Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Valentini, Michael Bernhard: Museum Museorum [...] Schau-Bühne Aller Materialien und Specereyen. Frankfurt (Main), 1704.

Bild:
<< vorherige Seite

ner Material-Kammer pag. 37. und Pomet in seinem Buch pag. 265. zeiget. Wann aber viel Unrath und harte Stücker von andern ungleichen Gummatibus, mit welchen/ so er theuer ist/ derselbige vermischet wird/ darunter gespüret werden/ ist solcher zu verwerffen.

§. 4.

Dem Gebrauch nach kombt dieses Gummi mit der Tacamahaca in allem über ein/ ausser daß es stärcker/ als diese ist/ so gar/ daß diejenige Schäden und Bäule/ so durch die Tacamahaca nicht haben können geheilet werden/ durch die Carannam zu bez[unleserliches Material]/ wie [unleserliches Material] cit. loc. bezeuget; weßwegen es dann in dem Magen-Wehe und Hertzens-Angst bey hitzigen Fiebern vortrefflich gut thut/ wann es in einem warmen Mörsel mit dem Peruvianischen Balsam malaxiret und zu einem Pflaster gemacht wird; wie dann Schroederus pag. 185. Ph. M. auch ein sonderlich Pflaster gegen das Podagra und dergleichen Glieder-Schmertzen davon beschrieben hat. Gleicher Weisse dienet es auch zu denen Pflastern an die Schläffe/ gegen das Zahnweh/ muß aber mit Terpenthin oder einem andern Oehl geschmoltzen werden/ damit man es desto besser zu einem Pflaster streichen könne/ wie Vielheuer in Beschreibung frembder Materialien pag. III. unterrichtet. Sonsten sollen die Americaner in der Meynung stehen/ daß der böse Geist diesen Baum scheue/ und also derselbige auch gegen die Zauberey gut und vorträglich sey/ wie obgemeldter Hernandez l. c. erzehlet. Auch machen sie einen kostbahren Wund-Balsam davon/ welchen Pomet l. c. beschrieben hat.

§. 5.

Gleich wie nun das vorige Hartz nur eusserlich bey uns im Gebrauch ist/ also wird hergegen das im Anfang des Capitels dabey stehende

BDELLIUM

mehr innerlich genutzet/ welches ein fettes und zähes Hartz/ wie Wachs anzugreiffen/ ist: Hat eusserlich eine Eissen-farbichte Röthe/ wie die Myrrhen/ und wann davon ein Stück zerbrochen wird/ scheinet es etwas durchsichtig. Es ist am Geschmack etwas scharff und bitter / gibt einen guten Geruch von sich/ absonderlich/ wann es angestecket wird/ da es zugleich eine starcke und nicht leicht außgehende Flamme gibt und wie Pulver blatzet/ wie Hermannus in seinem Coll. Mss. de Mat. Med. in Acht genommen hat: wird meistens auß Asien/ in Stücken von unterschiedlicher Figur gebracht/ wiewohlen insgemein das Feineste auß oval-runden Klumpen / den Ohrgehencken gleich/ bestehet/ wie der Parisische Materialist Pomet in obangezogenem Buch pag. 267. bezeuget.

§. 6.

Von dem Baum dieses Hartzes sind verschiedene Meynungen/ indem einige denselben einer Hag-Eichen/ andere dem Myrrhen-Baum vergleichen/ wie bey Sam. Dale in Phytolog. pag. 475. zu sehen ist. Die heutige und vornembste Botanici aber sind fast darinnen einig/ daß es ein dornichter und stachelichter Baum sey/ dessen Blätter den Eich-Blättern nicht viel ungleich scheinen/ ausser daß sie länger und schmähler sind/ wie dieselbige von dem noch neuen Englischen Botanico, Leonardo Plukenet in Phytographia Tab. 145. Fig. 2. abgemahlet und unter dem Nahmen Arb. Lactescentis acut. folquernis Bdelliferae unter Augen geleget worden; gleich wie das Holtz davon in des Wormii Mus. pag. 166. beschrieben wird.

§. 7.

