oder offene Blutgefäſse seyen. 2. Die Selbstständigkeit des Verbindungsfadens hatte W. Hunter (Anat. des schwangeren Uterus S. 68.) gewissermaſsen schon durch seine Beobachtung vindicirt, daſs die in dem Nabel- bläschen enthaltene Flüssigkeit durch Druck sich in den Faden hineinbefördern lasse. Von theoretischer Seite hatten Blumen- bach (specimen physiol. comp. p. 10. und Handbuch der vergl. Anat. 1815. 8. S. 289.) und Sömmering (Hallers Physiol. S. 800.) dasselbe stillschweigend vorausgesetzt, indem sie die Analogie des Nabelbläschens mit dem Dottersacke der Vögel aussprachen. Oken (Beitr. zur vergl. Zoologie, Anatomie und Physiologie 1806. 7. 4.) stellte, nachdem er schon früher (die Zeugung. 1805. 8. S. 150.) die Existenz eines wahren ductus intestinalis bei den Säu- gethieren vertheidigt hatte, die Behauptung auf, daſs der Darm- kanal aus dem Nabelbläschen entstehe. Einer der hierher gehö- rigen Cardinalsätze war der, daſs der Darm eine unmittelbare Fortsetzung des Nabelbläschens sey (S. 3. S. 78.). Doch findet sich nirgends ein stringenter Beweis für die Communication der Höhlungen beider, da das Eindringen der eingeblasenen Luft in die Bauchhöhle nur Folge von Ruptur seyn kann. Durch J. Fr. Meckels Bemühungen (Beitr. Thl. I. Hft. I. No. V. und vorzügl. Arch. III. S. 1—53.) wurden theils manche von Oken aufge- stellte Irrthümer berichtigt, theils auch die unmittelbare Commu- nication der Höhle des Darmrohres mit der der Nabelblase durch den hohlen Faden oder Zwischengang bestimmt dargethan und abgebildet. Unterdeſs aber hatten Kieser (der Ursprung des Darm- kanales 1810. 4.) für, Emmert und Hochstetter aber (Reils Arch. X. S. 75.) zum Theil gegen die Okensche Ansicht gesprochen, indem die Letzteren jede Communication der Höhle des Nabelbläs- chens mit der Höhle des Darmkanales läugneten. Als eifriger <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <p><pb facs="#f0466" n="438"/><fw place="top" type="header">Von dem Embryo.</fw><lb/> welche das <hi rendition="#i">duodenum</hi> da umgiebt, wo das Pancreas sich mit ihm<lb/> verbindet. Späterhin (s. Hallers Grundriſs der Physiol. übers. v.<lb/> Leveling Bd. 2. 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Von dem Embryo.
welche das duodenum da umgiebt, wo das Pancreas sich mit ihm
verbindet. Späterhin (s. Hallers Grundriſs der Physiol. übers. v.
Leveling Bd. 2. S. 677.) gelang es Wrisberg das früher Gesehene
zu bestätigen und bei Injection des einen Embryo das kleine Fäd-
chen mit zu füllen. Es war eine aus dem Netzgefäſse in den
Nabelstrang verlaufende Arterie, welche sich mit feinen Zweigen
in das Zellgewebe und über das Bläschen verbreitete. Lobstein
(üb. die Ernährung des Fötus übers. von Kastner. 1804. S. 63.)
erklärte hierauf bestimmt, daſs die Verbindung des Nabelbläschens
mit dem Fötus nichts als verwachsene oder offene Blutgefäſse
seyen. 2. Die Selbstständigkeit des Verbindungsfadens hatte
W. Hunter (Anat. des schwangeren Uterus S. 68.) gewissermaſsen
schon durch seine Beobachtung vindicirt, daſs die in dem Nabel-
bläschen enthaltene Flüssigkeit durch Druck sich in den Faden
hineinbefördern lasse. Von theoretischer Seite hatten Blumen-
bach (specimen physiol. comp. p. 10. und Handbuch der vergl.
Anat. 1815. 8. S. 289.) und Sömmering (Hallers Physiol. S. 800.)
dasselbe stillschweigend vorausgesetzt, indem sie die Analogie des
Nabelbläschens mit dem Dottersacke der Vögel aussprachen. Oken
(Beitr. zur vergl. Zoologie, Anatomie und Physiologie 1806. 7.
4.) stellte, nachdem er schon früher (die Zeugung. 1805. 8. S.
150.) die Existenz eines wahren ductus intestinalis bei den Säu-
gethieren vertheidigt hatte, die Behauptung auf, daſs der Darm-
kanal aus dem Nabelbläschen entstehe. Einer der hierher gehö-
rigen Cardinalsätze war der, daſs der Darm eine unmittelbare
Fortsetzung des Nabelbläschens sey (S. 3. S. 78.). Doch findet
sich nirgends ein stringenter Beweis für die Communication der
Höhlungen beider, da das Eindringen der eingeblasenen Luft in
die Bauchhöhle nur Folge von Ruptur seyn kann. Durch J. Fr.
Meckels Bemühungen (Beitr. Thl. I. Hft. I. No. V. und vorzügl.
Arch. III. S. 1—53.) wurden theils manche von Oken aufge-
stellte Irrthümer berichtigt, theils auch die unmittelbare Commu-
nication der Höhle des Darmrohres mit der der Nabelblase durch
den hohlen Faden oder Zwischengang bestimmt dargethan und
abgebildet. Unterdeſs aber hatten Kieser (der Ursprung des Darm-
kanales 1810. 4.) für, Emmert und Hochstetter aber (Reils Arch.
X. S. 75.) zum Theil gegen die Okensche Ansicht gesprochen,
indem die Letzteren jede Communication der Höhle des Nabelbläs-
chens mit der Höhle des Darmkanales läugneten. Als eifriger
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