Sonsten soll ohne das gemeine/ welches oben beschrieben worden/ noch eine andere Sort aus Guinea kommen/ welche auß harten und schwartzen granis bestehen und sonsten am Geschmack der vorigen gleich kommen soll/ wie Dale l. c. berichtet. Unterdessen ist dieses nicht so gut / wie das vorige/ welches vor diesem unter dem Gummi Senica, oder dem heutigen Gummi Arabico gefunden und von den Färbern daran unterschieden worden/ weilen es nicht/ wie das Arabische Gummi/ zergehet und fliesset. Nachdem man aber dessen Werth erfahren hat/ findet man heut zu Tag in einem gantzen Centner Gummi Arabici kaum drey biß vier Untze des Bdellii, wie Pomet c. l. berichtet.

§. 8.

Das beste ist/ welches auß klaren und durchscheinenden Stücken bestehet/ so von aussen gelb oder grau-roth/ inwendig aber wie der Englische Leim anzusehen sind/ auch wann man dran lecket/ gelb werden/ gern brennen/ bitter von Geschmack und lieblich von Geruch sind; es mag darnach herkommen wo es will und lassen wir den Alten ihre Wahl von den Landen/ daraus es kommet/ da Galenus das Scytische/ Plinius das Bactrianische und Dioscorides das Saracenische beliebte/ wie Marxius in seiner Material-Kammer pag. 38. geschrieben hat. Wir können auch wohl leiden/ daß solches von den Materialisten in das Feine und Gemeine sortiret werde. Daß aber in dessen Ermangelung einige die braune Myrrhen dafür verkauffen/ wie Schurzius in seinem Buch pag. 37. ungefoltert gestehet/ ist nicht wohl zu dulten/ und kan solches an dem Geschmack erkandt werden/ indem das Bdellium bey weitem nicht so bitter/ als die Myrrha ist/ auch viel Holtz umb sich hat.

ner Material-Kammer pag. 37. und Pomet in seinem Buch pag. 265. zeiget. Wann aber viel Unrath und harte Stücker von andern ungleichen Gummatibus, mit welchen/ so er theuer ist/ derselbige vermischet wird/ darunter gespüret werden/ ist solcher zu verwerffen.

§. 4.

Dem Gebrauch nach kombt dieses Gummi mit der Tacamahaca in allem über ein/ ausser daß es stärcker/ als diese ist/ so gar/ daß diejenige Schäden und Bäule/ so durch die Tacamahaca nicht haben können geheilet werden/ durch die Carannam zu bez[unleserliches Material]/ wie [unleserliches Material] cit. loc. bezeuget; weßwegen es dann in dem Magen-Wehe und Hertzens-Angst bey hitzigen Fiebern vortrefflich gut thut/ wann es in einem warmen Mörsel mit dem Peruvianischen Balsam malaxiret und zu einem Pflaster gemacht wird; wie dann Schroederus pag. 185. Ph. M. auch ein sonderlich Pflaster gegen das Podagra und dergleichen Glieder-Schmertzen davon beschrieben hat. Gleicher Weisse dienet es auch zu denen Pflastern an die Schläffe/ gegen das Zahnweh/ muß aber mit Terpenthin oder einem andern Oehl geschmoltzen werden/ damit man es desto besser zu einem Pflaster streichen könne/ wie Vielheuer in Beschreibung frembder Materialien pag. III. unterrichtet. Sonsten sollen die Americaner in der Meynung stehen/ daß der böse Geist diesen Baum scheue/ und also derselbige auch gegen die Zauberey gut und vorträglich sey/ wie obgemeldter Hernandez l. c. erzehlet. Auch machen sie einen kostbahren Wund-Balsam davon/ welchen Pomet l. c. beschrieben hat.

§. 5.

Gleich wie nun das vorige Hartz nur eusserlich bey uns im Gebrauch ist/ also wird hergegen das im Anfang des Capitels dabey stehende

BDELLIUM

mehr innerlich genutzet/ welches ein fettes und zähes Hartz/ wie Wachs anzugreiffen/ ist: Hat eusserlich eine Eissen-farbichte Röthe/ wie die Myrrhen/ und wann davon ein Stück zerbrochen wird/ scheinet es etwas durchsichtig. Es ist am Geschmack etwas scharff und bitter / gibt einen guten Geruch von sich/ absonderlich/ wann es angestecket wird/ da es zugleich eine starcke und nicht leicht außgehende Flamme gibt und wie Pulver blatzet/ wie Hermannus in seinem Coll. Mss. de Mat. Med. in Acht genommen hat: wird meistens auß Asien/ in Stücken von unterschiedlicher Figur gebracht/ wiewohlen insgemein das Feineste auß oval-runden Klumpen / den Ohrgehencken gleich/ bestehet/ wie der Parisische Materialist Pomet in obangezogenem Buch pag. 267. bezeuget.

§. 6.

Von dem Baum dieses Hartzes sind verschiedene Meynungen/ indem einige denselben einer Hag-Eichen/ andere dem Myrrhen-Baum vergleichen/ wie bey Sam. Dale in Phytolog. pag. 475. zu sehen ist. Die heutige und vornembste Botanici aber sind fast darinnen einig/ daß es ein dornichter und stachelichter Baum sey/ dessen Blätter den Eich-Blättern nicht viel ungleich scheinen/ ausser daß sie länger und schmähler sind/ wie dieselbige von dem noch neuen Englischen Botanico, Leonardo Plukenet in Phytographia Tab. 145. Fig. 2. abgemahlet und unter dem Nahmen Arb. Lactescentis acut. folquernis Bdelliferae unter Augen geleget worden; gleich wie das Holtz davon in des Wormii Mus. pag. 166. beschrieben wird.

§. 7.

Sonsten soll ohne das gemeine/ welches oben beschrieben worden/ noch eine andere Sort aus Guinea kommen/ welche auß harten und schwartzen granis bestehen und sonsten am Geschmack der vorigen gleich kommen soll/ wie Dale l. c. berichtet. Unterdessen ist dieses nicht so gut / wie das vorige/ welches vor diesem unter dem Gummi Senica, oder dem heutigen Gummi Arabico gefunden und von den Färbern daran unterschieden worden/ weilen es nicht/ wie das Arabische Gummi/ zergehet und fliesset. Nachdem man aber dessen Werth erfahren hat/ findet man heut zu Tag in einem gantzen Centner Gummi Arabici kaum drey biß vier Untze des Bdellii, wie Pomet c. l. berichtet.

§. 8.

Das beste ist/ welches auß klaren und durchscheinenden Stücken bestehet/ so von aussen gelb oder grau-roth/ inwendig aber wie der Englische Leim anzusehen sind/ auch wann man dran lecket/ gelb werden/ gern brennen/ bitter von Geschmack und lieblich von Geruch sind; es mag darnach herkommen wo es will und lassen wir den Alten ihre Wahl von den Landen/ daraus es kommet/ da Galenus das Scytische/ Plinius das Bactrianische und Dioscorides das Saracenische beliebte/ wie Marxius in seiner Material-Kammer pag. 38. geschrieben hat. Wir können auch wohl leiden/ daß solches von den Materialisten in das Feine und Gemeine sortiret werde. Daß aber in dessen Ermangelung einige die braune Myrrhen dafür verkauffen/ wie Schurzius in seinem Buch pag. 37. ungefoltert gestehet/ ist nicht wohl zu dulten/ und kan solches an dem Geschmack erkandt werden/ indem das Bdellium bey weitem nicht so bitter/ als die Myrrha ist/ auch viel Holtz umb sich hat.

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div>
        <p><pb facs="#f0418" n="372"/>
ner Material-Kammer pag. 37. und Pomet in seinem Buch       pag. 265. zeiget. Wann aber viel Unrath und harte Stücker von andern ungleichen Gummatibus, mit       welchen/ so er theuer ist/ derselbige vermischet wird/ darunter gespüret werden/ ist       solcher zu verwerffen.</p>
      </div>
      <div>
        <head>§. 4.</head>
        <p>Dem Gebrauch nach kombt dieses Gummi mit der Tacamahaca in allem über ein/ ausser daß es       stärcker/ als diese ist/ so gar/ daß diejenige Schäden und Bäule/ so durch die Tacamahaca       nicht haben können geheilet werden/ durch die Carannam zu bez<gap reason="illegible"/>/ wie <gap reason="illegible"/> cit. loc. bezeuget;       weßwegen es dann in dem Magen-Wehe und Hertzens-Angst bey hitzigen Fiebern vortrefflich gut       thut/ wann es in einem warmen Mörsel mit dem Peruvianischen Balsam malaxiret und zu einem       Pflaster gemacht wird; wie dann Schroederus pag. 185. Ph. M. auch ein sonderlich Pflaster gegen       das Podagra und dergleichen Glieder-Schmertzen davon beschrieben hat. Gleicher Weisse dienet es       auch zu denen Pflastern an die Schläffe/ gegen das Zahnweh/ muß aber mit Terpenthin oder       einem andern Oehl geschmoltzen werden/ damit man es desto besser zu einem Pflaster streichen       könne/ wie Vielheuer in Beschreibung frembder Materialien pag. III. unterrichtet. Sonsten       sollen die Americaner in der Meynung stehen/ daß der böse Geist diesen Baum scheue/ und also       derselbige auch gegen die Zauberey gut und vorträglich sey/ wie obgemeldter Hernandez l. c.       erzehlet. Auch machen sie einen kostbahren Wund-Balsam davon/ welchen Pomet l. c. beschrieben       hat.</p>
      </div>
      <div>
        <head>§. 5.</head>
        <p>Gleich wie nun das vorige Hartz nur eusserlich bey uns im Gebrauch ist/ also wird hergegen       das im Anfang des Capitels dabey stehende</p>
        <p> <hi rendition="#k">BDELLIUM</hi> </p>
        <p>mehr innerlich genutzet/ welches ein fettes und zähes Hartz/ wie Wachs anzugreiffen/ ist:       Hat eusserlich eine Eissen-farbichte Röthe/ wie die Myrrhen/ und wann davon ein Stück       zerbrochen wird/ scheinet es etwas durchsichtig. Es ist am Geschmack etwas scharff und bitter      / gibt einen guten Geruch von sich/ absonderlich/ wann es angestecket wird/ da es zugleich       eine starcke und nicht leicht außgehende Flamme gibt und wie Pulver blatzet/ wie Hermannus in       seinem Coll. Mss. de Mat. Med. in Acht genommen hat: wird meistens auß Asien/ in Stücken von       unterschiedlicher Figur gebracht/ wiewohlen insgemein das Feineste auß oval-runden Klumpen /       den Ohrgehencken gleich/ bestehet/ wie der Parisische Materialist Pomet in obangezogenem Buch       pag. 267. bezeuget.</p>
      </div>
      <div>
        <head>§. 6.</head>
        <p>Von dem Baum dieses Hartzes sind verschiedene Meynungen/ indem einige denselben einer       Hag-Eichen/ andere dem Myrrhen-Baum vergleichen/ wie bey Sam. Dale in Phytolog. pag. 475. zu       sehen ist. Die heutige und vornembste Botanici aber sind fast darinnen einig/ daß es ein       dornichter und stachelichter Baum sey/ dessen Blätter den Eich-Blättern nicht viel ungleich       scheinen/ ausser daß sie länger und schmähler sind/ wie dieselbige von dem noch neuen       Englischen Botanico, Leonardo Plukenet in Phytographia Tab. 145. Fig. 2. abgemahlet und unter       dem Nahmen Arb. Lactescentis acut. folquernis Bdelliferae unter Augen geleget worden; gleich       wie das Holtz davon in des Wormii Mus. pag. 166. beschrieben wird.</p>
      </div>
      <div>
        <head>§. 7.</head>
        <p>Sonsten soll ohne das gemeine/ welches oben beschrieben worden/ noch eine andere Sort aus       Guinea kommen/ welche auß harten und schwartzen granis bestehen und sonsten am Geschmack der       vorigen gleich kommen soll/ wie Dale l. c. berichtet. Unterdessen ist dieses nicht so gut /       wie das vorige/ welches vor diesem unter dem Gummi Senica, oder dem heutigen Gummi Arabico       gefunden und von den Färbern daran unterschieden worden/ weilen es nicht/ wie das Arabische       Gummi/ zergehet und fliesset. Nachdem man aber dessen Werth erfahren hat/ findet man heut zu       Tag in einem gantzen Centner Gummi Arabici kaum drey biß vier Untze des Bdellii, wie Pomet c.       l. berichtet.</p>
      </div>
      <div>
        <head>§. 8.</head>
        <p>Das beste ist/ welches auß klaren und durchscheinenden Stücken bestehet/ so von aussen gelb       oder grau-roth/ inwendig aber wie der Englische Leim anzusehen sind/ auch wann man dran       lecket/ gelb werden/ gern brennen/ bitter von Geschmack und lieblich von Geruch sind; es mag       darnach herkommen wo es will und lassen wir den Alten ihre Wahl von den Landen/ daraus es       kommet/ da Galenus das Scytische/ Plinius das Bactrianische und Dioscorides das Saracenische       beliebte/ wie Marxius in seiner Material-Kammer pag. 38. geschrieben hat. Wir können auch wohl       leiden/ daß solches von den Materialisten in das Feine und Gemeine sortiret werde. Daß aber in       dessen Ermangelung einige die braune Myrrhen dafür verkauffen/ wie Schurzius in seinem Buch       pag. 37. ungefoltert gestehet/ ist nicht wohl zu dulten/ und kan solches an dem Geschmack       erkandt werden/ indem das Bdellium bey weitem nicht so bitter/ als die Myrrha ist/ auch viel       Holtz umb sich hat.</p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[372/0418] ner Material-Kammer pag. 37. und Pomet in seinem Buch pag. 265. zeiget. Wann aber viel Unrath und harte Stücker von andern ungleichen Gummatibus, mit welchen/ so er theuer ist/ derselbige vermischet wird/ darunter gespüret werden/ ist solcher zu verwerffen. §. 4. Dem Gebrauch nach kombt dieses Gummi mit der Tacamahaca in allem über ein/ ausser daß es stärcker/ als diese ist/ so gar/ daß diejenige Schäden und Bäule/ so durch die Tacamahaca nicht haben können geheilet werden/ durch die Carannam zu bez_ / wie _ cit. loc. bezeuget; weßwegen es dann in dem Magen-Wehe und Hertzens-Angst bey hitzigen Fiebern vortrefflich gut thut/ wann es in einem warmen Mörsel mit dem Peruvianischen Balsam malaxiret und zu einem Pflaster gemacht wird; wie dann Schroederus pag. 185. Ph. M. auch ein sonderlich Pflaster gegen das Podagra und dergleichen Glieder-Schmertzen davon beschrieben hat. Gleicher Weisse dienet es auch zu denen Pflastern an die Schläffe/ gegen das Zahnweh/ muß aber mit Terpenthin oder einem andern Oehl geschmoltzen werden/ damit man es desto besser zu einem Pflaster streichen könne/ wie Vielheuer in Beschreibung frembder Materialien pag. III. unterrichtet. Sonsten sollen die Americaner in der Meynung stehen/ daß der böse Geist diesen Baum scheue/ und also derselbige auch gegen die Zauberey gut und vorträglich sey/ wie obgemeldter Hernandez l. c. erzehlet. Auch machen sie einen kostbahren Wund-Balsam davon/ welchen Pomet l. c. beschrieben hat. §. 5. Gleich wie nun das vorige Hartz nur eusserlich bey uns im Gebrauch ist/ also wird hergegen das im Anfang des Capitels dabey stehende BDELLIUM mehr innerlich genutzet/ welches ein fettes und zähes Hartz/ wie Wachs anzugreiffen/ ist: Hat eusserlich eine Eissen-farbichte Röthe/ wie die Myrrhen/ und wann davon ein Stück zerbrochen wird/ scheinet es etwas durchsichtig. Es ist am Geschmack etwas scharff und bitter / gibt einen guten Geruch von sich/ absonderlich/ wann es angestecket wird/ da es zugleich eine starcke und nicht leicht außgehende Flamme gibt und wie Pulver blatzet/ wie Hermannus in seinem Coll. Mss. de Mat. Med. in Acht genommen hat: wird meistens auß Asien/ in Stücken von unterschiedlicher Figur gebracht/ wiewohlen insgemein das Feineste auß oval-runden Klumpen / den Ohrgehencken gleich/ bestehet/ wie der Parisische Materialist Pomet in obangezogenem Buch pag. 267. bezeuget. §. 6. Von dem Baum dieses Hartzes sind verschiedene Meynungen/ indem einige denselben einer Hag-Eichen/ andere dem Myrrhen-Baum vergleichen/ wie bey Sam. Dale in Phytolog. pag. 475. zu sehen ist. Die heutige und vornembste Botanici aber sind fast darinnen einig/ daß es ein dornichter und stachelichter Baum sey/ dessen Blätter den Eich-Blättern nicht viel ungleich scheinen/ ausser daß sie länger und schmähler sind/ wie dieselbige von dem noch neuen Englischen Botanico, Leonardo Plukenet in Phytographia Tab. 145. Fig. 2. abgemahlet und unter dem Nahmen Arb. Lactescentis acut. folquernis Bdelliferae unter Augen geleget worden; gleich wie das Holtz davon in des Wormii Mus. pag. 166. beschrieben wird. §. 7. Sonsten soll ohne das gemeine/ welches oben beschrieben worden/ noch eine andere Sort aus Guinea kommen/ welche auß harten und schwartzen granis bestehen und sonsten am Geschmack der vorigen gleich kommen soll/ wie Dale l. c. berichtet. Unterdessen ist dieses nicht so gut / wie das vorige/ welches vor diesem unter dem Gummi Senica, oder dem heutigen Gummi Arabico gefunden und von den Färbern daran unterschieden worden/ weilen es nicht/ wie das Arabische Gummi/ zergehet und fliesset. Nachdem man aber dessen Werth erfahren hat/ findet man heut zu Tag in einem gantzen Centner Gummi Arabici kaum drey biß vier Untze des Bdellii, wie Pomet c. l. berichtet. §. 8. Das beste ist/ welches auß klaren und durchscheinenden Stücken bestehet/ so von aussen gelb oder grau-roth/ inwendig aber wie der Englische Leim anzusehen sind/ auch wann man dran lecket/ gelb werden/ gern brennen/ bitter von Geschmack und lieblich von Geruch sind; es mag darnach herkommen wo es will und lassen wir den Alten ihre Wahl von den Landen/ daraus es kommet/ da Galenus das Scytische/ Plinius das Bactrianische und Dioscorides das Saracenische beliebte/ wie Marxius in seiner Material-Kammer pag. 38. geschrieben hat. Wir können auch wohl leiden/ daß solches von den Materialisten in das Feine und Gemeine sortiret werde. Daß aber in dessen Ermangelung einige die braune Myrrhen dafür verkauffen/ wie Schurzius in seinem Buch pag. 37. ungefoltert gestehet/ ist nicht wohl zu dulten/ und kan solches an dem Geschmack erkandt werden/ indem das Bdellium bey weitem nicht so bitter/ als die Myrrha ist/ auch viel Holtz umb sich hat.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Theatrum-Literatur der Frühen Neuzeit: Bereitstellung der Texttranskription und Auszeichnung in XML/TEI. (2013-11-26T12:54:31Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme entsprechen muss.
Wolfenbütteler Digitale Bibliothek: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2013-11-26T12:54:31Z)
Arne Binder: Konvertierung nach XML gemäß DTA-Basisformat, Tagging der Titelblätter, Korrekturen der Transkription. (2013-11-26T12:54:31Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:

  • Langes s (ſ) wird als rundes s (s) wiedergegeben.
  • Rundes r (ꝛ) wird als normales r (r) wiedergegeben bzw. in der Kombination ꝛc. als et (etc.) aufgelöst.
  • Die Majuskel J im Frakturdruck wird in der Transkription je nach Lautwert als I bzw. J wiedergegeben.
  • Übergeschriebenes „e“ über „a“, „o“ und „u“ wird als „ä“, „ö“, „ü“ transkribiert.
  • Ligaturen werden aufgelöst.
  • Silbentrennungen über Zeilengrenzen hinweg werden aufgelöst.
  • Silbentrennungen über Seitengrenzen hinweg werden beibehalten.
  • Kolumnentitel, Bogensignaturen und Kustoden werden nicht erfasst.
  • Griechische Schrift wird nicht transkribiert, sondern im XML mit <foreign xml:lang="el"><gap reason="fm"/></foreign> vermerkt.



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/valentini_museum_1704
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/valentini_museum_1704/418
Zitationshilfe: Valentini, Michael Bernhard: Museum Museorum [...] Schau-Bühne Aller Materialien und Specereyen. Frankfurt (Main), 1704, S. 372. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/valentini_museum_1704/418>, abgerufen am 22.11.2024.